StVO: quo vadis ?

  • #11

    Tach,


    es kristallisiert sich (wie schon fast befürchtet) heraus, daß die Krux die Durchsetzung von (grundsätzlich vorhandenen und auch anwendbaren) Regeln ist. Wenn also ein Verstoß für alle wahrnehmbar nur seltenst geahndet wird, sinkt langfristig die Hemmschwelle. Ich denke, daß nur die Kombination aus tatsächlich abschreckenden Strafen (gern auch einkommens- und/oder vermögensabhängig, in Skandinavien funktioniert mit der gehaltsabhängigen Tagessatz-Berechnung und drakonischen Strafmaßen sehr gut) und entsprechender Kontrolldichte wirksam sein kann. Beides haben wir in D nicht in ausreichendem Maße. Bei der Polizei wird gespart bzw. hält man andere Baustellen für wichtiger.


    Gibt es eigentlich an Grundschulen noch so etwas wie Verkehrserziehung ?? Daß man den Kids wenigstens so paar grundlegende Begriffe und Vorschriften nahebringt, hielte ich für durchaus wichtig. Manchmal will mir scheinen, daß da die Prioritäten etwas verschoben sind... Aber wenn die moderne Mama auf dem Fahrrad telefonierend nebst Nachwuchs im Kindersitz (dieser selbstverständlich behelmt, nicht etwa die Mama...) bei Rot über die Ampel eiert und andere zur Vollbremsung zwingt (letzthin bei mir um die Ecke mit Entsetzen beobachtet), wo soll's dann herkommen...?

    Gruß
    Wolfgang


    "Übergewicht kommt selten im Kopf vor" (Art van Rheyn)

  • #12

    Lässt sich übrigens 1:1 natürlich auch auf die Situation bei uns in Österreich umlegen.
    Völlig rücksichtsloses egoistisches Denken, dass die STVO nur dort gilt, wo man einen Vorteil daraus ziehen kann, wenn sich die Anderen dran halten. Absolut hirnrissiges aggressives drängeln, überholen und Spur wechseln für wenn überhaupt wenige Sekunden Zeitgewinn.
    Der Gedanke, dass es eigentlich darum geht, dass alle gesund dort ankommen wo sie hinwollen scheint bei vielen so gut wie keine Bedeutung mehr zu haben.

    Ich glaube ja, dass jeder glauben soll, was er nun einmal glaubt, dass er glauben will, solange er nicht glaubt, dass ein anderer das glauben muss, was er glaubt!

  • #13

    Ich wohne in Hamburg relativ innenstadtnah und fahre fast täglich mit dem Möp zur Arbeit nahe dem Hauptbahnhof und zurück. Auf dieser Strecke ist naturgemäß sehr viel Stau.
    Ich bin noch recht jung (26) und habe Fahren auch in Hamburgs Innenstadt gelernt.


    Folgendes beobachte ich hier:
    In dem Verkehr innerorts habe ich als Motorradfahrer zum Glück recht selten Situationen, bei denen ich auf Fehler anderer reagieren muss. Als Motorradfahrer erlebe ich es auch immer seltener, dass Autofahrer es nciht mögen, wenn man sich an der Ampel nach vorne stellt.
    Insgesamt empfinde ich den Verkehr zwar nicht gerade als flüßig, abner dennoch als nicht gefährlich.


    Wenn auf der rechten Spur ein DHL-Wagen mit Warnblink hält, funktioniert das einordnen auf die linke Spur ohne Probleme, automatisch wird das Reißverschlussvcerfahren von fast allen Verkehrsteilnehmern angewendet.


    Was mir jedoch immer wieder auffällt, ist das Verhalten von 50er Rollerfahrern, die ohne Rücksicht auf das eigene überleben zeigen, wie man auch ohne Kenntnisse der StVO fahren kann.
    Auch Fahrradfahrer fahren sehr oft ohne Verstand. Von meinem Balkon kann ich all das sehr gut aus beobachten. Die meisten Fahrradfahrer fahren (sie haben ja Vorfahrt) geradeaus über eine Seitenstraße ohne zu gucken.
    Wenn da mal ein Autofahrer beim Abbiegen nicht aufpasst, dann hat er zwar Schuld, aber das bringt dem Radler dann auch nichts mehr.
    Außerdem fahren Fahrradfahrer gerne über Rot und erst recht die Fahrradkuriere wissen nicht, was eine Ampel zu bedeuten hat.


    Fußgänger gehen über die Straße und gucken nur auf ihr Handy -> Wenn's mal wieder Glatteis gibt, tja, dann war's das auch für die.


    Als Möpfahrer habe ich generell Angst vor LKW. Bis jetzt ist mir aber erst einmal ein LKW-Fahrer (der sogar Deutscher war) ins Auto rein gefahren, sonst noch nie Probleme gehabt.


    Bei älteren Fahrern bemerke ich gelegentlich eine gewisse Orientierungslosigkeit und dadurch plötzliches Wechseln der Fahrstreifen ohne zu blinken oder gar zu gucken. Einmal wäre es bei soetwas beinahe zu einem Unfall gekommen.


    Ich muss gestehen, dass ich meist die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschreite, wenn ich mit dem Motorrad unterwegs bin. Dann werde ich aber noch immer von jüngeren Männern in neueren Modellen von Audi und BMW überholt, die oft fahren, wie sie wollen. Hier kommt es gelegentlich zu Situationen, die gefährlich werden könnten. Meist sind diese Fahrer aber konzentiert und in der Lage, keinen Unfall zu verursachen.


    Alles in allem bemerke ich als Hamburger zwar viele Verkehrsverstöße, selten führen diese aber zu gefährlichen Situationen, sondern eher zu einem ausgedehnten Hupkonzert.


    Nachts stören mich vor allem die Leute, die doppelt so schnell fahren, wie erlaubt und dadurch bei mir mit offener Balkontür zur Straße sehr viel Lärm erzeugen.


    Auch die Roller- und Fahrradfahrer stören mich nicht so, denn es ist ja ihr eigenes Leben, das sie durch ihr Verhalten hauptsächlich gefährden. Warum sie das tun, ist für mich aber noch immer ein Rätsel.


    Achso, die Uneinsichtigkeit, Rettungsgassen zu bilden oder auf Einsatzfahrzeuge zu achten, ggf. auf der Gegenfahrbahn anzuhalten, falls der Einsatzwagen an dem (Ampel-)Stau vorbeifahren möchte, die regt mich richtig auf.


    Aber wie gesagt, vielleicht lernt man auch mit der Zeit, dieses Verkehrstreiben zu verstehen und vorauszusehen und nur daher kommt es einem nicht so gefährlich vor.
    In Japan und Italien, sowie in der Türkei und anderen Ländern kommt mir der Verkehr sehr gefährlich vor, für einen Einheimischen ist es aber ganz normal und passieren tut auch nur selten etwas, selbst wenn man mit 80 über eine Dorfstraße brettert, wo die Kurven nicht einsehbar sind und nicht zwei Autos einfach nebeneinander passen. Trotz Gegenverkehr hat uns unser einheimischer Fahrer immer sicher wieder zu Hause abgeliefert, auch, wenn da sehr schnelle Reaktionen notwendig sind. Und dabei telefonieren die Türken auch noch... Aber es klappt anscheinend....


    Vielleicht nur eine Gewöhnungssache?


    Grüße,


    Anon

  • #14


    Mein Sohn kommt erst dieses Jahr in die Schule und hatte dieses Jahr in der KiTa einen Tag der Verkehrerziehung mit Polizei und Zeugnis und allem drum und dran.
    Ich versuche ihm auch immer beizubringen, dass man immer gucken muss. Wenn man vom Fußweg auf den Fahrradweg ausweicht nach hinten zu gucken.
    Und dass Grün nicht heißt, dass man ohne zu gucken über die Straße laufen kann.
    Wenn wer anders schläft hat man schließlich selbst das Problem.



    Rechts überholen ist innerorts erlaubt. Busspur ist oft nur zeitlich beschränkt. Außerdem darf sie teilweise befahren werden und nur das Halten und Parken ist verboten. Je nach Beschilderung.

    Einmal editiert, zuletzt von Anon ()

  • #15

    Den Eingangspost kann wohl jeder unterschreiben. Sehe ich auch so. Manchmal ertappt man sich ja selbst beim Schludern....


    Als erste Therapie empfehle ich mal eine Stadtfahrt in südlichen Ländern, z.B. Catania oder Palermo, auch Teheran. Asiatische Verkehrsverhältnisse wie Thailand sind auch hilfreich. Wenn du dann zurück bist, dann regt dich so schnell nix auf, bei unseren vergleichsweise gesitteten Verhältnissen. :mrgreen:

    Soichane Sechse wia uns Fünfe gibt's koane Viere, weil mia Drei de zwoa Oanzig'n san


    Historie: Pantheon 125 2T (31' km) und Beverly 125 (44' km), MP3 400 LT (64' km)

  • #16


    Eigentlich sollte es in so einem Fall erlaubt sein auszusteigen, das Handy aus der Hand zu schlagen und drüberzufahren und bei Beschwerden sagen "Sein se froh, hätte auch ihr Kind sein können".


    Besonders Handy am Ohr am Steuer ... heutzutage hat doch jedes Handy Bluetooth und eine Freisprecheinrichtung bzw ein einfaches BT-Headset kostet 20€ ...
    Das Bußgeld 60€ (aufm Fahrrad 25€)

  • #17

    Es geht immer darum, dass wenn man mal eine Verkehrsregel ignoriert entweder nur sich selbst oder niemanden gefährdet. Das denken viele zu beherschen tun es aber nicht.


    Ein Beispiel: Auf der A9 ist seit ca. 6 Wochen nachts zwischen 22-6Uhr 100 Km/h wegen Lärmschutz. Obwohl da schon seit Jahren sog. Flüsterasphalt liegt. 120 sind leiser als auf einer normalen Straße 60. Die Strecke 8 spurig mehrere Kilometer Geradeaus. Jetzt sind da ein paar neue Hanseln hingezogen oder ein paar Immobilienmakler wollen den Wert Ihrer Immobilie steigern. Das wohl des Einzelnen geht über das Wohl der Allgemeinheit und schon sind da nachts 100 vollkommen sinnlos. Wenn ich da um 4 Uhr morgens zum Dienst fahre fahre ich halt tortzdem meine 160. Es gibt einen festen Blitzer aber nur für die beiden linken Spuren. Da kann ich abwägen, dass ich durch mein Verhalten niemand anders gefährde. Um 6:15 dürfte ich ja bei mehr Verkehr legal diese Geschwindigkeit fahren. Aber wenn ich durch nicht Blinken und keinem Schulterblick und noch dabei aufs Handy Staren jemaden in eine Gefahrensituation bringe ist das halt nunmal schlimmer auch wenn es erstmal harmloser klingt. Bei Strafen bin ich dann wenn für Fallbezogene Strafen. Denn es ist ein Unterschied ob man um 4Uhr morgens als einziger auf einer Startbahnbreiten Autobahn 60 zu schnell ist oder in einem Wohngebiet in einer 30er Zone 30 zu schnell ist.

    Begonnen am 3.3.2016 mit 532 Km ; 2212 ; 3653 28.06.16 ; 4193 1.7.2016 Auffahrunfall (mir hinten drauf) bei 5792KM am 21.7.16 Schwinge war verbogen, Tacho gabs unteranderem neu, aktueller Stand am 22.12.2016 10280

  • #18


    Ich hatte in meinem Eingangspost ja angedeutet, daß ich 12 Jahre am Stück außerhalb Deutschlands verbracht habe. Und das war nicht in der Schweiz oder Holland, sondern im wesentlichen in Rußland, Belarus, der Ukraine und Polen. Und glaub mir, ich bin durchaus hart im Nehmen, was Verkehrsverhältnisse betrifft, die man bei uns in jeder Hinsicht als "völlige Katastrophe" bezeichnen würde. Bin da auch mit dem Motorrad gefahren und hab mich arrangiert, weil ich überleben wollte. Wie gesagt, ich hab kein Problem damit, wenn es keine Regeln gibt - dann richte ich mich drauf ein. Was ich aber nach der Rückkehr vor zwei Jahren nicht so drastisch erwartet hatte: daß sich die Situation exakt in die Richtung entwickelt, die ich von da kannte, wo ich herkam. Natürlich haben wir in D (noch) halbwegs gesittete Verhältnisse, aber die Tendenz verursacht mir streckenweise schon Magengrummeln... Man muß sich ja nicht nach unten orientieren, schlimmer isses immer irgendwo.
    Ich hätt' halt gerne, daß im Interesse aller dem Recht (auch im Straßenverkehr) zur Durchsetzung verholfen würde und das auch entsprechend sichtbar wird. Aber wer bin ich schon... :roll:

    Gruß
    Wolfgang


    "Übergewicht kommt selten im Kopf vor" (Art van Rheyn)

  • #19

    naja die Kommunen müssen sparen da ist halt auch kein GEld für Polizei da. Und die müssen es erstmal schaffen sich um die wichtigen DInge zu kümmern und wenn mal jemand zuviel da ist um mal auf die Durchsetzung von Verkehrsregeln zu achten, dann sieht man Potenzial zum Sparen. In München ist z.B. die Polizeipräsenz seeeehhrr hoch. Auch wenn ich kreativ Fahre wurde ich erst einmal angehalten, da das Ortsschild 500Meter außerhalb des Orts war und ich um halb 2 nachts die Strecke das erste mal fuhr. Ansonsten. Ist es den Polizisten in München recht wurscht was du machst solange du keinen Anderen gefährdest. Im Stau durchschlängeln sie machen dir noch Platz. Bei Taxifahrergrün über die Kreuzung. Hat sich noch niemand von der anderen Richtung gerührt ok. Aber wehe du nimmst einem Radfahrer oder Fußgänger an der Kreuzung die Vorfahrt. Finde ich auch ganz angenehm diese Situation. Solange ich keinen Gefährde ist alles gut. Außer Polizisten haben um halb 2 nachts das Bedürfnis sich durch Fernlicht durch eine Linse die Netzhaut verbrennen zu lassen :lol:

    Begonnen am 3.3.2016 mit 532 Km ; 2212 ; 3653 28.06.16 ; 4193 1.7.2016 Auffahrunfall (mir hinten drauf) bei 5792KM am 21.7.16 Schwinge war verbogen, Tacho gabs unteranderem neu, aktueller Stand am 22.12.2016 10280

  • #20

    Ich fahre seit 1982, auch in Großstädten, anfänglich hauptsächlich München. Ich kann keine Veränderung der Verkehrssitten feststellen, partiell eher im Gegenteil, heute wird z.B. viel regelkonformer geparkt. Vielleicht wirken die ganzen potenten SUVs heute etwas bedrohlicher. Aber bereits damals war man der Depp, wenn man sich an das Geschwindigkeitslimit gehalten hat und wurde angehupt oder z.B. auf dem Mittleren Ring in München im 60er Limit von der Polizei ohne Blaulicht mit 90 überholt (heute ist in der Landshuter Straße ein fester Blitzer bei 50km/h Limit installiert, alle fahren 50...und 30 Meter danach wieder 80).


    Ich habe mich dann eben schnell angepasst und fahre seitdem mit der Masse unauffällig dauerhaft zu schnell (Limit plus MwSt), überhole wenn frei ist - egal ob's erlaubt ist, links oder rechts, gebe nach fest installierten Blitzern wieder Gas und warne andere vor Radarfallen, etc. Ich befinde mich gefühlt in guter Gesellschaft mit dem Großteil der anderen Fahrer und habe im Schnitt der letzten 20 Jahre pro Jahr 3 Tickets unter 30 EUR.


    Natürlich gibt es ein paar Todsünden, die man tunlichst unterlassen sollte, wie nicht absolut jederzeit anhaltefähig an kleinen Kindern vorbeizufahren oder auf der Autobahn rechts zu überholen. Nicht blinken gehört m. E. auch dazu :x .


    Andererseits:
    Wenn flächendeckend kontrolliert würde und alles etwas regelkonformer ablaufen würde, hätte ich auch kein Problem damit.
    Aber freiwillig damit anfangen so lange es noch so billig ist? :think:

    :laughing-rolling:
    Sigi
    -- Member of GDZR --
    ----
    Biking is poetry in motion

    2 Mal editiert, zuletzt von Sigi64 ()

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