Hallo aus Lemgo,
in einer Sache muß ich "Reinglas" wegen von mir gemachter Beobachtungen wiedersprechen.
Er Schrieb: "Ungleichmäßige Abnutzung wird nur fertigungstechnisch bedingt sein."
Ich habe schon vor Jahrzehnten an meinen Motorrädern die Beobachtung gemacht das die Reifen gerade im
Mittenbereich über den Umfang ungleichmäßig verschleissen und dies hauptsächlich am Vorderreifen.
Aus Interesse habe ich dann die Profiltiefe von Neureifen an den immer gleichen Messpunkten gemessen.
Ergebnis: Immer die gleiche Profiltiefe.
Vor Jahrzehnten hatte ich die Gelegenheit einer Werksbesichtigung (inkl. Produktion) im Continentalwerk Hannover.
Damals wurde schon gesagt das die Profiltiefen auf 1/10tel genau eingehalten werden. Da heutige Wekzeugmaschinen
auf 1000stel genau arbeiten wird die Genauigkeit noch zugenommen haben.
Weder beim vollautomatisch gesteuerten und überwachten Abkühlprozess noch sonstwo verändert sich danach noch
die Profiltiefe.
Die Synthesekautschuk und Silica-Mischungen sind absolut homogen und können sich maximal chargenweise
minialst unterscheiden da vollautomatisierte Misch,- Wiege und Portionierungsverfahren eingesetzt werden.
Heute bestehen fast alle Motorradreifen aus einer verschleissfesteren Silicamischung im Mittenbereich und einer
weicheren, griffigeren, sogenannten Russmischung auf den Reifenflanken. Genau in diesem Übergangsbereich können
die Reifen tatsächlich etwas ungleichmäßig verschleissen. Das gilt aber wohl weniger für uns als für hochmotorisierte
Sportmotorräder die dementsprechend bewegt werden.
Meine Beobachtungen beziehen sich auf den Mittenbereich wo im allgemeinen eine Silica Mischung eingesetzt wird.
Gerade an meinem Bridgestone BT30 Vorderreifen ist mir folgendes aufgefallen.
An einer Stelle, fast mittig, laufen 3 Rillen zusammen. An dieser Stelle ist, dadurch das hier die Aufstandsfläche durch die
zusammenlaufenden Rillen geringer ist die Restprofiltiefe am geringsten. Durch die zusammenlaufenden Rillen arbeitet
hier das "Gummi" an den Rillenkanten stärker und hat wie schon gemessen hier den höchsten Verschleiss. Ich finde das beim
von "Bastian" gefahrenen "Tourance Next" die Rillen zur Wasserverdrängung geschickter angebracht
sind und somit ein punktuell höherer Verschleiss wie bei meinen alten "Bridgestone BT30" vermieden wird.
An den besagten Stellen war der "BT30" schon unter der Verschleissgrenze. Der Unterschied zwischen tiefster und flachster
Profilrille im Mittenbereich betrug 1,4mm!! Von 2,7 bis 1,3mm. Ärgerlich, sonst hätte ich den Reifen noch ca. 3000 Km fahren
können.
Ich habe den Vorderreifen nach der Demontage nochmals komplett durchgemessen.
Ergebnis: Auch über den Umfang unterschiedlich starker, punktuell stärkerer Verschleiss und das besonders extrem
an den Stellen wo die Rillen zusammenlaufen. (Hier allein Differenzen von 0,7mm)
An eine Unwucht, die durch ungleiche Masseverteilung des "Gummis" bzw. des Gürtels in der Produktion entstanden ist
glaube ich nicht. Dazu ist die Verteilung des Verschleisses zu ungleichmäßig.
Ich denke das es einerseits durch die verschieden griffigen bzw. rauen oder glatteren Fahrbahnoberflächen in der
jeweiligen Fahrsituation zustande kommt. Andererseits spielen anscheinend Unebenheiten und das damit einhergehende
Dämpfverhalten sowie das Bremsverhalten in der jeweiligen Fahrsituation eine Rolle.
Normalerweise würde ich denken das sich diese Faktoren bei so vielen Radumdrehungen im laufe eines Reifenlebens
statistisch gesehen aufheben und ein gleichmäßiger Verschleiss stattfindet. Aber meine Beobachtungen sprechen dagegen.
Mag sein das ich immer Reifen hatte die für dieses Verschleissverhalten anfälliger waren. Aber das dieses Verschleiss-
verhalten produktionsbedingt ist schliesse ich aus den oben genannten Gründen und auf Grund meiner gemachten
Beobachtungen aus.
Mal schauen wie sich der Pirelli verhält, bis jetzt ist die Profiltiefe noch absolut einheitlich.
Ihr könnt durchatmen, habe fertig.
Gruß aus Lemgo, Thomas