Da ich hier kürzlich gelesen habe, dass man beim Stufenführerschein "durchgewunken" wird und so gut wie niemand durchfällt, möchte ich meine Erfahrungen mit Euch teilen und bin gespannt, was Ihr oder Freunde so erlebt haben.
1997 habe ich B (PKW) und A1 (125ccm) gemacht und bin bis Anfang der 2000er Auto und Moped gefahren, die letzten 20+ Jahre nur Auto. Durch einen Jobwechsel und die nervige Parksituation als Innenstadtbewohner habe ich dieses Frühjahr beschlossen, mir einen Honda Forza 125 SE zu kaufen zum Pendeln. Den kann ich jederzeit vor der Tür parken, super. In der Stadt macht er echt Spaß, auf Landstraßen über 80Km/h oder wenn man gar mal auf die Autobahn muss, wird es aufgrund der fehlenden Beschleunigung zwischen LKWs schnell gefährlich. Kürzlich habe ich ein Video gesehen, in dem einer der Tuner (Variomatik, Gewichte...) stolz präsentiert hat, dass sein 125er Forza jetzt von 0-100 "nur noch" 22 Sekunden braucht. Rasen war nie meins, aber Durchzug möchte ich, wenn man ihn doch mal braucht und aufgrund des neuen Jobs war kaum Zeit, den offenen A-Schein zu machen. Also dachte ich erstmal an den Stufenführerschein A1 auf A2, für einen stärkeren Roller um die 350ccm.
Das Prozedere:
- Bei der Fahrschule anmelden und einen Ausbildungsvertrag unterschreiben
- Komplette Bekleidung kaufen, sofern nicht vorhanden, die hatte ich aber schon und trage nicht gern das Leihzeug der Fahrschule
- Sich einen Erste - Hilfe - Kurs in der Nähe suchen, kostet ca. 50€ inkl. Sehtest und geht einen ganzen Tag lang. Das war echt interessant und eine gute Auffrischung. Falls man einen Nachweis hat, der nicht zu alt ist, entfällt der Kurs (ich meine, der Nachweis durfte in 2025 nicht älter als aus 2017 sein).
- Antrag auf Fahrerlaubnis von der Stadt/Gemeinde runterladen, ausfüllen (inkl. Angabe der Fahrschule), ein aktuelles biometrisches Foto und den originalen Erste-Hilfe-Nachweis beilegen. Die Bearbeitungsdauer liegt zwischen wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten, ich hatte Glück und es ging sehr schnell. 50€ Gebühren an die Stadt inkl. 5€ für das Zusenden des neuen Führerscheins durch die Bundesdruckerei. Ein Jahr lang ist die Genehmigung zur Prüfung gültig.
- Nun ging der Unterricht los. Zuerst saß ich auf einer Rebel 500, die mir viel zu klein war, obwohl ich mit 1,80m kein Riese bin. Auf der Hornet 500 war es gleich viel besser. Das Schalten verlernt man nicht, ist wie Schwimmen oder Radfahren. Jedoch fährt man so, wie man es sich angewöhnt hat und das will kein Prüfer sehen. Also gleich mal noch zwei Doppelstunden hinzugebucht. Auch die vier Grundfahrübungen der verkürzten praktischen Prüfung fand ich gar nicht ohne, da ich so eingerostet war und erstmal Vertrauen zum Moped aufbauen musste.
- Nachdem der Fahrlehrer und ich zufrieden waren, wurde ich zur Prüfung angemeldet (TÜV oder DEKRA nehmen die Prüfung ab). Einen Tag vor der Prüfung fiel mein Moped aus und ich musste nochmal schnell auf der NC750X (Schalter) üben und es war Liebe auf den ersten Blick.
- Prüfungstag: Mit dem Moped zur DEKRA, Fahrlehrer hinterher. Der Prüfer hat erstmal technische Fragen zum Moped gestellt, darauf war ich vorbereitet und das war einfach. Dann ab zur abgesperrten Strecke mit den Kegeln für die 4 Grundfahraufgaben (Slalom Im Schrittempo, Vollbremsung aus 50Km/h auf 0, Ausweichen mit 50Km/h ohne zu bremsen und von 50 auf 30 runterbremsen und dann ausweichen. Auch alles super trotz verregneter Strecke. Dann ging es durch die Stadt, über Dörfer und auf die Autobahn und zurück zur DEKRA. Gefühlt hat das 2 Stunden gedauert, es sollen aber nur 40 Minuten sein. Führerschein abgegeben, einen Ausdruck bekommen (den Vorläufigen) und das war's.
Es sind auch schon bei den Grundübungen und bei der Fahrt durchaus Leute durchgefallen. Versagen dir bei den Grundübungen die Nerven oder du machst während der Fahrt einen Fehler, den der Prüfer nicht durchgehen lassen kann, war es das. So einfach, wie der Stufenführerschein gern dargestellt wird, fand ich ihn nicht. Routinierte Fahrer mit guten Nerven sind hier im Vorteil.
Kosten:
- 50€ Antrag
- 50€ Erste - Hilfe - Kurs
- 140€ Prüfgebühr DEKRA/TÜV
- 250€ Prüfungsfahrt Fahrschule
- 150€ Doppelstunde Fahrschule (1,5h)
Rund 700€ wird man mindestens los, es richtet sich nach den erforderlichen Fahrstunden. Bei mir sind es gute 1000€ geworden. Wiederholt man nach 2 Jahren das Prozedere, um von A2 auf A aufzusteigen, könnte man mit dem Minimum hinkommen.
Wenn man die Zeit hat und die mindestens 3000€ für A direkt und nicht zu faul ist, fleißig für die dort erforderliche theoretische Prüfung zu lernen, würde ich das bevorzugen. Man hat dann freie Auswahl bei der Maschine und keinen erneuten Prüfungsstress. Andererseits kann es für unerfahrene Einsteiger auch gut sein, erstmal 2 Jahre oder mehr mit A2 zu üben.
Persönlich finde ich das Prozedere, dass man nach 2 Jahren A2 genau die gleiche Prüng nochmal wiederholt, um auf A zu kommen, unsinnig. Das hinterlässt einen Geschmack von Geldmacherei. Vielleicht täusche ich mich, aber ich erkenne den Sinn dahinter nicht.