So ein Federbein hat zwei Anschläge: Einen, der beim vollständigen Einfedern erreicht wird, und einen zweiten, der beim vollständigen Ausfedern erreicht wird. Wenn diese Anschläge während der Fahrt erreicht werden, wird das das Fahrverhalten negativ beeinflussen.
Nun federt das Fahrzeug, abhängig von der Beladung, unterschiedlich weit ein: Bei einem schweren Fahrer mehr, bei einem leichten Fahrer weniger. Das bedeutet aber auch, daß das Federbein schon in seiner Ruhelage, also bei Fahrt auf einer glatten Fahrbahn, bei einem leichten Fahrer und bei einem schweren Fahrer, unterschiedlich weit von seinen Anschlägen entfernt ist.
Man kann sich leicht vorstellen, daß während der Fahrt auf unebener Strecke, der schwerere Fahrer das Federbein beim Einfedern eher an den Anschlag bringen wird, als der leichtere Fahrer. Entsprechendes gilt beim Ausfedern, nur umgekehrt. Es wäre also gut, wenn man das Federbein so einstellen könnte, daß es beim schweren und beim leichten Fahrer immer gleich weit von seinen Anschlägen entfernt ist. Durch Ausprobieren haben Motorradfahrer ermittelt, wo innerhalb des Federwegs die ideale Ruhelage des Federbeins ist, um in beide Richtungen genug Luft bis zu den Anschlägen zu haben.
Diese ideale Stellung des Federbeins ist mit einer - und nur einer - ganz bestimmten Fahrzeughöhe verknüpft. Der leichte Fahrer federt nur wenig ein, also muß vielleicht, um die ideale Stellung des Federbeins zu erreichen, die Fahrzeughöhe heruntergestellt werden. Steigt dann der Beifahrer auf, geht das Fahrzeug in die Knie - die Fahrzeughöhe hat sich durch das Gewicht des Beifahrers verringert, sie ist jetzt zu klein, und das Federbein ist nicht mehr in seiner idealen Stellung. Abhilfe: Das Fahrzeug muß höher gestellt werden, bis das Federbein wieder seine ideale Stellung erreicht hat.
Und das ist der Zweck der Verstellung am Federbein: Die sich durch Beladung verändernde Fahrzeughöhe so zu korrigieren, daß das Federbein in seiner idealen Stellung ist, in der bis zu beiden Anschlägen sinnvolle Federwege zur Verfügung stehen.
Daß verschiedene Höheneinstellungen als unterschiedlich hart empfunden werden, liegt an der Umlenkung zwischen Schwinge und Rahmen. Der normalerweise lineare Zusammenhang zwischen dem Weg, den eine Feder zusammengedrückt wird und der dazu notwendigen Kraft, wird durch die Umlenkung verzerrt. Abhängig von der Höheneinstellung, ist die Umlenkung in einer anderen Stellung und die Kombination von Feder und Umlenkung an einem anderen Arbeitspunkt.
Doch es ist nicht der Zweck der Verstellung am Federbein, die Fahrzeughöhe zu mißbrauchen, um zusammen mit der Auswirkung der Stellung der Umlenkung eine harte oder weiche Charakteristik zu erreichen, sondern der Zweck ist, das Federbein in eine Stellung zu bringen, daß der verfügbare Federweg auf ein sinnvolles Verhältnis von "Weg zum Einfedern" und "Weg zum Ausfedern" aufgeteilt wird. Und wie gesagt - diese Stellung ist mit einer bestimmten Fahrzeughöhe verknüpft.
Zuletzt noch diese Notiz: In meinem Fahrerhandbuch wird die Abhängigkeit von Beladung und Einstellung erwähnt ("Sie können die Federvorspannung mit dem Einsteller je nach Zuladung oder Fahrbahnbeschaffenheit einstellen.")