Ein anderer Effekt kommt hinzu: Nehmen wir mal an wir hätten ein Moped mit 35 kW und eines mit 66, 72, 95 oder auch 99 kW (hatte ich alles schon). Beide haben einen identischen Drehwinkel des Gasgriffs. Natürlich steigt die Leistung nicht linear zur Position des Gasgriffs, aber beim stärkeren Moped setzt ein deutlich kleinerer Drehwinkel bereits erheblich mehr Leistung frei. Hat man keine freie Fahrt, ist das deutlich anstrengender, weil man viel feinfühliger Gas geben muss. Wer z. B. zum Job pendelt, der wird froh sein, wenn er nur 35 kW oder besser noch deutlich weniger zur Verfügung hat. Da fährt man morgens noch nicht ganz wach und Feierabend k.o. vom Tag weit entspannter und sicherer. Weil man auch als Grobmotoriker die Leistung fein regulieren kann, wenn sich weniger Leistung auf den Drehwinkel verteilt.
Übrigens bin ich viele Jahre mit 125ern und diversen dicken Mopeds gependelt, ich hatte auch kleine "Große". Mit einer 125er fährt man zwar oft recht billig (Anschaffung, Verbrauch, Reifen, Versicherung etc. - alles billig), aber die sind meist zu schwach, um insbesondere mit den modernen Lkws mithalten zu können. Das bedeutet dann auch ein hohes Risiko und viel Stress. Mit einem dicken Moped zu fahren ist so teuer wie mit dem Auto und wenn der Verkehr zu dicht ist, macht das vermeidbaren Stress. Optimal für den Weg zum Job sind alte 250er mit sagen wir mal 10 bis 20 kW. Billig, aber stark und schnell genug um nicht im Verkehr unterzugehen. Ich hatte z. B. über die Jahre mehrere Yamaha XV 250, zum Teil mit 13 und zum Teil mit 16 kW. Die perfekten Pendlermopeds, die auch in Gegenden wie der Eifel perfekt sind: Man kann Cruisen, die Kurven, Licht, Luft und Landschaft genießen ohne permanent den Leistungsüberschuß verwalten zu müssen, weil man quasi ständig ungewollt zu schnell viel zu schnell fährt.
Mit meinen aktuellen 40 kW bin ich sehr zufrieden, mehr Leistung brauche ich nur für weite Strecken, die ich nicht mehr fahre. Ich bin mit den Jahren halt ein wenig zu verweichlicht. Es gab Zeiten, in denen ich auf der Autobahn den Hahn aufgerissen habe und 300 km in unter 2 Stunden gefahren bin - inkl. weitgehender Einhaltung der erlaubten Tempi und einem Tankstopp. Das bedeutete häufiges Fahren zwischen 200 und 250 km/h.
Also so um die 50 Pferdchen Leistung halte ich für eine für fast jede Situation auf öffentlichen Straßen sehr gut passende Leistung. Ich habe mir angesichts meiner langjährigen Erfahrung ganz bewußt ein Moped mit nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel Leistung gekauft. Das mag nicht für jeden passen, für mich schon.
Gruß Michael