Lille:
Ich bin völlig deiner Meinung. Die moderne Medizin - gerade auch bei alten Menschen - ist sehr vielschichtig und so muss man sie auch betrachten.
Eines der Probleme ist dass die Medizin schon so viel kann, dass man alte Menschen nicht in Würde sterben lässt. Das ist auch etwas, das eher mit dem Umsatz für die Ärzte und Krankenhäuser als mit Menschlichkeit zu tun hat. Letztlich ist es immer eine Frage der körperlichen und geistigen Gesundheit.
Meine demente Mutter ist kürzlich in ein Seniorenwohnheim umgezogen. Wir Kinder waren übereinstimmend der Überzeugung, dass das dringend nötig war. Sie konnte sich inzwischen nicht mehr richtig versorgen. Da mein Vater mit dem sie fast 60 Jahre zusammen war schon 2014 verstorben ist, ist sie im Augenblick dankbar für das schöne Leben, das sie hatte, aber sie leidet unter ihrer Demenz (sie kämpft vor allem mit dem Gedächtnis. Im Gutachten zu ihrer Demenz ist Ihre noch immer sehr hohe Intelligenz ausdrücklich festgestellt worden. Sie kann daher viele Ausfallerscheinungen noch kompensieren und erlebt den Verfall ihrer kognitiven Fähigkeiten zum Teil sehr bewußt mit).
Leider ist sie mit 78 körperlich noch verhältnismäßig fit, d. h. es ist zu erwarten, dass sie noch etliche Jahre vor sich hat. Jahre, in denen Gedächtnis, Verstand und Persönlichkeit mehr und mehr verfallen werden. Für mich ist die Vorstellung Horror, dass in Deutschland jedem Menschen die beste medizinische Hilfe zuteil wird - ob das nun Sinn macht oder nicht. Sogar wenn das eigentlich unmenschlich ist.
Es ist zu befürchten, dass meine Mutter auch dann noch durch "gute" Pflege leben wird (oder leben muss), wenn ihr Leben schon lange vorbei sein wird.
Gruß Michael