Sonnenschein Wie ich schon sagte, es gibt vieles zu verbessern. Es aber mit einem Rundumschlag den Ärzten oder dem Abrechnungssystem in die Schuhe zu schieben, ist nun wirklich kein Argument, die Impfung in Frage zu stellen. Wer mit solchen pauschalen Urteilen seine Skepsis zur Corona-Impfung begründet, hat also keine inhaltlichen Argumente. Das ist zu einfach und wird der Sache nicht gerecht. Klar kann ich diesen Leuten das verübeln.
Es ist richtig, dass wir in manchen Bereichen medizinisch überversorgt sind und es z. B. unnötige OPs gibt. Umgekehrt wäre jedoch deutlich schlimmer. Da ist der ständig verfügbare medizinische Luxus auch hinderlich. Damit aber zu rechtfertigen, dass man deshalb kategorisch die Medizin ablehnen kann, wenn es einem in den Kram passt, ist weder differenziert noch klug. Fakt ist, wer medizinische Hilfe in Anspruch nehmen will, bekommt sie in Deutschland. Würden diese Ärzteverdrossenen nach einem Motorradunfall auch sagen, dass Sie eine OP zur Rettung des Beins oder gar Lebens ablehnen, weil ja alle Ärzte zu gierig sind? Da wird dann plötzlich wieder Vertrauen in die Medizin da sein.
Ein Bekannter von uns ist Chirurg, Fachgebiet Wirbelsäule. Er arbeitet bewusst in einem Klinikum, Schicht, fährt zusätzlich auch Notarzteinsätze. Nicht weil er müsste, sondern weil er es wichtig findet. Für ihn tun mir solche lapidar dahingeworfenen Anschuldigungen echt leid.
Ja, es gibt unlautere Ärzte, die große Masse nimmt den Job aber ernst. Und dass ein Abrechnungssystem auch strukturelle Nachteile oder Missbrauchsmöglichkeiten bieter, ist klar. Dass man da permanent nachschärfen muss auch. Ohne ginge es jedoch auch nicht, man braucht Richtwerte, sonst funktioniert ein System garnicht. Dies aber für eine eigene Haltung in einem so wichtigen Thema zu instrumentalisieren, ist völlig daneben.