Hallo aus Lemgo,
wie versprochen hier noch ein Update zu meinem Gabel und Sitzbankumbau.
Vorab möchte ich etwas anmerken:
Oftmals ist man zu sich selber nicht ganz ehrlich bzw. lässt sich durch den Plazeboeffekt täuschen. Ich möchte euch aber
einen möglichst neutralen Eindruck vermitteln der dem entspricht was sich tatsächlich zum besseren verändert hat.
Also kein "tausendmal besser wie vorher" etc.
Ich fang mal mit der Gabel an:
Als erstes, eine Sänfte kann man bei einem Federweg von 120mm nicht erwarten!
Das war mir bewusst und auch nicht mein Problem. Das störende waren für mich vor allem harte Schläge die recht un-
gedämpft in den Lenker durchschlugen und die Gabel und den Lenker stark unruhig machten.
Bei meiner ersten Testfahrt nach dem Umbau habe ich sofort bemerkt das die Gabel viel schluckfreudiger geworden ist und
der Vorderbau sowie der Lenker viel ruhiger blieben.
Was Schlaglöcher und stark unebene Strassen mit kurzen starken Bodenwellen anbelangt ist der Umbau ein voller Erfolg.
Ein weiterer Test stand noch aus:
Heute haben wir eine längere Tour gemacht und ich konnte testen ob die Gabel jetzt unterdämpft ist und sich eventuell in
schnell gefahrenen, unebenen Kurven aufschaukelt. Ich kenne eine Kurve die man mit ca. max. 110 durchfahren kann. Das
besondere an der Kurve ist das sie mehrere Bodenwellen in recht gleichmäßigem Abstand aufweißt wo sich ein unterdämpftes
Fahrwerk unweigerlich leicht oder sogar stärker aufschaukelt, was lebensgefährlich werden kann!
Als ich damals diese Kurve zum ersten Mal mit der BMW schnell durchfahren habe ist mir der Arsch ein wenig auf Grundeis
gegangen. Die BMW mit ihren 150mm Federweg hat sich leicht aufgeschaukelt, die NC dagegen, noch mit der original Feder-Dämpfungskommbination, war da wesentlich unempfindlicher.
Lange Rede kurzer Sinn, auch diesen Test hat die Gabel mit Bravour bestanden. Ich bin sehr zufrieden, damit kann ich leben.
Ich werde keine Änderungen mehr vornehmen.
Das die Gabel bei einer Vollbremsung auf unebener Strasse nicht durchschlägt hatte ich schon weiter vorne im thread
erwähnt. Also alles im grünen Bereich.
Was habe ich gemacht:
Gabel demontiert und zerlegt. Dann am Gabelkolben die zwei 5mm Ölbohrungen auf 8mm aufgebohrt und 12mm weiter oben
um 90° verdreht noch zwei zusätzliche 8mm Löcher gebohrt.
WICHTIG: die Löcher müssen innen und aussen gut entgratet werden, Späne haben in der Gabel nichts zu suchen! Jetzt sind
die Löcher so groß das das Öl ohne Widerstand hier durchströmen kann. Die Dämfung übernehmen jetzt die Bohrungen im
Gabelventil bzw. bei stärkeren Schlägen zusätzlich der federbelastete Gabelventilteller!
Danach habe ich den Gabelkolben samt der kurzen Feder und dem Gabelventil eingeschoben. Danach die neue Feder, die
große Unterlegscheibe und die Distanzhülse eingeschoben. Da die neue Feder länger ist und das Gabelventil auch ca. 20mm
lang ist standen die Hülsen oben jetzt ca. 80mm heraus.
Vor dem Zerlegen stand die Distanzhülse ca. 10mm über. Da ich etwas mehr Vorspannung haben wollte habe ich die Distanz-
hülse ca. 20mm über dem Gabelrohr abgetrennt.
Jetzt habe ich noch soviel SAE 10-Öl eingefüllt das das Luftpolster um ca. 10mm kleiner wurde als bei der Originalfüllung. Dann
den Schraubdeckel eingeschraubt, fertig für die Gabelmontage.
Alle weiteren Daten etc. findet ihr in diesem thread bzw. in den von mir verlinkten Seiten.
Für den Umbau hier noch eimal ein Link zu einem Video in dem ihr einen kompletten Umbau sehen könnt:
Ich möchte mich zu dem Thema noch einmal selber zitieren (s.u.).
In einem älteren Beitrag, indem ich auch den Federechner etc. vorgestellt habe, erkläre ich warum ich mir die Arbeit gemacht
habe das Feder-Dämpfungssystem zu verstehen. Einfach gesagt, um dann daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und ziel-
genau die für mich richtige Feder-Dämpferkommbination zu finden.
ZITAT:
"Ich bin jetzt zu dem Ergebnis gekommen das in meiner Gewichtsklasse lineare Federn die bessere Wahl sind. Die linearen
Aftermarket-Federn der üblichen verdächtigen scheinen aber alle eine Federrate von 8-8,5 zu haben. Das ist wie ich herauslesen
konnte gerade für leichte Fahrer wie mich, die etwas komfortabler als mit der Originalfeder unterwegs sein möchten, zu hart. Bei
den "progressiven" Federn scheint es noch schlimmer zu sein. Das sind nicht funktionierende Kompromisse zwischen, im
weichen Teil etwas härter bezogen auf die Originalfeder und im harten Teil einfach immer noch zu hart. "progressiv" gehr garnicht,
ist einfach nur eine Verschlimmbesserung. Wie gesagt, diese Feststellungen sind auf meine Leichtgewichtsklasse bezogen!"
Wer hauptsächlich alleine fährt, aber etwas schwerer ist für den denke ich das eine Kombination aus einer linearen Feder mit
einer Federrate von 7,5 bis max. 8,5 N/mm in Verbindung mit einem Gabelventil einen klaren Komfortgewinn gerade bei
schlechten Strassen bringt. (Bei meinem Körpergewicht von 68Kg und einer Feder mit 7,0 N/mm hat's geklappt.)
Fährt man zu zweit und eventuell auch mit Gepäck ist ja hauptsächlich das Federbein gefordert. Nur bei Vollbremsungen könnte
eine Lineare Feder eventuell leicht durchschlagen. Dann kann man immer noch die Federvorspannung leicht erhöhen, die
Vorspannung der Gabelventiltellerfeder erhöhen, das Luftpolster verkleinern oder dickeres Öl (z.B. SAE 15) einfüllen. Wer das
System erst einmal verstanden hat findet garantiert eine Lösung die etwas mehr Komfort bietet.
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So, jetzt noch zur Sitzbank:
Das mir die gerade Sitzbank in Zusammenhang mit der Lenkerverlegung besser gefällt wie das Original hatte ich schon gesagt.
Heute sind wir 143 Km gefahren. Nach ca. 50-60 Km habe ich meinen Popo bemerkt. Ich habe sehr wenig Sitzfleisch so das
mein Steissbein (Sitzknochen) recht empfindlich ist. Das als Schmerz zu bezeichnen wäre übertrieben.
Ich will es mal so sagen, auf der BMW habe ich damals experimentiert und nach zwei Versuchen die gerade Sitzbank mit
RG100 Verbundschaumstoff als optimale Lösung für mich gefunden. Auf der NC habe ich es genauso gemacht.
Das Ergebniss ist, war, das sich genau wie heute nach ca. 50-60 Km ein Druckgefühl einstellt. Als Lösung rutsche ich dann
einfach eine Zeit lang nach hinten an die Lehne.
Das tolle daran ist das ich nach ein paar Kilometern wieder nach vorne rutschen kann und mein Popo dann keine Symptome
mehr zeigt. Das habe ich auch schon von anderen gelesen und gehört die erst skeptisch waren weil die vom Polsterer aufge-
polsterte Sitzbank anfangs zu hart erschien aber auf längeren Strecken als angenehm empfunden wurde.
Da kann ich mich nur anschliessen und das bestätigen. Bei der Originalsitzbank war es unangenehmer und blieb dann auch auf
Dauer etwas unangenehm.
Wo genau der Unterschied des komplett geschäumten Sitzbankschaums der NC und des aus Schaumstoffstücken unter Wärme,
Druck und mit Kleber verpressten Verbundschaumstoffs liegt kann ich nicht sagen. Ich denke aber das es einen Grund gibt
warum Polsterer bei Motorradsitzen diesen bevorzugen.
Ich habe definitiv eine Verbesserung verspürt und werde die Sitzbank so lassen.
Und denkt daran, jeder Arsch ist anders.
Eine Bitte habe ich, wenn ihr eventuell in der Zukunft die Gabel umbauen oder die Sitzbank polstern wollt, kopiert die Seiten in
einen Ordner auf eurem PC. Dann findet ihr es schnell wieder. Eventuell hilft euch das im Fall der Fälle zusammen mit
Informationen aus anderen Quellen weiter.
Für mich sind die Themen Sitzbank, Lenkerverlegung und Gabelumbau abgeschlossen. So umfangreich werde ich mich nicht
mehr dazu äussern. Ich habe mir Mühe gegeben damit ihr das Ganze einigermassen nachvollziehen könnt, das macht Arbeit
und kostet Zeit auch wenn es mir Spaß macht. Jetzt muß es gut sein, macht was draus, danke.
Gruß aus Lemgo, Thomas