Jetzt weiß ich, auf was ich demnächst wechseln werde, um meinen Hinterreifen endlich auch an den Flanken ordentlich abfahren zu können… .
Knut hätte geschrieben: 218 PS braucht man mindestens… :D.
Und auch die Journalisten der MOTORRAD vom 12.6.2015 waren sehr angetan:
Nach der Z 750 Turbo aus den 1980er Jahren hat Kawasaki wieder ein Motorrad geschaffen. Die Ninja H2 verfügt über einen 1000er Vierzylinder mit Kompressor, und dieser Orkan im Inneren entfacht außen Orkane an Beschleunigung und Geschwindigkeit. Mit 218 PS ist die H2 die stärkste je bei MOTORRAD gemessene (getestete?) Serienmaschine.
Was für ein Motor! Schon im unteren Drehzahlbereich mächtig präsent, wirkt er hier wie ein durchzugsstarker 1500er. Oben hinaus, wenn der Ladedruck die kleine „Boost“-Anzeige im Cockpit mit schwarzen Balken füllt, zeigt er sich fast so drehfreudig wie ein aktueller 1000er-Supersportler – nur viel mächtiger.
Wahrscheinlich rührt dieser Eindruck vom unbedingten, fast perfekt linearen Aufwärtsstreben der Leistungs- und Drehmomentkurven über fast den gesamten nutzbaren Drehzahlbereich.
Den Gipfel bildet ein 1000 Umdrehungen breites Plateau, dessen Höhe zwischen 215 und 218 PS liegt. In nicht gewollter, aber kaum vermeidbarer Blasphemie kommen einem beim Fahren Gebetsfragmente wie „die Kraft und die Herrlichkeit“ in den Sinn.
Von null auf 200 in sieben Sekunden ist eine entschiedene Ansage, und die positive Kehrseite der kurzen Übersetzung zeigt sich in den wahrhaft reißerischen Durchzugswerten. Ist ein Kraftpaket wie die H2 überhaupt alltagstauglich? Abgesehen von der hohen Handkraft der Kupplungsbetätigung, kommt sie ihren Fahrern im profanen Berufsverkehr in der Stadt und über Land weit entgegen.
Die beiden Ausgleichswellen vor und hinter dem Zylinderblock tragen den Hauptanteil zur hohen Laufkultur bei.
Wer der Faszination erliegt und leistungsfreudig fährt, kann leicht auch weit über zehn Liter auf 100 Kilometer abfackeln.
Denn nach Foto-, Mess- und Verbrauchsmessfahrten sowie den Prüfstandsläufen war der Hinterreifen schon von den Strapazen gezeichnet. Selbst bei ziviler Fahrweise frisst ihn die H2 geradezu auf.
Als Referenz bei der Testrunde diente die Yamaha YZF-R1. Sie war sehr hilfreich, weil sie rasch klarstellte, was die Kawasaki H2 nicht ist: ein Supersportler. Das war zu vermuten, da sie über einen langen Radstand und einen vergleichsweise langen Nachlauf verfügt, außerdem zwischen 30 und 40 Kilogramm mehr wiegt als die aktuellen Supersportmotorräder. Hinzu kommt, dass 129 der insgesamt 239 Kilogramm auf dem Vorderrad lasten.
Forciert sportliches Fahren auf Strecken mit vielen langsamen Kurven oder im Top-Test-Parcours ist nicht ihre Sache. Sie will mit ruhiger Hand und mehr Zeit in Schräglage gebracht werden als die flink vorausturnende R1 und schiebt in weit herumgezogenen, langsam zu fahrenden Bögen spürbar übers Vorderrad.
„Am Anfang habe ich hier so viele Fehler gemacht wie mit kaum einem anderen Motorrad, die H2 fordert alle Konzentration“, konstatierte ein sichtlich erschöpfter Top-Tester Georg Jelicic nach zahlreichen Durchgängen im schnellen und langsamen Slalom. Den wahren Kurvengenuss mit der H2 bereiten Kombinationen, die in großzügigen Schwüngen gezogen werden.
Wie das KIBS (Kawasaki Intelligent antilock Brake System) ist auch die KTRC (Kawasaki Traction Control) keine Vollkaskoversicherung. Beim Versuch, die nur mittelprächtigen Zeiten im langsamen Slalom zu verbessern, musste Top-Tester Georg zwei vehemente Rutscher trotz Traktionskontrolle selbst abfangen…
Jetzt ewig aufgedröselt, wieso und warum und wie vermeidbar – ist mir aber zu viel zum Abtippen.
Generell ist es auf der H2 geboten, bei jedem Tempo höchst aufmerksam, aber gelassen zu fahren. Sie will ohne zackige Lenkmanöver auf die richtige Kurvenbahn gesetzt werden, ihr Verhalten beim scharfen Bremsen oder vehementen Beschleunigen will stets aufmerksam, nein, besonders aufmerksam beobachtet werden. Rabiate Fahrmanöver, die rasch ans Limit stoßen, werden ihre Fahrassistenzsysteme nicht einfangen können.
Die Restprofiltiefe des Hinterreifens betrug nach knapp 1400 Kilometern noch 1,9 Millimeter in der Mitte.
Fazit:
Die Kawasaki H2 ist ein exklusives, mit feinen Komponenten ausgestattetes und sehr starkes Motorrad. Leichter und sportlicher als ihre dicke Schwester ZZR 1400, aber schwerer und träger als aktuelle Supersportmaschinen, steht sie zwischen beiden Gattungen. Trotz ABS und Traktionskontrolle fordert sie beim Bremsen und beim Einsatz ihrer Leistung einen stets hoch konzentrierten Fahrer. Und solvent sollte er auch sein.
Ein paar technische Daten:
Max. Drehmoment: 133 Nm bei 10.500/min
Höchstgeschwindigkeit: ca. 300 km/h
Beschleunigung: 3,1 Sek. (0-100 km/h); 7,0 Sek. (0-200 km/h)
Durchzug: 3,3 Sek., 3,1 Sek., 3,0 Sek. (60-100, 100-140 und 140-180 km/h)
Verbrauch: 6,2 und 7,5 Liter (Landstraße und konstant 130 km/h)
Sitzhöhe: 810 mm
Gewicht vollgetankt: 239 kg
Es grüßt
sin_turbo