• #31

    Ich bin leider kein Profie, aber wenn du die Bremssystem auf dem NC verfolgst, schaut folgendermaßen aus:
    Vorne: Handbremse, Bremsflüssigkeitsbehälter, dann zwei Rohre und ein Kabel -> Richtung das Vorderrad.
    Hinten: Fußpedal, Bremsflüssigkeitsbehälter, dann ein Rohr und ein Kabel -> Richtung das Hinterrad.


    Wenn man den Handbremshebel betätigt, wird das Vorderrad mit Hilfe zwei von drei zur Verfügung stehenden Kolben gebremst. (Es hat keine Wirkung auf Hinterrad)
    Im Gegensatz dazu, wenn man den Fußbremse betätigt wird erst das Hinterrad-Kolben und danach (mit Verzögerung) einen von drei Kolben auf dem Vorderrad gebremst, so zu sagen 1/3 von Bremskraft.


    Das Kabel auf Vorder- bzw. Hinterrad überträgt die Daten aus dem ABS-Radsensoren in sogenannten ECU. Wenn die Drehzahlen auf dem Hinterrad, das Vorderrad übersteigen, soll automatisch durch die ABS-Einheit die Vorderbremse entlastet werden. Dadurch wird die Blockade auf Vorderrad verhindert und die Lenkung und Manövrierfähigkeit des Motorrades nicht beeinträchtigt.


    Ob es zu 100% stimmt, kann ich leider nichts sagen, aber ABS hat kein Hindernis für Wheelie. Es verhindert nur Drifting und Burnout.


    LG

  • #32


    Bei letzterem muss ich widersprechen:


    Bei voll angezogener Vorderradbremse und genügend Gas kann man das Hinterrad sehr wohl durchdrehen lassen ohne das es das ABS interessiert.

    Gruß Jörg

  • #33

    Ich kann hier zumindest eine Tatsache vermelden !!!


    Hört hört


    Als Fußbremser ist mir nach 8000km aufgefallen, daß der hintere Bremsbelag fast runter ist während der vordere Bremsbelag noch fast wie neu ist...Ich bremse nicht nur mit dem Fuß, aber meistens dann, wenn ich STVO konform fahre...und das sind 90%...


    Fazit...der Fußbremshebel bringt mehr kraft nach hinten, als nach vorne...und zwar deutlich

    ---- Member of GDZR ----




    Aktuell ham se mir meine Signatur entzogen...Ich bin der Einzige aufm NC Treffen der mit Knut Telefoniert hat

  • #34

    ABS = Anti Blockier System - ob sich ein Rad langsamer dreht als das andere, interessiert das ABS nicht die Bohne. Der Sensor schaut auf sein Rad und damit hat sichs. Verwechselt das nicht mit ESP oder ASR. Beim 2-Rad gibts zwar auch noch Letzteres, aber nicht in der Preisklasse... Unterschiedliche Raddrehzahlen sind beim Motorrad an der Tagesordnung, Stichwort Schlupf (Preisfrage: warum ist der Hinterreifen schneller fertig als der Vorderreifen...). Beim Bremsen ändern sich die Drehzahlen natürlich auch zueinander (wenn auch nur in kleinem Maße) durch Radlastverteilungen etc. Die Massenträgheit zieht weiterhin am ungebremsten Rad und versucht es auf Geschwindigkeit zu halten.


    ABS hat auch mit Stoppie nichts zu tun. Natürlich geht das auch mit ABS sehr gut. Stoppies funktionieren auch bei sich noch drehenden Vorderrädern... Überschlagsensoren gibt es, aber auch wieder in einer anderen Preisliga.


    Jetzt erklärt mir doch aber mal, wie man eine Hinterradbremse bei 8.000 km an die Verschleißgrenze bekommt?! Egal ob Anfänger (dort erklärt man es eigentlich in der Fahrschule), als auch als erfahrener Pilot sollte eigentlich jedem bekannt sein, dass die HR-Bremse nahezu Null Bremswirkung hat! Hauptverzögerungseinheit ist und bleibt die Vorderradbremse!! Manchmal frage ich mich, wie ihr so alt geworden seid...? Bei mir kommt die Fußbremse nur in Gefahrensituationen oder als Haltebremse/Stehbremse an der Ampel zum Einsatz. Sonst hat mein rechter Fuß Pause beim Fahren.


    Auch auf die Gefahr hin, mich hier totaaaal unbeliebt zu machen oder für immer aus dem Forum verbannt zu werden - bekommt die folgenden Zeilen nicht in den falschen Hals, aber das muß ich jetzt mal sagen:
    Jetzt wo das Wetter grad so bescheiden ist oder in schöner Regelmäßigkeit die 2-Rad-freien Monate bald wieder vor der Tür stehen - nutzt die Zeit bitte bitte bitte, euch ein wenig in die Theorie des Motorradfahrens einzuarbeiten!!! Es bringt nicht nur euch was, sondern auch die Unschuldigen, die bei Fehlverhalten mit reingezogen werden!
    Man muß nicht studiert haben, um die Materie zu verstehen - das geht auch auf ganz einfache Weise. Aber bei manchem hier (und da hab ich jetzt hier sowohl "alten Hasen" als auch Anfänger schon gefunden) fehlt ja jegliches Grundverständnis für die Fahrphysik auf Motorrädern. Ich fahre erst wieder richtig aktiv seit 2 Jahren Motorrad, nach der Arbeit, Touren am Wochenende, jetzt täglich als Pendler, hab dieses Jahr den großen A-Schein gemacht und bin beim besten Willen kein Profi, mache auch noch genügend Fehler...aber mit welcher Vorraussetzung hier an so etwas komplexes wie Mopedfahren rangegangen wird, ist in meinen Augen fast schon gefährlich und fahrlässig! Kommt jetzt nicht mit dem Blabla, vor 70 Jahren wußten die da auch nix von und sind gefahren - richtig, aber da ist man auf einer 125er über die Alpen, da war eine 250er mit mehr als 30PS eine "Waffe" und der Verkehr bei weitem nicht so dicht und schnell wie heute! Heutige Beschleunigungen auf 2 und 4 Rädern haste damals auf der Rennstrecke gefunden und nicht auf der Bundesstrasse zwischen A-Dorf und B-Stadt. Vom Reinsetzen und Losfahren Feeling einer Blechdose ist das Moped Meilenweit entfernt. Warum hat Porsche sich soviel Mühe gegeben, die Kupplung beim 911er "Hausfrauentauglich" zu bekommen? Damit auch der letzte Vollpfosten mit den Kisten klarkommt. 4 Räder können nicht umfallen und Knautschzone macht mangelndes Können manchmal wieder wett...
    Investiert das Geld nicht in irgendwelches Bling-Bling, das euch unsterblich und göttergleich vor der Eisdiele oder dem Mopedtreff macht - kauft euch mal ein vernünftiges Buch oder ein Lehrvideo, das bringt euch unterm Strich mehr. "Hey, hast gehört, da ist wieder einer unter die Leitplanke - der konnte zwar keine Kurven fahren oder Bremsen, aber die Maschine sah echt top aus...!"


    Ich kann hier folgendes wirklich empfehlen:
    :arrow: Bernt Spiegel - Die obere Hälfte des Motorrads
    :arrow: IFZ - Motorrad fahren gut und sicher (PDF), als DVD von MOTORRAD, (wahrscheinlich Grenzlegal als Youtube Video) -> passend zum Thema Kapitel 2 bei 17:20min
    :arrow: Institut für Zweiradsicherheit - kostenlose Broschüren zum Bestellen


    Im Grunde erklären alle dasselbe, mal ausführlicher, mal nur grob die Basics - aber lohnenswert und lehrreich auf alle Fälle. Kann es allen nur ans Herz legen! Hab viel aus den Sachen mitgenommen, die mir ab und zu schon den A**** gerettet und sensibler auf die Umwelt im Verkehr haben werden lassen.


    Schneller, bunter, lauter kann echt jeder Depp (und da tummeln sich auf den Treffs echt ne Menge...) - aber wirklich sicher und einfach nur gut fahren, können ganz wenige. Motiviert euch selbst, zu den Letzteren gehören zu wollen!


    So, jetzt bin ich freiwillig der Arsch hier und alle dürfen auf mich einprügeln! Aber ich will nach jeder Tour sicher wieder zuhause ankommen!! Dazu gehört dann auch, nicht nur von verpeilten Dosentreibern, sondern auch von selbstverliebten 2-Rad-Posern mit "zu-kleinem-Pillemann-Komplex" und scheinbar erforderlicher PS-Kompensation (auch wenn die manchmal nicht mal ansatzweise vorhanden sind) nicht in der Kurve abgeschossen zu werden (--> verallgemeinert gesprochen und nicht auf irgendeinen User hier im Forum gemünzt, aber solchen Mini-Rossis bin ich auch schon auf der Piste begegnet...) ! :evil:


    Gruß, Ryker

  • #35

    Danke für die Links und deine Auslassungen, deine Einstellung "spricht mit mir" :)

  • #36

    Hi ryker,


    mutige und richtige Worte :clap: :clap: :clap: Wissen über Fahrphysik ist gerade beim Motorrad extrem wichtig.


    Ich versuche weiterführend mal eine Erklärung eines Bremsvorgangs beim Motorrad, eine Einschränkung dazu kommt zum Schluss:


    Beim Bremsen wird die Last des Motorrades nach vorn verschoben, d.h. das Vorderrad wird stärker auf die Strasse gedrückt als das Hinterrad. Dabei ist es im Prinzip egal, ob mit hinterer oder vorderer Bremse gebremst wird. Daraus folgt, dass das leichter werdende Hinterrad nicht mehr so viel Bremswirkung auf die Strasse bringen kann, der Bremsweg wird extrem länger. Weiter folgt daraus, dass das angepresste Vorderrad mehr Bremswirkung auf die Strasse bringt.


    Das Bremsen mit der hinteren Bremse führt aber im ersten Moment zu einem genau gegenläufigen Effekt, im ersten Moment wird dabei nämlich das Hinterrad gegen die Strasse gedrückt, dann erst beginnt die Lastverschiebung Richtung Vorderrad.


    Diesen Effekt kann man nach viel Übung nutzen, zunächst die hintere Bremse betätigen (Moped taucht hinten runter-->Druck auf Strasse), dann die vordere Bremse einsetzen. Ergebnis, der Bremsweg wird insgesamt kürzer, da hinten mehr Bremskraft übertragen werden konnte. Dies ist aber bei einem ABS Motorrad in der Leistungsklasse der NC eher theoretisches Wissen, in der Praxis nicht nötig und bringt auch nichts gegenüber einer einfachen, aber mutig eingeleiteten ABS Vollbremsung.


    Jetzt die angekündigte Einschränkung:
    Bei Motorrädern vom Schlage einer Harley Electra Glide oder ähnlich massigen Cruisern um 350kg Lebendgewicht ist dies alles irrelevant. Hier findet, bedingt durch die Gesamtmasse und den niedrigen Schwerpunkt dieser Massen, die Gewichtsverschiebung Richtung Vorderrad und damit Entlastung des Hinterrades de facto nicht statt. Man kann diese Brocken also beruhigt mit der Fussbremse verzögern.

    Gruß
    Uwe
    --------------
    ohne NC
    jetzt mit GS 1200

  • #37

    Ich bremse bei nur wenig gewollter Verzögerung normalerweise nur mit dem linken Bremshebel (also hinten und 1 Kolben vorne). Wenn's mehr sein muss/darf, dann natürlich mit beiden Hebeln.

  • #39

    Vielen Dank für diese ausführliche Beantwortung! Ich weiß es zu sehr zu schätzen!
    Und ja, ich meinte natürlich den Stoppie und nicht den Wheelie...
    Ebenfalls vielen Dank für die Links, werde ich mir die Tage auf jeden Fall zu Gemüte führen. :clap: Aus sowas könnte man fast eine Sammlung und ein festes Topic machen!

  • #40


    Ganz einfach, die Hinterradbremse auch benutzen und nicht nur als Handbremse zum Parken. :D


    Spass beiseite.
    Bei meiner GS habe ich die Beläge nach 8tkm auch gewechselt(lassen), da diese an der Verschleißgrenze waren.


    Das die Hinterradbremse nahzu Null Wirkung hat, halte ich für ein Gerücht.
    Wegen der Lastverteilung ist die Vorderradbremse effektiver, dass kommt jedoch immer auf die gewünschte Verzögerung an.
    http://www.fahrtipps.de/img/534/bremskraftverteilung.gif


    Ich bremse mit der HR-Bremse, wenn ich nur wenig verzögern möchte.


    Ansonsten benutze ich immer beide Bremsen.

  • Hey,

    dir scheint die Diskussion zu gefallen, aber du bist nicht angemeldet.

    Wenn du ein Konto eröffnest merken wir uns deinen Lesefortschritt und bringen dich dorthin zurück. Zudem können wir dich per E-Mail über neue Beiträge informieren. Dadurch verpasst du nichts mehr.


    Jetzt anmelden!