Ähnlich wie bei meiner Schilderung über meine Erfahrungen mit meinen ersten Fahrstunden möchte ich Euch einfach mal bischen an meinen ersten Erfahrungen mit meinem ersten Motorrad teilhaben lassen
Am Donnerstag (knapp eine Woche nach der A2-Prüfung) bei strömendem Regen die X vom Händler abgeholt: war eine Fahrt mit durchaus freudigen Abschnitten (vorwiegend was das Fahren mit der X selber anbelangt), aber halt sehr vorsichtig, ziemlich aufrechte Fahrweise, insgesamt sehr zögerlich, durchaus auch ein wenig ängstlich.
Gestern dann richtig gutes Wetter, also wollte ich natürlich meine ersten "richtigen" Erfahrungen mit einem Motorrad machen, ohne FL hinten dran
Morgens mit der X zum Brötchenholen, hat richtig Spaß gemacht.
Nachmittags dann mit meinem Sohn 125km durch den Hunsrück (bischen Berg und Tal, einige Strecken mit engeren Kurven): hat richtig Spaß gemacht, die Kurven sind mir recht gut gelungen, durchaus einige mit mehr Schräglage als ich aus der Fahrschule gewöhnt war. Insgesamt war ich gestern abend durchaus etwas euphorisch gestimmt, meine X und ich hatten uns ein gutes Stück aneinander gewöhnt
Natürlich ist mir klar, dass das Bestehen der A2-Prüfung nur zum Motorradfahren legitimiert, aber dass es bis zur Beherrschung noch ein weiter Weg ist. Mein Verstand sagt mir das, mein Gefühl will natürlich schon gleich alles richtig gut haben (bin halt eher ein ungeduldiger Mensch ...).
Unter 'm Strich gestern also sehr viel Lust am Motorradfahren.
Und heute kam dann der Frust
Heute morgen statt mit dem Rad mit der X in den Gottesdienst gefahren (viel Bewunderung für das Mopped !), das war noch gut.
Mittags kam dann mein Sohn vorbei und wir sind los.
Erst mal im Hunsrück einige Kilometer, dann durch einige kleine Dörfer runter an die Mosel (viele sehr enge Kurven), von da wieder über sehr kurvenreiche Strecken hoch in den Hunsrück.
Insgesamt war das heute alles irgendwie recht stressig.
Strassen waren trocken, zum größten Teil auch als Strassen zu erkennen und nicht mit Feldwegen zu verwechseln (was bei uns leider auf vielen Nebenstrecken der Fall ist).
Aber die vielen z.T. sehr engen (manche sogar >180°) Kurven haben mich an den Rand der Verzweiflung gebracht:
ich bin die dermassen langsam durchgefahren (2. Gang mit z.T. schleifender Kupplung), hatte irgendwie schon fast Panik mich reinzulegen. Ich hatte mir die Linie von meinem Sohn angeschaut und dachte "brauchst Du ja einfach nur nachzufahren", aber so einfach wie ich dachte ging es halt nicht, irgendwas hat mich blockiert
Ich habe zu oft wie das Kaninchen auf die Schlange auf den Kurvenrand bzw. die Mittellinie geschaut und dann natürlich (man fährt ja dahin wo man hinschaut ...) auch genau darauf zugehalten. Bei den meisten Kurven hab ich dann die Kupplung etwas gezogen und bin durch die Kurven durchgekrochen, nur bei sehr wenigen ist es mir gelungen meinen Blick auf den Kurvenausgang zu richten (soweit der überhaupt zu sehen war ...) und bei diesen Kurven konnte ich dann auch ohne Angst einfach mehr in die Schräglage drücken (gut, dass ich das mit dem Lenkimpuls schon öfter gelesen und probiert habe) und die Kurve halbwegs flüssig durchfahren, ohne Angst zu haben zu schräg zu sein und wegzurutschen, es ging halt einfach. Am Ausgang dieser Kurven hab ich mir dann immer gesagt "siehst Du, geht doch, weiter so", und dann kam die nächste Kurve und das nächste Durchtragen
Ich gehe mal davon aus, dass ich nicht der erste und einzige bin, der solche Erfahrung gemacht hat und vielleicht auch wieder machen wird.
Warum gelingen auf einer Tour manche Kurven und andere nicht ?
Ich glaube dass ich mich innerlich irgendwie unter Druck gesetzt hatte.
Bernt Spiegel schreibt in seinem Buch "Die obere Hälfte des Motorrads", dass es einfach Tage gibt an denen einem nichts richtig gelingt, und dann soll man sich nicht unter Druck setzen und locker nach Hause fahren und es für diesen Tag sein lassen.
Ja, klingt nachvollziehbar, ist aber trotzdem frustrierend ...
Ich frage jetzt mal in erster Linie die, die ihren Führerschein auch neu haben und die ersten Motorraderfahrungen machen oder gemacht hatten (also nicht die, die vor einer "A2-Maschine" schon jahrelang mit 125-er rumgekurvt sind): kommt Euch das bekannt vor ? Könnt Ihr meine Erfahrungen nachvollziehen ?
Und auch wenn wir heute an einem Unfall vorbeikamen (da war wohl auf der Strecke runter zur Mosel jemand zu schnell und hat seine Ducati zerlegt) werde ich jetzt nicht aufgeben und sobald es wieder trocken ist zu einer Feierabendrunde aufbrechen, aber meine Euphorie von gestern hat heute einen gründlichen Dämpfer bekommen
Ansonsten hab ich heute das erste mal nachgetankt, und das hat mich zumindest hinsichtlich meiner Entscheidung für eine NC erneut bestätigt: 3.2 l / 100km, damit bin ich mehr als zufrieden.
Bin ja noch in der Einfahrtphase, aber mein Händler sagte mir am Donnerstag, dass es keine speziellen Einfahrtregeln gibt, die modernen Motoren halten viel aus. Ich soll die Maschine halt 10 Minuten warmfahren und dann das ganze Drehzahlband nutzen.
Aus dem Ort raus beschleunige ich durchaus sehr zügig auf 100 oder auch mal bischen drüber (ist ja alles nur Landstraße bei uns und eine zweite Erfahrung mit "4 Wochen ohne" brauch ich nicht), gestern hatte ich auf der Bundesstraße auch mal 165 auf dem Tacho gesehen, im Standgas fahre ich die also nicht. Hatte in der Einfahrtzeit eigentlich einen etwas höheren Verbrauch erwartet. Bin mal gespannt wie der sich entwickelt.