Lust & Frust nach den ersten 300km ...

  • #1

    Ähnlich wie bei meiner Schilderung über meine Erfahrungen mit meinen ersten Fahrstunden möchte ich Euch einfach mal bischen an meinen ersten Erfahrungen mit meinem ersten Motorrad teilhaben lassen :violin:
    Am Donnerstag (knapp eine Woche nach der A2-Prüfung) bei strömendem Regen die X vom Händler abgeholt: war eine Fahrt mit durchaus freudigen Abschnitten (vorwiegend was das Fahren mit der X selber anbelangt), aber halt sehr vorsichtig, ziemlich aufrechte Fahrweise, insgesamt sehr zögerlich, durchaus auch ein wenig ängstlich.
    Gestern dann richtig gutes Wetter, also wollte ich natürlich meine ersten "richtigen" Erfahrungen mit einem Motorrad machen, ohne FL hinten dran ;)
    Morgens mit der X zum Brötchenholen, hat richtig Spaß gemacht.
    Nachmittags dann mit meinem Sohn 125km durch den Hunsrück (bischen Berg und Tal, einige Strecken mit engeren Kurven): hat richtig Spaß gemacht, die Kurven sind mir recht gut gelungen, durchaus einige mit mehr Schräglage als ich aus der Fahrschule gewöhnt war. Insgesamt war ich gestern abend durchaus etwas euphorisch gestimmt, meine X und ich hatten uns ein gutes Stück aneinander gewöhnt :handgestures-thumbup:
    Natürlich ist mir klar, dass das Bestehen der A2-Prüfung nur zum Motorradfahren legitimiert, aber dass es bis zur Beherrschung noch ein weiter Weg ist. Mein Verstand sagt mir das, mein Gefühl will natürlich schon gleich alles richtig gut haben :whistle: (bin halt eher ein ungeduldiger Mensch ...).
    Unter 'm Strich gestern also sehr viel Lust am Motorradfahren.
    Und heute kam dann der Frust :(
    Heute morgen statt mit dem Rad mit der X in den Gottesdienst gefahren (viel Bewunderung für das Mopped !), das war noch gut.
    Mittags kam dann mein Sohn vorbei und wir sind los.
    Erst mal im Hunsrück einige Kilometer, dann durch einige kleine Dörfer runter an die Mosel (viele sehr enge Kurven), von da wieder über sehr kurvenreiche Strecken hoch in den Hunsrück.
    Insgesamt war das heute alles irgendwie recht stressig.
    Strassen waren trocken, zum größten Teil auch als Strassen zu erkennen und nicht mit Feldwegen zu verwechseln (was bei uns leider auf vielen Nebenstrecken der Fall ist).
    Aber die vielen z.T. sehr engen (manche sogar >180°) Kurven haben mich an den Rand der Verzweiflung gebracht:
    ich bin die dermassen langsam durchgefahren (2. Gang mit z.T. schleifender Kupplung), hatte irgendwie schon fast Panik mich reinzulegen. Ich hatte mir die Linie von meinem Sohn angeschaut und dachte "brauchst Du ja einfach nur nachzufahren", aber so einfach wie ich dachte ging es halt nicht, irgendwas hat mich blockiert :(
    Ich habe zu oft wie das Kaninchen auf die Schlange auf den Kurvenrand bzw. die Mittellinie geschaut und dann natürlich (man fährt ja dahin wo man hinschaut ...) auch genau darauf zugehalten. Bei den meisten Kurven hab ich dann die Kupplung etwas gezogen und bin durch die Kurven durchgekrochen, nur bei sehr wenigen ist es mir gelungen meinen Blick auf den Kurvenausgang zu richten (soweit der überhaupt zu sehen war ...) und bei diesen Kurven konnte ich dann auch ohne Angst einfach mehr in die Schräglage drücken (gut, dass ich das mit dem Lenkimpuls schon öfter gelesen und probiert habe) und die Kurve halbwegs flüssig durchfahren, ohne Angst zu haben zu schräg zu sein und wegzurutschen, es ging halt einfach. Am Ausgang dieser Kurven hab ich mir dann immer gesagt "siehst Du, geht doch, weiter so", und dann kam die nächste Kurve und das nächste Durchtragen :twisted:
    Ich gehe mal davon aus, dass ich nicht der erste und einzige bin, der solche Erfahrung gemacht hat und vielleicht auch wieder machen wird.
    Warum gelingen auf einer Tour manche Kurven und andere nicht ?
    Ich glaube dass ich mich innerlich irgendwie unter Druck gesetzt hatte.
    Bernt Spiegel schreibt in seinem Buch "Die obere Hälfte des Motorrads", dass es einfach Tage gibt an denen einem nichts richtig gelingt, und dann soll man sich nicht unter Druck setzen und locker nach Hause fahren und es für diesen Tag sein lassen.
    Ja, klingt nachvollziehbar, ist aber trotzdem frustrierend ...
    Ich frage jetzt mal in erster Linie die, die ihren Führerschein auch neu haben und die ersten Motorraderfahrungen machen oder gemacht hatten (also nicht die, die vor einer "A2-Maschine" schon jahrelang mit 125-er rumgekurvt sind): kommt Euch das bekannt vor ? Könnt Ihr meine Erfahrungen nachvollziehen ?
    Und auch wenn wir heute an einem Unfall vorbeikamen (da war wohl auf der Strecke runter zur Mosel jemand zu schnell und hat seine Ducati zerlegt) werde ich jetzt nicht aufgeben und sobald es wieder trocken ist zu einer Feierabendrunde aufbrechen, aber meine Euphorie von gestern hat heute einen gründlichen Dämpfer bekommen :think:


    Ansonsten hab ich heute das erste mal nachgetankt, und das hat mich zumindest hinsichtlich meiner Entscheidung für eine NC erneut bestätigt: 3.2 l / 100km, damit bin ich mehr als zufrieden.
    Bin ja noch in der Einfahrtphase, aber mein Händler sagte mir am Donnerstag, dass es keine speziellen Einfahrtregeln gibt, die modernen Motoren halten viel aus. Ich soll die Maschine halt 10 Minuten warmfahren und dann das ganze Drehzahlband nutzen.
    Aus dem Ort raus beschleunige ich durchaus sehr zügig auf 100 oder auch mal bischen drüber (ist ja alles nur Landstraße bei uns und eine zweite Erfahrung mit "4 Wochen ohne" brauch ich nicht), gestern hatte ich auf der Bundesstraße auch mal 165 auf dem Tacho gesehen, im Standgas fahre ich die also nicht. Hatte in der Einfahrtzeit eigentlich einen etwas höheren Verbrauch erwartet. Bin mal gespannt wie der sich entwickelt.

  • #2

    Hallo Matthias,
    Deine Schilderungen kommen mir sehr bekannt vor. Meine Frau und ich haben den Lappen ja jetzt schon ca. 25 Jahre, aber wir haben beide immer wieder mal solche "Blockierer". Da läufts einfach nicht. Das ist einfach tagesformabhängig. Hinzu kommt noch, dass wir die letzten Jahre wegen Haus bauen etc. kaum zum Fahren gekommen sind und uns eher zu den Wiedereinsteigern zählen würden. Da wir das Motorradfahren ja als Hobby betreiben und Niemandem irgendetwas beweisen müssen, habe ich auch kein Problem damit es mal gemütlich angehen zu lassen. Lieber sicher wieder zu Hause, als aus falschem Ehrgeiz auf der Schnauze liegen.
    Viele Grüße
    Jürgen

  • #3

    Hallo Matthias!


    Ich glaube das ist ganz normal. Das erinnert mich an meinen Führerschein fürs Auto. Die ersten Stunden liefen richtig gut damals, sodass sich so etwas wie Euphorie eingestellt hat. Und dann kam mir nichts dir nichts ein Bruch rein und ich hab mich angestellt, als hätte irgend jemand bei mir die Festplatte gelöscht. Mein Fahrlehrer hat mich damals beruhigt und meinte, so ein "Loch" käme eigentlich bei jedem irgendwann. Als ob irgendwas einem sagen wolle: "Alda, komm mal wieder auf den Teppich!" Ich würde mich da nicht verrückt machen. Die nächsten Fahrten werden bestimmt wieder besser laufen.


    Gruß
    Halla

  • #4

    Wenn man zu zweit unterwegs ist, kann einen schonmal der Frust packen, wenn man nicht so gut (schnell) durch die Kurven kommt, wie der Vordermann. Aber nach 300 km musst du dir darüber keinen Kopf machen. Außerdem sind die Fahrfertigkeiten wie bereits erwähnt auch von der Tagesverfassung abhängig. Motorradfahren ist zT richtige körperliche Arbeit, nebenbei etwas Sport treiben schadet nicht.


    Aber wenn's nicht läuft dann läuft es eben nicht. Dann sollte man nichts erzwingen, sonst fährt man über seinen Verhältnissen und dann kann's schonmal krachen.


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  • #5

    Hallo Matthias,
    das kennst nicht nur Du als Einsteiger, auch mir als alten Hasen geht es ähnlich! An manchen Tagen läuft es einfach nicht so flüssig. Das nehme ich dann einfach so hin und lasse es ruhig angehen. Versucht man es dann mit Gewalt, schleichen sich kleine und große Fehler ein, die natürlich gerade für einen Anfänger fatal sein können, weil Erfahrung und Ruhe fehlen, bei Fehlern richtig zu reagieren.
    Das kommt alles mit der Zeit!
    Ich denke auch, Du solltest erst einmal allein fahren. Sich mit der Klinge zwischen den Zähnen an jemands Fersen zu heften, der deutlich besser fahren kann, macht keinen Sinn. Wenn das dann noch der eigene Sohn ist... - der Ehrgeiz ist dann sicher besonders groß. Im Umkehrschluß bedeutet das dann wieder besonders viel Frust für Dich, wenns nicht so läuft, wie man gern möchte. Das zwanghafte Wollen führt dann zu solchen Aktionen, die Du beschrieben hast. Da klemmt dann alles, Du kommst Dir vor, als wenn es die erste Fahrt wäre... .
    Oder - wenn Du mit Deinem Sohn fährst, lass in hinter Dir fahren!
    Meine Frau hat den Führerschein vor drei Jahren gemacht. Sie fährt mittlerweile einigermaßen sicher. Letztes Jahr habe ich festgestellt, dass sie deutlich runder fährt, wenn ich hinter ihr statt vor ihr fahre. Kurven fährt sie mir sogar manchmal viel zu flott!
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es besonders gut läuft, wenn man sich vollkommen entspannt aufs Mopped setzt! Heute war wieder so ein Tag: erst am Nachmittag fast vier Stunden mit dem Rad gefahren und anschließend noch zwei Stunden auf Mopped. Das war einfach nur genial! Solltest Du auch mal probieren - klar, man muss nicht jedesmal erst stundenlang Sport treiben, aber wenigstens vorher ein paar Entspannungsübungen. Insb. wenn Du eher ein ungeduldiger Mensch bist! Probiers mal aus - das wird schon!

  • #6

    Na, nu mal nicht die Flinte ins Korn werfen.
    Ist doch ganz normal, dass man ein paar Kilometer braucht, um sich auf eine neue Maschine einzustellen. Könnte mir vorstellen, dass das fahren zu zweit den Druck dann noch erhöht.
    Ich brauche manchmal auch ein paar Minuten, um mich wieder einzugrooven. Besonders, wenn ich zwischendurch mit dem Auto unterwegs war. Dann fühlt sich alles irgendwie unrund an. Fahr einfach mal alleine los und mach so langsam wie Du magst. Hauptsache, Du bist im Kopf frei. Dann kommt der Spaß bestimmt zurück.

  • #7

    Hallo Matthias,


    erst mal ziehe ich meinen Hut vor Deiner offenen und ehrlichen Schilderung, nicht viele haben den Mut dazu.


    Der "Schmid aus Asterix" hat das Stichwort schon gegeben, Du musst frei im Kopf sein.


    Deine Schilderung der Tour liest sich sehr "verkrampft", Du denkst beim Fahren zu viel nach. Viel zu viel.
    Und hast einen engen Blick kurz vors Rad. Das ist fatal, der größte Fehler überhaupt.


    Das hat auch nix mit Tagesform zu tun, sondern Spaß, Angstfreiheit und der "weite" Blick sind für mich die elemantaren Grundfesten
    einer langjährigen, glücklichen Motorradkarriere (bei mir derzeit 30 Jahre)


    Besuch ein, zwei Sicherheitstrainings für prakische Festigung der Grundlagen, und dann fahre, am besten alleine, um Deinen persönlichen Rhythmus zu finden.
    Lies nicht so viel Bernt Spiegel, sondern fahre. Fahre, fahre & fahre.


    Du weißt ja: "Theorie ist wenn man alles weiß aber nichts funktioniert" :mrgreen:


    Und sei nicht so ungeduldig, was zugegebenermaßen schwer fällt :whistle:
    Ciao
    Alex

  • #8

    Für die Schräglage vielleicht einfach mal auf einem großen Parkplatz an einem Feiertag ein paar Kreise ziehen mit immer höherem Tempo. Das hat mir geholfen am Anfang. Hinterher Reifen kontrolliert und erstaunt gewesen, wieviel Reserve an Schräglage noch vorhanden war.
    Wenn es mit einer Kurve schlecht klappte, lag es bei mir meist daran, dass ich sie ungünstig angefahren habe. Speziell bei Linkskurven neige ich immer noch etwas dazu, die zu schneiden.


    Zum Verbrauch: den Tank vollzuquetschen dauert. Einfach die Zapfpistole abschalten lassen wie beim Auto lässt etwa 1,5l an Volumen ungenutzt. Hast du das berücksichtigt? Ich schätze, dass dein Verbrauch real höher lag.

  • #9

    Hi Matthias
    Das is ganz normal...
    Ich hab auch mal so nen tag, obwohl ich die selbe strecke am vortag gefahren bin bekomm ichs am nächsten tag nimma so hin...
    Einfach umdrehen und gemütlich heim. Das ist das beste...


    Am besten ist wenn du ne zeit alleine fährst um deinen groove zu finden
    Und dann mit jemand besseres nach ner zeit um von dem dann zu lernen


    Ich geh auch als mit anderen üben und zeig denen bissl kurvenfahren
    Aber die erste zeit sollen se allein fahrn ohne druck und blicke

    -- Member of GDZR --

  • #10

    vielleicht liegts auch daran dass du einfach noch sehr viel Respekt vor deiner neuen geliebten X hast und die Angst vor einem potentiellen Unfall dich blockiert. Ich fahr seit 12 Jahren, ich hab stellenweise die gleiche Angst mit meiner S. Mach dir keinen Kopf, der Weg ist das Ziel.

  • Hey,

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