Lautstärke hat neben der messbaren Wahrheit eben auch diese subjektive Komponente. Meine CBR600RR (wie immer bei mir alles Serie) wurde von vielen als zu laut empfunden, egal ob ich mit dezent bassigem Grollen im Leerlauf an der Ampel stand oder im Fahrbetrieb bis in kreischende Klangsphären orgelte. Für mich eine Symphonie, für den ungeneigten Passanten nicht selten lästig - was ich verstehen kann, wenn man die Leidenschaft für Motorensound nicht teilt. Zumal die aggressive Optik für nicht wenige selbst bei ausgeschaltetem Aggregat bereits eine Art vorausahnendes Lärmempfinden zu provozieren schien.
Vor der aktuellen NC hatte ich eine Ducati SuperSport 939 S. Hinreißend schöne Italienerin, auf die man beim Aufsatteln erstaunlich regelmäßig vom oben genannten Passanten gar wohlwollend angesprochen wurde. Hier konnte aber selbst ich nachempfinden, dass deren Euphorie doch oft einen herben Dämpfer bekam, wenn der L-Twin seine trommelnde, metalkonzertartige Geräuschkulisse zum Besten gab. Der Sound konnte zwar durchaus betören, aber es war schlicht zu aufdringlich, zu laut. Schöner Klang darf eben nicht wehtun.
Besonders absurd verhält es sich mit unserer Lambretta LN125. Sie rappelt sich äußerst lautstärkepräsent, knatterprotzelnd durch die gesamte Eintopf-CVT-Drehzahlklaviatur - aber es scheint niemanden zu stören. Der in sich charmante Auftritt der Retro-Formensprache scheint das Hörempfinden wohlwollend zu beeinflussen. Erstaunlich - man bekommt die Wertschätzung der Ducati, ohne den stirnrunzelnden Lautstärketadel. Ein Phänomen.
Mit der NC ist das wiederum eine sehr entspannte Situation. Eben ein Motorrad, das - wenn es die Aufmerksamkeit erweckt - im positiven Sinne neutral bewertet wird und wirklich niemanden aufs Gemüt geht. Der Klang mit leicht bassiger Tendenz ist ausgewogen schön, eben ohne jede Art von aufdringlicher Komponente. Das und vieles mehr macht die NC zu einem tollen Gesamtpaket. Das merkt man jedoch erst, wenn man sie gefahren ist. Lieber nur schön, statt ganz schön laut. 😉