Beiträge von Ritzelschleifer

    Ich war heute Roller fahren - mal wieder. Auf dem Plan steht ja noch der neue 400er Burgman, der neue X-Max 300 und vllt. schaue ich auch nochmal bei Kymco vorbei. Heute ging es mir aber darum zu erfahren, wie groß die Unterschiede zwischen den klassichen Maxiscootern mit 13 oder 14Zoll-Rädern und den Großradrollern mit 16Zoll sind.


    Rausgesucht habe ich mir den Marktführer in Europa, den Honda SH 300i. Ich bin vor allem auch neugierig geworden, weil auch einige Foristen den Roller fahren und sehr angetan sind. Eigentlich habe ich diese Kategorie bei meiner Rollerecherche etwas beseite gelassen, weil zum einen die Verkleidung deutlich weniger Wind und Wetter abhält, als bei den Maxiscootern a la X-Max 400 und weil man die Beine nicht ausstrecken kann. Zudem finde ich den SH300 optisch nicht gerade einen Knaller. Manchmal kommt es aber anders, als man denkt: er hat mich absolut begeistert.


    Meine größten Kritikpunkte nach der ersten Fahrt mit dem X-Max waren die Verarbeitung, die Sitzposition und der mangelnde Fußraum.
    Ersteres kann der SH 300 deutlich besser. Alle Oberflächen fühlen sich hochwertig an, die Spaltmaße sind top und nichts klappert. Wichtiger noch ist die Sitzposition: sehr aufrecht mit viel Überblick, straffes und anatomisch gut geformtes Sitzpolster und eine im Allgemeinen eher aktive Körperhaltung begünstigend. Der Fußraum ist konzeptbedingt auch hier relativ eng, aber wenn man die Füße leicht nach außen streckt lässt es sich problemlos aushalten. Gefahren bin ich 90min und 80km und habe mich sehr wohl gefühlt. Rückenschmerzen wie beim X-Max 400 schließe ich hier aus - dazu beigetragen hat auich das viel bessere Fahrwerk (s.unten).


    Der Motor ist eine Wucht. Er hat zwar nur 276ccm, aber in Verbindung mit der sehr gut abgestimmten Variomatik geht die Post ab. Keine Gedenksekunde, keine Verzögerung - Gas auf und los geht´s. Dabei sind nahezu keine Vibrationen zu spüren, auch der Auspuff ist extrem leise. Es fühlt sich fast etwas nach Elektroantrieb an. Perfekt zum Gleiten. Der Tacho steht ruckzuck auf 100km/h, Zwischensprints von 50 auf 80km/h dauern gefühlt nicht länger, als auf der NC.


    Unterstützt wird der famose Antrieb durch ein erstaunlich gutes Fahrwerk. Ich bin von Kopftseinpflaster, über Asphaltflicken bis hin zu Frostaufbrüchen alles gefahren und empfand das Fahrwerk als souverän und sogar etwas weniger stuckerig, als das meiner NC. Online liest man viel davon, dass es viel zu hart sei. Ich habe es als sehr ausgewogen empfunden. Dazu läuft er durch die großen 16Zoll-Räder viel stabiler als der kleinbereifte X-Max 400 und ist dennoch extrem handlich.


    Eigentlich habe ich neben der gewöhnungsbedürftigen Optik nur einen großen Nachteil: der SH300 wird permanent unterschätzt. Es sind reihenweise Autos vor mir noch schnell rausgezogen, weil offenbar alle gedacht haben, dass die Kiste nur 10PS hat. Man muss die Augen also viel offener halten, als mit einem großen Motorrad, bei dem die anderen Verkehrsteilnehmer auch öfter mal warten.


    Von diesem kleinen Nachteil mal abgesehen (der mangelnde Windschutz lässt sich mit einer Nachrüstscheibe einfach beheben), fällt mir nichts Negatives ein: ausreichend kräfig bis 120km/ (auch im bergigen Geläuf), sahniger Motorlauf, stabiles und weniges Fahrwerk, rel. viel Platz, bequemer Sitzplatz, gute Verarbeitung, 12000er Wartungsintervalle... Ich würde nicht zögern mit dem Roller von Stadt bis Alpentour alles zu fahren. Preislich leigt er bei 5000Euro bei meinem Händler. Viel Geld, aber qualitativ durchaus angemessen. Die Marktführerschaft kommt nicht von ungefähr, das hat mir die Runde gezeigt.


    @AUT: Ich habe ein topcase von Hepco&Becker (Orbit 54). Dafür gibt es eine Gepäckreling, auf der ich mein Wurfzelt befestige. Ja, richtig gehört. Ich bin nach einem Tag auf dem Moped einfach zu faul ein Zelt aufzubauen (und früh möchte ich schnell abbauen). Das 2Personen-Wurfzelt von Decathlon begleitet mich schon lange Zeit, ist absolut wasserdicht und mit einem Gewicht von unter 3kg und einem Durchmesser von 60cm gepackt (Höhe knapp 4cm) passt es exakt mit einer Gepäckspinne auf das topcase. Eine schwere Rolle würde ich da oben aber nicht draufschnallen wollen.


    Da sieht man mal wie unterschiedlich die Wahrnehmungen sind. Wir haben das gleiche Modell, aber dennoch nimmst du es völlig anders wahr als ich. Erinnert mich an die Diskussion über Windschilde.

    Zum Thema Ablesbarkeit: ich finde das Digitalinstrument der 2016er NC ziemlich ideal. Ob bei Dunkelheit oder Sonneneinstrahlung, die Anzeige ist sehr gut ablesbar (die Modelle bis 2015 spiegelten in der Tat teils sehr stark). Drehzahlmesser interessiert mich als DCT-Fahrer nicht, einzig die Geschwindigkeitsanzeige ist interessant.


    Ich finde analoge Instrumente optisch auch schön, ein digitaler Tacho ist aber mMn wesentlich besser ablesbar und kognitiv erfassbar. Mir ist das bei den Probefahrten mit verschiedenen Modellen wieder aufgefallen: entweder reicht der Tacho bis 260km/h und die einzelnen km/h-Schritte sind deshalb besonders klein oder die Skalierung ist grundsätzlich zu fein gehalten. Ich erkenne bei einem kurzen Blick oft nicht, ob ich nun 50 oder 60km/h fahre - in der Stadt der Unterschied zwischen geblitzt oder eben nicht. Ich muss mich auf dem Tacho quasi immer erst orientieren, bei einer digitalen Anzeige schaue ich runter und sehe sofort auf das km/h exakt wie schnell ich bin.

    Die V-Strom ist meiner Meinung nach (nach intensiven Probefahrten) in allen Belangen viel oder zumindest etwas besser, als die NC. Nur in einem nicht: sie hat kein DCT. Nur aus diesem Grund ist es bei mir eine NC geworden.

    Für mich wäre die Entscheidung klar. Wenn du sie wieder abgibst, dann hast du in zwei Jahren 4660Euro verbraten und stehst ohne Motorrad da. Du müsstest also in jedem Fall neu investieren.


    Wenn du sie behältst hast du ein Motorrad - das du individuell aufgebaut hast und das dir vor allem gefällt - mit einem größeren Restwert als 4660Euro.


    Warum also solltest du sie abgeben?

    Ich würde das Thema "Honda Qualität" etwas differenzierter sehen und unterscheiden: auf der einen Seite das Thema grundsätzliche Zuverlässigkeit (Motor, Getriebe, Fahrwerk, Elektrik, Lager usw.), auf der anderen Seite das Thema Erscheinungsbild (korrodierte und gammelnde Schrauben und Oberflächen, ausgeblichene Kunststoffe, ggf. günstigere Erstausrüsterqualität bei der Kette usw.). Letzteres fällt auf den ersten Blick mehr auf, ersteres ist im Fahrbetrieb und auf lange Sicht aber deutlich wichtiger. Meiner Erfahrung nach war die Oberflächenqualität meiner 89er NTV besser, als die meiner aktuellen NC. Da hat Honda in der Tat nachgelassen. Im Blick auf die technische Zuverlässigkeit spielt Honda aber immer noch ganz oben mit. Wie oft liest man von Rückrufen, die wirklich an die Substanz des Motorrads, wie Motor oder Getriebe, gehen? Hier im Forum fahren viele NC´s mit hohen fünfstelligen oder gar sechsstelligen km-Leistungen, an denen außer Verschleißteilen nichts gemacht werden musste. Da haben andere "Premium"-Hersteller, u.a. auch BMW, deutlich größere Probleme vorzuweisen. Ein Blick in die zahlreichen Herstellerforen macht dies mE deutlich. Wenn ich allein daran denke, wie oft ein Kumpel mit seiner Ducati - trotz 15.000er Serviceintervallen - wegen irgendwelcher Zipperlein an Elektrik oder Motor in der Werkstatt steht, dann bin ich froh um meine Honda, die jeden Tag zuverlässig anspringt und einfach funktioniert, auch wenn sie oberflächlich nicht so hochwertig verarbeitet ist.

    Klar, es gibt eine ganze Menge Motorräder mit Tempomat, zum Beispiel Tiger und Explorer von Triumph.


    Beim Auto fahre ich permanent mit Tempomat und finde es wunderbar entspannend.Beim Motorrad hätte ich das Bedürfnis nicht. Für regelmäßige lange Autobahnstrecken sicherlich sinnvoll, wenn ich das denn machen würde.

    Der 300er würde mich auch reizen, der dürfte kaum langsamer sein.


    Auslaufen wird der 400er nicht. Im Gegenteil: der Händler meinte es kommt ein Neuer mit blue-core-Technologie und knapp 40PS.