Auf Grund des Interesses, hier nochmal ein Bericht von mir aus meinem Weblog zur Crosstourer. Viel Spaß!
Bei einem Honda Probefahrt Event im April konnte ich bereits die Honda Crosstourer mit DCT zur Probe fahren. Heute hatte ich nochmal die Gelegenheit eine ausgedehnte Tour mit der Honda Crosstourer zu machen.
Auf dieser Tour bin ich mit ihr gemütlich auf der Landstraße gecrused, habe sie durch Spitzkehren sowie enge Kurven gejagt und habe mit ihr meinen persönlichen Motorrad-Geschwindigkeitsrekord auf der Autobahn mit 205km/h gebrochen. Vorweg muss ich jedoch sagen, dass ich bereits nach der ersten Probefahrt so begeistert war das ich den unterschriebenen Kaufvertrag schon neben mir liegen habe.
Honda DCT - Dual was … ?
Das geniale Doppelkupplungsgetriebe (Dual Clutch Transmission), von Unwissenden gern auch Automatik genannt, ist mir bereits von meiner NC700S reichlich bekannt. Das Honda DCT ist jedoch alles Andere als eine normale Automatik wie man sie z.B. vom PKW kennt. Durch die eingesetzte Doppelkupplung werden die elektronisch geregelten Schaltvorgänge unglaublich schnell und können per Schalter am Lenkrad, ähnl. einer Tipptronic im Sportwagen ausgeführt werden. Das Honda DCT unterscheidet mit D, S und Manuel zwischen drei verschiedenen Fahrmodi. Der D-Modus ist der gängige Fahrmodus und schaltet früh hoch. Der Modus eignet sich besonders für normales Sprit sparendes Fahren. Das S des S-Mode steht hingegen für Sport. Hier zeigt die Crosstourer mit Ihren 129PS und spätem Hochschalten ganz deutlich wo der Frosch die Locken hat! Sowohl im D- wie auch im S-Mode kann der Fahrer manuell eingreifen und ggf. einen Gang runter schalten für Überholvorgänge. Ähnl. einer Kickdown-Automatik erkennt die Crosstourer dies jedoch auch selbst und schaltet automatisch runter sobald man zum Überholen viel Gas gibt. Da dieser Vorgang jedoch leicht verzögert abläuft kann ich bei schnellen Überholvorgängen eher das manuelle runter Schalten empfehlen. Der dritte Modus ist, wie der Name vermuten lässt, ein komplett manueller Modus. Hier kann durch die + – Schalter am Lenkrad oder den als Zubehör erhältlichen Fussschalthebel komplett manuell geschaltet werden. Als normaler Fahrer wird man vermutlich die meiste Zeit im D-Modus unterwegs sein da dieser für den normalen Straßenverkehr bereits optimal schaltet. Beim Abbremsen mit der Motorbremse oder zum Überholen schaltet man dann selbst über den Lenkerschalter einen Gang runter. Das DCT ist somit keines Falls nur etwas für Schaltfaule sondern ermöglicht jedem Fahrer nach eigenem Gusto die passende Fahrweise. So schnell wie mit dem Doppelkupplungsgetriebe kann man herkömmlich kaum schalten. Beim spätpubertären Ampelsprint wird man also keine Probleme bekommen.
Der Motor ist mit 129PS sehr kraftvoll. Die Beschleunigung ist trotz des hohen Gewichts so gut, dass man schnell mal im km/h-Bereich für ein Strafverfahren landen kann. Klanglich gibt der Motor mit seinen 4 Zylindern ein ganz anderes Bild ab als der 2-Zylinder Motor der NC-Reihe. Die NC kommt eher “blubbernt” wie ein V2-Motor daher während sich die Crosstourer mehr nach Sportmodell anhört. Der Motor der Crosstourer ist auch bei niedrigen Drehzahlen sehr laufruhig und stottert viel seltener als die 2-Zylinder der NC. Die Crosstourer hat spürbar mehr Reserven und muss längst nicht so oft durch einen Dreh am Gasgriff zur Arbeit gezwungen werden wie die NC. Ein negatives einseitiges Verhalten durch den Kardanantrieb der Crosstourer ist mir zu keiner Zeit aufgefallen.
Das Fahrwerk der Crosstourer schlägt sich mit unebener Fahrbahn und Schlaglöchern um einiges besser als das der NC 700S. Das von der NC bekannte “hüpfen” des Hecks bei schlechtem Belag in Kurven ist mir nicht aufgefallen. Die Crosstourer wirkt auch bei schlechter Fahrbahnbeschaffenheit stets stabil und gibt dem Fahrer ein höheres Gefühl von Sicherheit als die NC.
Ergonomie & Gewicht – Wo verstecken sich die 295kg?
Wenn man das Gewicht der Crosstourer nennt verdrehen viele erstmal die Augen. Auch ich hatte Anfangs großen Respekt vor der bedrohlich hohen Zahl. Klar ist, beim Manövrieren auf dem Parkplatz lassen sich die Kilos der Dame einfach nicht verstecken. Sobald man jedoch auf ihr sitzt und der Motor gestartet wurde wird man von einem spielerischen Handling überrascht. Durch den großen Motor ist der Schwerpunkt der Crosstourer recht tief so dass sie sich wunderbar durch Kurven führen lässt. Ich habe mir an der Ampel angewöhnt mit dem Linken Fuß zu stehen und den rechten Fuß auf der Raste bzw. Hinterradbremse verweilen zu lassen.
Das Gewicht macht sich dabei kaum bemerkbar und man kann die Hände vom Lenker nehmen ohne Angst haben zu müssen das die schwere Maschine umkippt.
Durch den tiefen Schwerpunkt kann man sie ähnlich wie die NC locker im Stand mit dem Hintern hin und herkippen.
Die Sitzposition ist durch den hohen und breiten Lenker sehr angenehm für meine 184cm Körpergröße. Man sitzt aufrecht aber dennoch etwas sportlich. Mit 81cm Innenbeinlänge habe ich relativ kurze Beine für meine Körpergröße und komme mit den Füßen an der Ampel gerade so flach auf den Boden. Für kleinere Fahrer gibt es seit 2014 jedoch auch eine niedrige Sitzbank von Honda. Die Originalsitzbank der Crosstourer ist rutschfest und deutlich besser als die der NC700S. Nach 2,5 Stunden machte sich jedoch auch hier mein Hinterteil bemerkbar auf der Sitzbank. Dies wurde jedoch besser nach dem ich meine optimale Sitzposition gefunden hatte. Für mehr Komfort kann man jedoch zur Komfortsitzbank von Touratech greifen, welche zwischen 379-399 EUR gleich in sechs verschiedenen Varianten angeboten wird.
Der Kniewinkel ist wie erwartet sehr angenehm. Durch den hohen Lenker und die breiten Fußrasten kann man sehr gut im stehen fahren ohne sich bücken zu müssen. Die gern bei Sicherheitstrainings beigebrachte optimale Fußstellung (mit dem Ballen auf der Raste) lässt sich am besten einhalten, wenn man die Füße sehr nah am Motorrad auf der Raste hat und die Crosstourer locker aber bestimmt zwischen den Oberschenkeln einklemmt. So macht Kurven fahren Spaß! Im Gegensatz zur NC700S sitzt man auf der Crosstourer deutlich mehr “in der Maschine” als “auf der Maschine”. Dieser Eindruck wird nicht zu letzt durch den großen Metalltank und die Frontverkleidung verstärkt. Beim späteren Umstieg zurück auf die NC fühlte ich mich als ob ich ein viel zu kleines Kindermotorrad meiner Tochter besteigen müsste.
Zubehör, Zubehör, Zubehör …
Auf der Vorführmaschine war bereits die hohe Scheibe von Honda montiert, welche beim Kauf einzeln oder in verschiedenen Equipment-Sets erworben werden kann. Bis ca. 80 km/h konnte mich die Scheibe ideal vor Fahrtwind schützen. Darüber hinaus führt sie teilweise jedoch zu unangenehmen Verwirbelungen an der Visieroberkante meines Helms (Nolan N44). Nimmt der Fahrer jedoch eine leicht sportliche Haltung ein ist die Scheibe auch bei höheren Geschwindigkeiten sinnvoll. So habe ich auf der Autobahn bei 205km/h (meinem bisher persönlichen Geschwindigkeitsrekord auf einem Motorrad) weniger Wind gespürt als ich bei der NC700S bereits bei 60km/h habe. Ursprünglich hatte ich mich wegen der genannten Verwirbelungen gegen die hohe Scheibe entschieden. Da ich mit der Crosstourer aber auch mal größere Reisen unternehmen möchte habe ich mich heute umentschieden und werde die an meiner zukünftigen Crosstourer bereits montierte große Scheibe behalten. Im November habe ich meiner NC schon eine Griffheizung von IXS verpassen lassen und finde diese sehr praktisch. Bei der Crosstourer werde ich nun eine original Honda Griffheizung anbauen lassen da diese den Schalter direkt am linken Griffgummi hat und man sich dadurch den Platz für die zusätzliche Bedieneinheit spart. Ebenfalls behalten werde ich den montierten Hauptständer, auch wenn dieser für die Kettenpflege dank Kardanantrieb nicht nötig ist. Auf Wochenendtouren bin ich aktuell schon eher minimal nur mit einer Tasche unterwegs. Auch wenn es zu der Optik der Crosstourer gut passt möchte ich auf große Alukoffer eher verzichten. Statt dessen grübel ich noch über die Anschaffung einer größeren Tasche oder evtl. Soft-Seitentaschen z.B. von Enduristan oder Ortlieb nach, welche man an gängigen leicht abnehmbaren Haltern montieren kann.
So weit mein “zweiter” Eindruck von der Crosstourer. Wie Anfangs bereits erwähnt, habe ich bereits einen Kaufvertrag für eine silberne Crosstourer mit DCT unterschrieben welche schon beim Händler steht. Aus Finanzierungsgründen muss ich mich jedoch leider noch ein paar Wochen gedulden bis ich sie mitnehmen kann. Die Vorfreude ist zumindest nach der heutigen Fahrt um so größer geworden!