Die guten Sitten verlottern...

"Danke" hat das Mädel aus einem Forum zwar gesagt, nachdem ich die Inspektion an ihrem Mopped durchgeführt hatte... .
Haben wollte ich wie immer nichts dafür, daher hat sie mir eine Tafel "Merci" mitgebracht. Mitbringen brauchte sie außer einem Ölfilter nichts, war alles da.
Während ich die Inspektion (incl. Wechsel Bremsflüssigkeit) durchgeführt habe, hat sie sich ungefragt über meine Schokolade hergemacht (die Riegel, die ich selbst nicht mag, blieben übrig - liegen immer noch in der Garage) - der Gedanke, dass ich Öl und Co. auch bezahlen musste, ist ihr nicht gekommen... .
Ist ein absoluter Einzelfall - ich helfe gern, Rückmeldungen haben mich immer wieder sehr positiv überrascht; bis dahin, dass sich durch kleine Gefälligkeiten freundschaftliche Kontakte entwickelt haben... .
Ich selbst habe auch schon ziemlich oft Hilfe aus dem Forum in Anspruch genommen und war positiv über die tolle Hilfsbereitschaft berührt...
Auch hier aus dem Forum hat mir jemand in einer privaten Geschichte geholfen - das ging schon weit übers normale Maß hinaus, kann ich kaum wieder gut machen... .

Dann sage ich auch mal Danke an "Gume" für das Einstellen dieses Threads.

Es ist kein Fehler uns immer wieder einen "Spiegel" vorzuhalten.

Ich habe trotzdem eine Erklärung für den "vergessenen Dank im speziellen Einzelfall": Es ist vermutlich mit dieser Schnelllebigkeit,
dieser Informationsüberflutung, Internetgeschwindigkeit mit dazugehöriger Anonymität und der damit einhergehenden "erzwungenen Oberflächlichkeit" verbunden - ganz selten wohl der schieren Dummheit und Ignoranz der Menschen geschuldet!

Danke für das Erinnern!!!

Bitte und Danke sind gelebter Respekt - und damit Ausdruck einer Primärtugend aufgeklärter Menschen, die wir uns erhalten sollten.

Tja, leider leben wir im "Geiz ist Geil" Zeitalter und leider haben immer weniger Menschen eine vernünftige Erziehung genossen. Das zeigt sich zum einen in Dingen wie "Danke" und "Bitte" sagen, zum anderen aber auch in einer immer stärker werdenden Forderungshaltung, ohne selber bereit zu sein, etwas zu geben.
Meine Partner und ich erklären uns seit Jahren immer wieder bereit, Schülerpraktikanten in unserer Kanzlei hospitieren zu lassen, schleppen die jungen Leute mit zu Gerichtsterminen und fragen Mandanten, ob es für sie o.k. ist, wenn der Praktikant bei Besprechungen, bei denen ja teilweise auch sehr private Dinge erörtert werden müssen, dabei ist. Die allermeisten Mandanten sind damit einverstanden, was ich für nicht selbstverständlich halte.
In diesem Zusammenhang erleben wir dann immer wieder, dass die einfachsten Höflichkeitsformeln nicht bekannt sind. So bleiben z.B. die regelmäßig deutlich jüngeren Praktikanten meist auf ihren Ärs..... sitzen, wenn der Mandant das Büro betritt und erachten es weder für nötig, zu grüßen,'sich vorzustellen oder eben gar aufzustehen. Erst wenn der Mandant grüßt kommmt regelmäßig irgendein Laut, den man vllt. auch als Gruß auffassen kann; dass die dargebotene Hand im Sitzen ergriffen wird versteht sich von selbst.

Der letzte Praktikant - es ist erst wenige Wochen her - erklärte mir auf meine Frage, ob er sich denn vorstellen könne Jura zu studieren, "auf gar keinen Fall,das'ist ja viel zu viel Arbeit und immer das Gleiche"- ich war, was selten vorkommt, sprachlos.
Er ist dann auch - und da schließt sich der Kreis - nach den 14 Tagen seines Praktikums, in dem wir ihn zu ca. 10 Gerichtsterminen mitgeschleppt haben, ohne ein Wort des Dankes verschwunden....ich habe jetzt erstmal für mein Dezernat eine Praktikantensperre verhängt.

Ich glaube dass sich unsere Gesellschaft immer mehr zur Ellenbogengesellschaft entwickelt und viele nur noch auf Ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Höflichkeit und Hilfsbereitschaft findet oft nur noch statt, wenn man sich selber einen Vorteil davon verspricht -'mich kotzt diese Mentalität von Tag zu Tag mehr an.

Um so wohltuender ist es, in einem Forum wie diesem mit vielen uneigennützigen Menschen kommunizieren und einige davon auch noch persönlich treffen zu dürfen (Bebra) - dafùr bin ich sehr dankbar!

Ja, Dirk, genau das ist es, was auch mich, was viele von uns bewegt.

Wir brauchen dringend eine Ideologie freie Wertediskussion in unserer Gesellschaft.

Es geht dabei auch nicht um den schon immer herrschenden Generationenkonflikt!
Es geht schlich um Erziehung, um das Vermitteln von Werten.

Ich bin meiner Frau immer noch sehr dankbar dafür, dass sie bei der Erziehung unserer drei Kinder
den Löwenanteil übernommen und 15 Jahre auf ihre berufliche Karriere verzichtet hat.

Ich war viel dienstlich, auch zu Unzeiten, unterwegs und musste nur gelegentlich "ein paar Pflöcke" setzen, als
die Pubertät die Regentschaft übernahm. Es hat sich nach unser beider Meinung alles gelohnt! Leider
honoriert diese "Geldgesellschaft" die Erziehungsarbeit viel zu wenig! Verantwortungsbewusste Mütter sind die
eigentlichen HELDEN dieser Zeit!

Meine Kinder, heute Erwachsene im Alter von 26 bis 32, "zahlen" uns alles zurück - mit Liebe, Dankbarkeit und
Vertrauen .Das ist ein unglaubliches, unbeschreibliches Gefühl.

Ein Sohn ist zwischenzeitlich Flugkapitän (war er bereits mit 30), der andere Wirtschaftsingenieur und die Tochter hat ein
abgeschlossenes Studium der Bankbetriebswirtschaft, versucht es derzeit mit Schreiben und ist jetzt Flugbegleiterin bei
der Lufthansa. Wir sind stolz. Vor allem aber dafür, dass sich alle Mühen und der jahrelange Verzicht (Ausbildungen
sind teuer!) gelohnt haben.

Und das Wichtigste: Alle drei sind höfliche Menschen, die "über den Tellerrand" hinausschauen und soziale Verantwortung übernehmen .

Die Menschen, die heute nur noch "allen Genüssen" hinterherjagen, werden im Alter sehr einsam vor der großen Frage
nach dem Sinn des Lebens zurückbleiben.

Nochmals Dank für diesen wichtigen Thread!