Venturi
Woher hast du diese Weisheit? Ich komme aus dem technischen Bereich aber das war mir neu.
Ich komme ebenfalls aus diesem Umfeld (hatte einmal viele Vorlesungen in Maschinenbau...).
Wir haben hier zwei sogenannte gleichwertige Reibpartner was technisch gesehen immer ungünstig ist.
Diese unterliegen ohne "Gleitmittel", also wenn sie trocken aufeinander laufen oder abrollen immer einem
höheren Verschleiss wenn sie nicht durch ein Schmiermittel getrennt sind. Nicht gleichwertige Reibpartner wie
z.B. Rotguss oder Messing auf Stahl oder Nylon auf Stahl etc. können in der Technik je nach Anwendung auch
ohne Schmierstoff auskommen. Aber Stahl auf Stahl, nein, nicht gut.
Bis auf das Abrollen bin ich bei Dir. Abrollen bedeutet keinen Verschleiss (durch Reibung). Nie. Allerdings hat man, sofern keine Formschlüssigkeit gegeben, immer auch ein Gleiten (auch als Schlupf bekannt).
Du schmierst deine Kette also nicht damit der Rollenkörper auf die Rolle aufrollt und nicht aufgleitet, aha.
Jetzt frage ich mich nur warum haben die Kettenhersteller die Rollenkörper so glatt gemacht obwohl sie
doch möglichst auf den Zahn aufrollen und nicht gleiten sollen? Fragen über Fragen.
Eine Kette läuft formschlüssig. Glatt macht man die Rollen aussen nicht wegen dem Gleiten, sondern wegen dem Härten. Das ist wie bei Endmassen (kennst Du sicher?).
Der Haken an deiner Überlegung ist nur das durch die bei dir fehlende Schmierung der Rollenkörper nach einiger
Zeit trocken auf der Hülse läuft, sich hier dann die Reibung erhöht und die Rolle doch nicht mehr mehr rollt sondern
trocken auf das Kettenrad aufläuft bzw. gleitet und sich so der Abrieb erhöhen kann. Das kann sogar soweit führen
das der Rollenkörper auf der Hülse frisst.
Nein, die Hülse ist dauergeschmiert und gekapselt! Da frisst nichts. Das Ziel ist ja bei Rollenkette, dass man einen genau definierten Bereich der Gleitreibung hat und dieser wird daher dauergeschmiert. Wäre meine Theorie komplett falsch, gäbe es von BMW auch keine Endurance-Ketten (was übrigens ganz normale gedichtete Ketten sind. Einzig behauptet BMW sie hätten den Dichtring verbessert...
Fetten oder Ölen hat hier auch noch den Vorteil das kein Wasser in den Spalt zwischen Rollenkörper und Hülse
eindringt welches ein noch schnelleres Fressen bzw. eine Schwergängigkeit zwischen Rollenkörper und Hülse
begünstigen würde.
Da die Hülse/Bolzen mittels Dichtring gekapselt sind, dringt da auch kein Wasser ein. Never. Wenn, dann ist die Kette kaputt.
Deine Beispiele mit dem Eisenbahnrad und dem Reifen auf der Strasse sind meiner Meinung nach eher untauglich
um deine Theorie, die ich übrigens aus gutem Grund für nicht ganz richtig halte, zu untermauern da sie mit der
Problematik eigentlich wenig zu tun haben, sorry.
Nun, ich erwarte nicht, dass Du diese nachvollziehen kannst. Ich erwarte auch nicht, dass Du Deinen Standpunkt aufgibst, aber ich erwarte, dass Du zumindest in Betracht ziehst, dass meine Betrachtungen, welche ich zudem beweisen kann, mindestens so korrekt sind wie die Deinen.
Das Eisenbahnrad ist als Anschauung gewählt, weil man da eben auch keine Reibungsverluste mit der Schiene möchte. Da dies leider nicht auszuschliessen ist, Eisenbahnräder sind NIE formschlüssig, hat man leider immer Gleit-Reibungsverluste. Gäbe es nur Haftreibung, bräuchte es keine Zahnradbahnen.
Da haben wir, was dieses Thema anbelangt, wohl konträre Meinungen.
Egal, es gibt schlimmeres. Frag 5 Leute nach Reifen, Motoröl und Kettenpflege und du bekommst 5 verschiedene
individuelle Meinungen die sich auf ebenso individuelle Weise gebildet haben, that's Life.
Genau, sehe ich auch so. 