Hallo Winni,
danke das du diesen Versuch durchgeführt hast. Manchmal, wie in diesem Fall, sagen Bilder mehr als
tausend Worte.
Wie der Rainer oben schon richtig sagt:
"Der Versuchsaufbau ist improvisiert, aber das Prinzip der progressiven Feder bzw. die technische Umsetzung
wird damit richtig erfasst. Passt damit doch alles ganz gut auch mit den vorherigen Erläuterungen zusammen."
Man sieht hier wunderbar was passiert.
Anfangs haben wir eine weichere, lineare Federrate die aus den beiden unterschiedlichen Federraten des eng
gewickelten, weicheren und des weiter gewickelten, härteren Federteils besteht.
Fährt der weichere Federteil beim Einfedern auf Block, federt nur noch der weiter gewickelte, härtere Federteil.
Das entspricht meiner "Knicktheorie" auf Seite 1 in diesem thread, auch wenn ich da, wie Rainer schon erwähnte,
etwas übertrieben habe. Wie ich schon schrieb diente das aber nur der Anschaulichkeit und dem Verständnis!
Wir haben genaugenommen "2 Federn" mit unterschiedlichen linearen Federraten mit einem Umschaltpunkt.
Dieser liegt bei deinem Versuch bei ca. 80mm Einfederweg.
Da die Feder in deinem Versuch kaum geführt wird und der weiter gewickelte Teil etwas wegknickt entspricht
der Umschaltpunk nicht ganz der Realität. In einem geführten Gabelrohr würde der Umschaltpunkt etwas früher
kommen.
Genau auf diesen Umschaltpunkt bezieht sich übrigens die Aussage von Wilbers zu der NC-Gabelfeder:
"Original besitzt die Gabel progressive Federn, wobei die erste Federrate zu gering ist und dadurch auch relativ
schnell in die zweite, deutlich zu harte Federrate wechselt."
(Wenn meine Infos stimmen hat diese Feder eine Federrate von ca. 6,5 -10 N/mm, wobei Wilbers eine lineare Feder
mit 8.5 N/mm empfiehlt.)
Da Wilbers allerdings zur, ich sage einmal "harten Fraktion" gehört werde ich in meiner NC750SD RC88 zwei lineare
Federn mit 7,0 bzw. 7,5 N/mm ausprobieren. Das ganze in Zusammenhang mit einem YSS PD-335 Gabelventil damit
ich die recht harte Druckstufe regulieren kann, auch wenn sie durch den Einbau der anderen Federn wohl nicht mehr
so hart sein wird. Diese harten Schläge im Lenker bei schlechter Fahrbahn nerven einfach, da kenn ich besseres,
will ich auch haben!
Sollte die Feder des Gabelventils eine zu hohe Federrate haben werde ich sie durch eine weichere ersetzen.
Winni, ich hatte deine Gabelumbauten ja verfolgt und du hast bei quasi gleichem Fahrergewicht die Feder fast auf
0 gestellt damit das Ventil bei Schlägen öffnet. Wenn ich Glück habe reicht das auch bei mir?!
(Wozu das YSS PD-335 Gabelventil dient wurde hier im Forum ja schon beschrieben).
Was ich mit dem Umbau bewirken will:
Ich gehöre mit ca. 73Kg (voll aufgebrezelt) zu den leichteren Fahrern und denke der Umbau sollte etwas mehr
Komfort bringen. Ferner hoffe ich das der zu große Negativfederweg auch kleiner wird damit mehr Gesamtfederweg
zur Verfügung steht und das durch das Gabelventil harte Schläge besser bedämpft werden.
Nach dem Einbau kann ich immer noch mit dem Luftpolster, mit dem man die Gesamtrückstellkraft der Gabel
beeinflussen kann, spielen. Eventuell kann man dann auch noch Gabelöl mit einer anderen Viskosität einfüllen mit
dem ich dann hauptsächlich die Zugstufe beeinflussen möchte. Die Druckstufe hoffe ich mit dem dafür vorgesehenen
Gabelventil in den Griff zu bekommen.
(Übrigens, um die richtige Federvorspannung zu erreichen muß ich natürlich die Distanzhülsen anpassen, das ist aber
kein Problem)
Aber immer schön der Reihe nach. Bevor es nicht wärmer wird passiert da erstmal garnichts.
Ja ja, jetzt ist das mit der Gabelfeder gerade geklärt und dann kommt der Typ mit Zugstufe, Ölviskosität Gabelhülsen
etc.
Also, das Gesamtsystem wird durch den einfachen Einbau von den linearen Federn und des Gabelventils auf jeden
Fall schon komfortabler. Der Rest ist Feintunning, also lasst euch nicht verwirren, verunsichern!
Was haben wir heraugefunden:
Wir haben genaugenommen "2 Federn" mit unterschiedlichen, linearen Federraten mit einem Umschaltpunkt.
Diese Feder hat allerdings von der Funktionsweise her nur wenig mit einer "echt progressiv" arbeitenden Feder
zu tun!
Trägt man unsere Feder in ein Diagramm ein erhalten wir zwei verschieden stark ansteigende Geraden mit einem
leicht abgerundeten Knickpunkt.
Eine echt progressiv arbeitende Feder beschreibt, eingetragen in ein Diagramm, eine ansteigende Kurve!
Das Thema ist echt komplex, ich mußte mich da auch erst mit befassen und habe Denkfehler, auch durch Falsch-
informationen gemacht. Das habe ich dann allerdings, wie in diesem thraed zu lesen, umgehend korrigiert.
Noch etwas für Interessierte:
Der Rainer hat ja angeboten seine Exeldatei zur Berechnung von Federn zur Verfügung zu stellen. Ich habe es
getestet. Geniales Teil, warum?
Angenommen vor euch liegt eine Feder von der ihr keinerlei Daten habt, z.B. die hier zu sehende von Winni,
dann vermesst die Feder und tragt die Daten in die zugehörigen Spalten ein.
Ist das getan spuckt euch das Programm die Federrate vom weichen sowie harten Teil sowie den Federweg
des weichen Teils aus! IST DAS GENIAL! Und das ist noch nicht alles.....
Die Federrate von linearen Federn lässt sich auch berechnen, einfach "Windungszahl eng" und
"Windungsabstand eng" auf Null setzen, das war's.
Für das sogenannte Schubmodul G in N/mm² gebt Anfangs 80.000 ein. Ich habe bei mehreren Federherstellern die
Schubmodule für verschiedene Federstähle verglichen und kann sagen das ihr mit 80.000 schon ganz richtig
liegt. Einfach mal mit den Daten spielen um ein Gefühl für die Grössenordnung der Abweichung zu bekommen.
Und ganz wichtig: Der Drahtdurchmesser!! Der muß genau stimmen!! Habt ihr keine gute, genaue Schieblehre,
vergesst es! Warum? Eine Abweichung von 0,1mm Drahtstärke verfälscht das Ergebnis um ca.10%
Steht aber auch unten in der Exeldatei von Rainer!
Nochmal zu den gekauften Federn:
Ihr denkt vielleicht, der Typ hat ja Geld, gleich 2 Satz Federn kaufen! Ne ne, die waren spottbillig! Scheinen Lager-
überbestände zu sein, die CBR 600 wird ja schon lange nicht mehr gebaut und die Nachfrage nach den Federn
scheint gering und der Lagerbestand wohl noch groß, also, alles muß raus!
Neue YSS Federn, original-verpackt und eingeschweisst 11,95 das Paar.
Gebt bei Ebay folgenden Suchbegriff ein: YSS Gabelfeder linear Federrate 7.0 f. Honda CBR 600
Die gibt es noch mit 7,0 und 7,5 N/mm Federrate.
Also wer Interesse hat, zuschlagen.
Übrigens Winni, kannst du einmal denn Aussendurchmesser der Feder messen und mir sagen für welches Modell
mit welchem Federweg die Feder ist? Würde mich freuen, PN an mich würde reichen, Dank im Voraus.
So, wie immer viel geschrieben, hoffe aber zum Verständnis beigetragen zu haben.
Ich werd es so machen wie oben beschrieben und mich eventuell dann dazu noch einmal äussern. Jetzt ist für
mich das Thema Gabelfeder weitestgehend durch.
Gruß aus Lemgo, Thomas