Zitat von Exdeauviller
Wenn man sich hier darüber beschwert, dass jemand, der 60km/h fährt, jemand anderem die Kurven versaut, dass auf der Landstraße 130km gefahren wird, statt der erlaubten 100, dass indirekt gefordert wird, dass jeder da, wo "man" es kann, die erlaubten 100km/h auch zu fahren hat - was ja dann impliziert, dass die zugelassene Höchstgeschwindigkeit quasi die Richtgeschwindigkeit ist - dass sich über die mich auch tw. nervenden 50km/h hinweggesetzt wird und genau damit diese verordneten Höchstgeschwindigkeiten weiter um sich greifen, weil selbsternannte "Kenner der Strecke" sich darüber hinweggesetzt und Unfälle verursacht haben, Regeln erstellt werden, wem es "erlaubt" sein könnte, langsamer zu fahren als möglich, überkommt mich das Gruseln.
Alles anzeigen
Wenn mir die schönsten Kurven verhagelt werden, spritzt da kein Geifer gegen das Visier, so ein Hitzkopf bin ich nicht. Ein kräftiges »Scheiße!«, ein wenig Gegrummel, ein kurzes Betasten der Eckzähne, das darf aber schon sein. Was dem nicht folgt, dass sind so dumme Aktionen wie drängeln bzw. anschieben, Lichthupe oder eindeutige Handzeichen. Im Gegenteil, ich werde vorsichtig und halte Abstand. Whatever. Nach 30 Jahren Autofahrerei (davon die letzten 28 Jahre unfallfrei) und bisher 30.000 unfallfreie Kilometer auf dem Motorrad wirft mich so eine Sache emotional gewiss nicht aus der Bahn. Ich überhole bei der nächsten passenden Gelegenheit, fertig.
Eine indirekte Aufforderung zur Ausreizung von erlaubten Höchstgeschwindigkeiten kann ich - zumindest in meiner Argumentationskette - nicht erkennen. Dass ich nicht verstehe, warum man auf einer gut ausgebauten Straße mit Sichtweiten um die 80-100 Meter mit 60 Sachen vor sich hin tuckert, gebe ich gern zu. Aber auch das ist eine Fall-zu-Fall-Angelegenheit. Wenn ich erkenne, da sitzt z.B. ein Senior am Steuer, 80 Jahre auf dem Buckel und Zigarre auf dem Zahn, bin ich wieder ganz Dorfkind und denke jau, das ist halt so. Auch die hypernervöse Mutti mit der Nasenspitze auf der Hupe bringt mich nicht in Wallung. Es sind eher die in sich ruhenden Landschaftsbetrachter und Träumerle, die mit verbissener Gelassenheit und zitronensaurem Lächeln meine Überholmanöver mit einem tadelnden Kopfschütteln kommentieren. Das sind die, denen ich gern mit einem fetten Edding »Ordnungswidrigkeit« auf die Flanke schreiben würde, nicht dem Opa oder der Mutti, dem Fahranfänger oder anderen vorsichtigen oder ängstlichen Naturen (die man an ihrer Fahrweise durchaus erkennen kann). Es gibt aus meine Sicht durchaus gute Gründe, langsamer zu fahren, als möglich, auch neben dem entsprechenden Passus in der Straßenverkehrsordnung. Trotzdem wäre es mir lieber, man täte es nicht, sofern sich das abstellen ließe. Denn auch wenn man die Sache wieder und wieder auf den Kopf stellt, auch (Zu-)Langsamfahrer sind ein Risikofaktor, sind potenzielle Unfallverursacher.
Auf die Jahre gerechnet, sitzt man hin und wieder mal neben einem Langsamfahrer im Auto. Hier ein paar Antworten, die ich auf die Frage nach dem Grund der Schleicherei bekommen habe, die mir hängengeblieben sind:
-Ich habe meine Brille vergessen.
-Der Regenbogen ist sooo schön, findste nicht auch?
-Sonst wird dem Hund schlecht.
-Die Kassette ist genau dann zu Ende, wenn wir ankommen, und ich will das letzte Lied noch hören.
- Ist mir egal, dass wir auf der Autobahn sind. Ich überhole keine LKWs!
- Muss vorsichtig sein, der Auspuff ist mir Blumendraht hochgebunden.
- Ich kriege den 4. Gang nicht mehr rein ...
-Wenn der Sprit teurer wird als einsfuffzich, fahre ich immer so.
-Schneller? Ich bin auf dem Weg zur Arbeit, Mann ...
- Gemach, ich habe erst vor drei Jahren den Führerschein gemacht!
- Um Gottes Willen, das ist das Auto von meinem Mann ...
-Ich will das Auto nicht so abnutzen.
-Halt die Klappe und hör Musik, ich muss nachdenken ...
Gruß
Jörg