Ich höre hier keinen "Schwachsinn" in den Äußerungen des Herrn Prof. Ludwig. Es ist alles richtig, was er sagt. Ich weiß auch nicht, was "Fritz" mit diesem Interview "belegen" will.
Ja, der Impfstoff wurde in sehr kurzer Zeit entwickelt. Und dass die Politik Druck auf die Zulassungsbehörden gemacht hat, ist nachvollziehbar, verständlich und in keiner Weise anrüchig oder in der Sache zu kritisieren. Die Sache eilt nun mal! Die Zulassungsbehörden haben ja, wie Herr Prof. Ludwig selbst äußert, auch trotz des Zeitdrucks ihre Arbeit genauso sorgfältig gemacht wie bei anderen Verfahren auch. Was Herr Prof. Ludwig aber nicht sagt - weil er vielleicht aber auch nicht danach gefragt wurde - (vielleicht wurde es aber auch herausgeschnitten, wie anderes auch...) ist, dass an Impfstoffen auf der Basis der mRNA ("Messenger-Ribo-Nuklein-Acid") schon seit zwanzig Jahren geforscht wird. Insofern ist der Impfstoff bzw. die Entwicklung des Impfstoffes gar nicht sooo furchtbar neu. Erst die Covid-Pandemie hat den Stein zur Forcierung der Entwicklung des Impfstoffes nun ins Rollen gebracht. (Verschwörungstheoretiker haben hier natürlich wieder einen willkommenen Anlass für ihre abstrusen Märchen. Und ja, ich weiß: die Erde ist eine Scheibe, und Hexen und den Teufel gibt es auch....
).
Wenn man genau hinhört und nicht nur selektiv wahrnimmt, dann sagt doch Herr Prof. Ludwig nichts anderes als dass der Impfstoff in sehr kurzer Zeit entwickelt wurde und deshalb Langzeitauswirkungen und -nebenwirkungen nicht ausgeschlossen sind. Und das ist ja durchaus richtig. Langzeitfolgen kann man erst nach Jahren oder Jahrzehnten erkennen. Das hilft uns aber im Moment nicht weiter. Unten mehr dazu.
(Übrigens und ganz nebenbei ist das Interview wenig "ergebnisoffen". Es zielt in den suggestiven Fragestellungen ganz klar darauf ab, von Prof. Ludwig Aussagen zu gewissen "Gefahren" durch den Impfstoff aufgrund des ausgeübten Zeitdrucks zu erhalten. Leider werden auch nur Ausschnitte aus dem Interview gezeigt, die diesen inhaltlichen Punkt betreffen.)
Wenn Herr Prof. Ludwig betont, dass die Impfung für ihn im Moment kein Thema sei, weil er nicht zu einer der Risikogruppen gehört, ist das insoweit ja auch ok. Für ihn ist die Impfung zur Zeit kein Thema! Was nicht heißt, dass er als 85-jähriger Risikopatient mit Diabetes und Übergewicht ganz sicher anders darüber denken würde. Ich würde sogar mein Mopped darauf verwetten, dass es in anderer persönlicher Situation anders entscheiden würde. Die persönliche Disposition ist bzgl. der Entscheidung für oder gegen die Impfung selbstverständlich wichtig. Dass er zur Zeit als Nicht-Risiko-Patient lieber erst mal abwartet und die Situation beobachtet ist sein gutes Recht, solange er selbst nicht als Virusträger andere Menschen infiziert. Das liegt in seiner eigenen Verantwortung und ist auch sein persönliches Erkrankungs-Risiko.
Das alles bedeutet aber nicht, dass die Impfung definitiv mit Risiken verbunden ist. Die meisten Menschen werden sie wie eine normale Grippeimpfung "wegstecken". Dass es hier und da Nebenwirkungen geben wird, ist auch klar. Jeder medizinische Eingriff am Menschen hat "Nebenwirkungen" - statistisch gesehen. Was nicht heißt, dass sie bei jedem Menschen auftreten. Bei 65 Millionen Impfungen allein in Deutschland wird es garantiert hier und da Nebenwirkungen geben. Das liegt aber weniger am Impfstoff als an den persönlichen Prädispositionen der Menschen, die unterschiedliche Immunsysteme, unterschiedliche Vorerkrankungen, unterschiedliche genetische Voraussetzungen und unterschiedliche körperliche Voraussetzungen mitbringen. Es gibt Menschen, die selbst bei einer harmlosen Spritze schon ins Kurzzeitkoma fallen. Nebenwirkungen der Covid-19-Impfung? Ganz sicher NICHT. Ganz sicher ist aber, dass die Nebenwirkungen der Impfung statistisch nur zu einem Bruchteil der tödlichen Infektionsfälle zu Buche schlagen werden.
Entscheidend ist doch, dass wir nicht Jahre warten können, bis ein "sicherer" Impfstoff (ohne jegliche Nebenwirkungen) gefunden wird, den es ohnehin nicht gibt. Wie oben schon gesagt, hat jede Impfung bei einem verschwindend kleinen Teil der Bevölkerung Nebenwirkungen. Entscheidend ist, dass wir möglichst schnell etwas gegen die Pandemie tun - sprich die Infektionszahlen senken. Wenn wir das nicht tun, nehmen wir weitere Shut-downs oder Teil-Shut-Downs oder Lockdowns (mit all den wirtschaftlichen, seelischen und psychischen "Nebenwirkungen") und Hunderttausende von Toten in Kauf.
Bei einer Covid-Sterblichkeitsrate von zwischen 2% und 10 % (je nach statistischer Auswertung unterschiedlich) müssten wir ohne Kontaktbeschränkungen sogar von 1,66 Mio bis 8,3 Mio Toten ausgehen, bis eine sogenannte "Herdenimmunität" die Pandemie allmählich zum Stillstand bringen würde. Wollen wir das? Wenn "nein", dann haben wir keine andere Chance als die Impfung. Das ist zur Zeit das einzige probate Mittel. Insofern sind mögliche Bedenken (so begründet sie auch sein mögen) gegen eine Impfung irrelevant - eben weil es zur Zeit keine Alternative gibt.