Bauer Huber lebt in einem Dorf auf der Schwäbischen Alb, war noch nie weg aus seinem Dorf. Nun, schon recht betagt, muss er in einer wichtigen Angelegenheit tatsächlich sogar nach Stuttgart. Große Aufregung! Und so steigt er zuerst in den Bus und fährt nach Geislingen und dort nimmt er den Zug nach Stuttgart. Dort auf dem Hauptbahnhof angekommen ist er überwältigt vom hektischen Treiben, um ihn rum rennen Leute, überall Baustelle, dazwischen Kioske, eine Kneipe, die Bahnhofsmission, ..., und Automaten, Automaten, Automaten. Huber staunt! Was es alles gibt: Getränkeautomaten, Automaten mit Belegten Brötchen, für Zigaretten, weiße, rote, schwarze, ... - unglaublich! Ein etwas abseits stehender unscheinbarer und schon ziemlich verstaubter Automat weckt Hubers Interesse: "Ersetzt dem Reisenden die helfende Hand" steht quer über seiner Front. Einzig eine etwa faustgroße Öffnung in halber Höhe, daneben ein Einschub für Geldscheine: Nur 10 Euro. "Was es ed älles geid ..." Denkt Huber, und will schon weitergehen. Dann bleibt er aber doch stehen, dreht sich zu dem Automat um und denkt nach: "Hm, mai Erna isch ja ao nemme de Jengschd - ond Luschd hod se ao nemme reachd, jedafall nemme so wia I. Bloß z' Weihnachd ond z' Auschdra isch oifach zweneg. Ond zea Eiro isch ja ao koi Geld ...". Und so geht er langsam wieder zurück zu dem Automat, dabei nach allen Seiten sichernd, es könnte ja jemand vorbei kommen der ihn kennt. Doch alles ist gut, niemand da! Er stellt also sein Köfferchen vor den Automat und schätzt die Höhe der Öffnung ab. "Scheiße, z' hauch!". Dann dreht er sich nochmal sichernd um: Nochmal Glück gehabt, wieder niemand Bekanntes da! Dann zieht er den Hut tief in die Stirn, holt seine Geldbörse aus der Tasche, sucht und findet tatsächlich einen Zehner, sichert noch einmal und gibt mit der Ferse dem Koffer einen Stoß, so dass dieser umkippt und nun ziemlich mittig vor dem Automat liegt. Jetzt dreht er sich um zum Automat, steckt den Zehner zuerst zwischen die Zähne um die Hände frei zu bekommen, steigt dann auf den Koffer (gottseidank, die Höhe stimmt jetzt einigermaßen), macht die Beine breit so weit dies auf dem Koffer geht, öffnet erst seinen Hosenladen und macht dann die Hosenträger los, lässt die Hose langsam, gaaanz laaangsam runterrutschen, zentriert vorsichtig seinen Johannes und zittert ihn dann (Aufregung, Aufregung) tief in diese Öffnung im Automat, nimmt den Zehner aus den Zähnen, schiebt ihn in den Schlitz im Automst, packt dann mit jeder Hand eine Seite seines Mantels, versucht mit ausgestreckten Armen und dem Mantel in den Händen gaaanz weit um den Automat zu fassen und presst sich dabei ganz fest an diesen. Und dann geht es auch schon los: erst klackt es links, dann rechts, es folgt ein kurzes Surren und dann kommt - verbunden mit einem leichten Vibrieren - stackatoartig ein Tacktacktacktacktack - und sofort danach ein langgezogenes und weithin hörbares "Aaaaaaauuuuuuuuuuuuhhhhhhhhhhhhh !!!!!!!!!!!"
Und als der Huber sich mit weichen Knien undcschmerzverzerrtem Gesicht vom Automat weg- und damit zu all' den Ihn nun anstarrenden Leuten hindreht, da kann es jeder sehen: an die Spitze von Hubers Johannes ist ein großer Knopf angenäht - mit 1a Kreuzstichen ...