Zitat von holding_off
Hallo Henry,
ich sehe, wir sind in einigen Aspekten nicht so weit voneinander entfernt. Ich störte und störe mich an der für diese Diskussion irrelevante Parallele zu Krankheitsrisiken. Es ist eine Offensichtlichkeit, dass Menschen vor Risiken die Ihnen vertraut sind, weniger Angst haben, als vor neuartigen oder unkontrollierbaren Risiken.
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Das Menschen emotional reagieren, ist mir klar. Deswegen ja auch meine Bemerkung, dass rationall betrachtet die Angst vor dem Terrorismus übertrieben ist. Daher passt es sehr wohl zur Diskussion, wenn einige, die vor Krebs nicht die geringste Angst haben, jetzt jedesmal panisch werden, wenn sie auf einem Bahnhof einen verweisten Koffer entdecken.
Aber das ist auch kein Grund, deswegen nichts gegen Terrorismus zu tun.
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Kein Einverständnis gibt es hierfür:
Die ersten islamistischen Terrorakte (WTC 1993, Botschaften in Kenia und und Tansania 1998) und auch 9/11 fand statt, lang bevor die USA angefangen hatten, irgendwo substantiell zu bombardieren. Frankreich sowieso nicht. Die Unterstützung für die Taliban während des Afghanistankriegs ist ein altbekanntes Faktum (das wusste ich lang bevor ich Todenhöfer gelesen hatte, der zweifellos gute Kontakte in die arabische Welt, aber die Wahrheit nicht gepachtet hat) und kann in keiner Weise zu Rechtfertigung des Islamistischen Terrors herangezogen werden. Wo ist da die Legitimierung?
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Hinter WTC 1993 und Kenia/Tansania steckten aber keine so umfassende und starke Netzwerke wie heute Al Quaida und IS. Diese beiden sind erst in Folge des Irakkriegs und Afghanistan entstanden - beides völlig falsche und unnötige Kriege, die ein etwas umsichtigerer Westen hätte verhindern können.
Ich habe in mich in meiner Argumentation auf die Zeit nach 9/11 gestützt. Vor 9/11 gab es zwar keine direkten Kriege des Westens, da gab es (und das gibt es ja heute eigentlich auch noch) die direkte Unterstützung und Finanzierung von Terroristen. Die CIA rühmt sich ja bis heute, dass sie in den 1980er Jahren zig radikale Muslime nach Afghanistan gebracht hat, um die Sowjets zu bekämpfen. Bin Laden ist ein Produkt der CIA. Einen anderen Punkt hat Ulrich bereits aufgegriffen.
Die Verfehlung der Amerikaner (und seiner Verbündeter, also auch uns) sind hier sehr umfassend, dass ich das gar nicht alles aufzählen möchte, das haben andere bereits, unter anderem Elmold hat das ja mal sehr ausführlich getan.
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Ich verstehe auch nicht, was "mehr" hinter den Attentaten von Paris stecken soll, als der Verbreiten von Terror. Indem man die Taten von Terroristen mit ihrer mutmaßlichen Motivation unterlegt, rechtfertigt man sie.
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Das ist doch Unsinn. Nur weil man die Motive eines Mörders ergründet, rechtfertigt man doch nicht den Mord.
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Eine Konzerthalle ist kein ein militärisches Ziel. Unser Verständnis von Militär ist nicht gezielter Massenmord an Zivilisten. "Unser" Militär tut dies auch nicht gezielt, egal was die Verschwörungtheoretiker behaupten.
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??? Das "unser" Militär das nicht tut, stimmt ja nun definitiv nicht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Abu-Ghuraib-Folterskandal
http://www.welt.de/politik/art…-betrunkener-Cowboys.html
https://de.wikipedia.org/wiki/…ttlungen_gegen_Blackwater
https://de.wikipedia.org/wiki/…_Bagdad_vom_12._Juli_2007
Sorry, wenn ich jetzt hier nicht alle Verfehlungen aufführen möchte, dafür fehlt mir jetzt einfach die Zeit. Das müsste erstmal reichen.
Im Übrigen, selbst wenn man einer Argumentation folgt, dass es einen "Guten Willen" bei der Nato gibt, und daher keine zivilen Opfer gezielt angegriffen werden - wieviel besser ist es eigentlich, wenn man zwar nicht gezielt zivile Opfer sucht, aber auch kein Problem damit hat, wenn 3 zivile Opfer zu beklagen sind, solange wie nur ein potentieller Terrorist getötet wird?
Meines Erachtens ist das keineswegs besser, als das, was die Terroristen in Paris machten.
Und der Irakkrieg war ein reiner völkerrechtswidriger Angriffskrieg - der Irak hatte jedes Recht sich zu verteidigen, dagegen die USA keinerlei Recht dort anzugreifen - es ist meines Erachtens daher garnicht so weit weg von der Wahrheit, jeden US Militär, der sich an dem Angriff beteiligt hat, als Mörder einzustufen - erst Recht, wenn dabei Zivilisten ums Leben kamen.
Warum genau das also besser sein soll, als der IS Terror, erschließt sich mir nicht.
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Deine Kritik gegenüber Saudi-Arabien kann ich nur unterstützen, ebenso die Ansicht, dass der Konflikt bei den Ursachen gelöst werden muss, und dass den Flüchtlingen vor Ort besser geholfen hätte werden können. Militärisches Eingreifen ist dennoch notwendig, reicht aber allein nicht aus.
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Ich wünschte mir, man würde mir mal einen militärischen Einsatz der Nato im Nahen und Mittleren Osten zeigen, der tatsächlich irgendetwas verbessert hätte. Dann könnte ich den Satz "Manchmal ist militärisches Eingreifen notwendig" vielleicht sogar glauben ...
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Allerdings müssen wir sehr genau prüfen, ob wir gegenüber den Bedrohungen des Islamistischen Terrorismus ausreichend geschützt sind.
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Und welche Maßnahmen sollen uns Deiner Meinung nach besser schützen?
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Der Unterschied zum Rechtsextremismus liegt darin, dass wir Rechtsradikale nicht ausweisen können (zurecht - die haben sich ihr Geburtsland auch nicht ausgesucht),
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Warte mal, Du glaubst, durch Ausweisungen wären Terroranschläge zu verhindern? Ernsthaft? In unserer globalisierten Welt? Oder verstehe ich das gerade falsch?
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und dass islamistische Milieus wegen der sprachlichen und kulturellen Unterschiede durch die Sicherheitsbehörden nur sehr schwer aufgeklärt werden können.
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Also wegen sprachlichen und kulturellen Unterschiede verstehen wir die nicht richtig, aber deswegen können wir auch sehr gut beurteilen, wer im Nahen und Mittleren Osten herschen sollte und müssen dort deswegen direkt oder indirekt ständig eingreifen?
Verstehe ich das richtig?
Beste Grüße,
henry