Habt Ihr keine Angst...

  • #1.823


    Dieser Meinung bin ich nicht. Die EU ist seit Anbeginn ein Projekt, das in Angriff genommen wurde, trotz der Bedenkenträger, trotz Schwarzweißdenker, trotz der "Franzosen sind unsere Erbfeinde-Schreier". Die EU wird weiterhin eine Vision bleiben und uns anspornen und aufzeigen wo wir bei Tageslicht und klarem Kopf bedacht hinwollen sollten.


    Die USA zeigen uns anschaulich, wie fern von Perfektion eine große Union auch 240 Jahre nach Gründung sein kann - und die sind stärker integriert.
    Die USA sind eben nichts weiter als eine Idee in vielen Köpfen - wie die EU. Im Falle der USA eben eine Idee mit einem gigantischen Militär.


    Die EU stirbt solange nicht, wie wir, die Moderaten, davon überzeugt sind, dass eine total verkackte Scheiß-EU immer noch hundertmal besser ist als keine EU.


    Die Dinge sind kompliziert! Na und? Das ist ja wohl kein Grund, die EU zu beerdigen.
    Alle profitieren irgendwie unter dem gemeinsamen Dach, die einen mehr die anderen weniger. Nicht perfekt, nicht fair, nicht fertig!


    Die EU ist nicht so schlecht, wie es im Augenblick aussieht. Nur weil in vielen Ländern Regierungen lautstark und undiplomatisch zu Werke gehen wird die EU nicht enden. Vielleicht wurde uns die rosa Brille von der Nase geschnippt aber das ist doch eher gut als schlecht, denn wegen der rosa Brille glauben und glaubten doch schon viel zu viele, dass die EU und die "immer engere Union" ein Selbstläufer sind. Ist sie aber nicht. Die EU ist eine Baustelle in der wir uns aber wie in einem fertigen Haus schon recht komfortabel eingerichtet haben und nun motzen, dass die Fenster zugig sind, noch kein Aufzug existiert und jeder in seinem Stockwerk macht was er will. Jeder macht eben das aus seiner Sicht Beste aus der Baustelle. Weder Deutschland noch die Briten, noch die Ungarn oder Polen haben bei ihren Entscheidungen primär die anderen Stockwerke im Blick.


    Es wird wieder andere Regierungen geben, in Deutschland und in vielen anderen Ländern, mit Visionären und mit Machern, dann werden die gegenwärtigen Rückschritte wieder aufgeholt oder sogar übertroffen werden. Vielleicht dauert das 10 Jahre, vielleicht 40. Vielleicht brauchen wir auch eine andere Generation, die keine Angst vor dem Fremden, vor der Globalisierung der Wirtschaft und der Kulturen hat, um wieder einen Schritt nach vorne zu schaffen.
    Es ist einfach so, dass die Generation, die einen Wandel miterlebt, diesen Wandel nie vollständig in das eigene Weltbild einbaut während es für die Nächsten und Übernächsten überhaupt keine Frage ist (Mein Opa hat sich zeitlebens geweigert, den Autoführerschein zu machen, weil er mit diesem neumodischen Zeugs nichts zu tun haben wollte. Der fuhr daher noch 1970 mit der Pferdekutsche zum Einkaufen).


    Ich bin nicht bereit die Errungenschaften der letzten 50 Jahre abzuschreiben, sowohl in Deutschland als auch in Europa, nur wegen ein paar lächerlichen Schwierigkeiten, nur weil ein paar Regierungen in der Flüchtlingsfrage anders bockig sind als die deutsche Regierung bockig ist, nur weil ein Land aus der EU austreten will, nur weil ein paar Flüchtlinge nicht vorher in vierfacher Ausführung untertänigst angefragt haben, ob sie fliehen dürfen und wir deshalb etwas Ungemach ertragen müssen.


    Europa ist eine Idee, Deutschland auch, und ich bin nicht bereit sie aufzugeben.
    Eine Idee, aber sie ist stärker als alle Hasser. Alle Europahasser, Flüchtlingshasser, Deutschlandhasser, Merkelhasser und "Bürger mit extremer Besorgtheit" die vorgeblich aus Sorge um Werte hassen, die aber tatsächlich völlig ohne Werte und auch nur den geringsten Anflug von Anstand sind.


    Edit:
    matthias: Dein Post war nur der Aufhänger für meinen Schrieb. Ich kenne Dich ja und weiß natürlich, dass Du keiner der im letzten Absatz genannten bist. :)

    :laughing-rolling:
    Sigi
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    2 Mal editiert, zuletzt von Sigi64 ()

  • #1.826


    …und seid endlich einmal still.
    Und dann überlegt, wie es gewesen wäre, hätte man uns und euch so behandelt, wie ihr jetzt jene behandelt, die nicht mehr wollen als eine kleine Chance, ihrem beschissenen Elend zu entkommen.


    Zuerst bekommt man tausend unschöne Dinge an den Kopf geworfen und dann soll man auch noch still sein und nachdenken… :think:?
    Habe ich gemacht und muss feststellen, dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden.
    Schon die Übernahme der DDR mit ihrer überschaubaren Anzahl von Ostdeutschen stellte für die alten und neuen ( :!: ) Bundesländer eine Herkulesaufgabe dar, die nach Jahrzehnten gemeinsamer ( :!: ) Anstrengungen gelöst wurde bzw. noch gelöst wird… okay, bisher nicht ideal-, aber trotzdem recht gut gelöst wurde... :roll:.
    Und nun ist das Kind mühsam aus dem Brunnen geklettert um sich sofort mit Anlauf ins Meer zu stürzen... :o ?
    Nun nehmen wir „allzeit bereit… :handgestures-salute: “ alle irgendwie ungerecht behandelten Menschen aus allen Krisengebieten der ganzen Welt auf unserem Quadratzentimeter Landkarte auf und integrieren sie ordnungsgemäß in unsere Gesellschaft?
    Für mich stellt sich gerade die schwarz-rot-goldene Ameise auf die Schienen der Weltgeschichte und ruft dem herannahenden Flüchtlings-D-Zug ein freundliches „Wir schaffen das!“ zu.
    Im Ernst: Wie soll das weitergehen und wo und wie wird das noch enden… :pray:?
    Wird Deutschland irgendwann als Teil der „Nordarabischen Eurounion“ ein einziger sozialer Brennpunkt sein?
    Bin schon gespannt, was Herr Berg dann für aufmunternde Briefe verfasst… :?.


    Es grüßt
    sin_skeptisch,
    der erst mal wieder still ist… :whistle:

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  • #1.827

    Alles verstanden. Deutschland oder Sachsen kann nicht die Welt retten.


    Wer aber jetzt nicht klar und eindeutig Stellung bezieht, gibt Demokratie- und Menschenfeinden Recht.
    Es gibt kein "ich kann deren Beweggründe verstehen" oder "ich wundere mich genauso wie die, wie das alles weitergehen soll".


    Da unsere heutige neuzeitliche Welt hauptsächlich auf dem Denken von Immanuel Kant aufbaut, darf ihn mal wieder bemühen:
    Wir sind zur Freiheit verdammt. Wer sich vermeintlich nicht entscheidet hat sich auch entschieden.
    Wer mit der Motivationslage der Straftäter von Clausnitz und Bautzen nicht grundsätzlich und lautstark antipathisiert wird zum stillen Unterstützer. Es gibt kein "Ja aber" mehr.


    Das hat inzwischen sogar der Tillich kapiert.



    Die Stimmung kippt. Wieder mal. Diesmal aber entlang der früheren Grenze. Auch nicht schön. Aber Realität.
    Irgendwann reicht's mit dem Verständnis für arme Opfer, die zu Menschenfeinden werden. Die Leute haben die Schnauze voll.
    Von Magreb-Grabschern genauso wie von "Wir sind das Volk"-Plagiatoren.


    Das Volk ist nämlich die Mehrheit und die will nichts mit Deutschlandhassern, Menschenhassern und Menschenhasser-Verstehern zu tun haben.

    :laughing-rolling:
    Sigi
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  • #1.828

    Sigi, dein Enthusiasmus und Durchhaltewille hinsichtlich der EU ehrt dich.
    Wurde entweder hier im thread oder woanders, auf jeden Fall in diesem Forum ja schon mal diskutiert: die EU könnte funktionieren, wenn es unter den Mitgliedstaaten einigermassen gleiche Interessen und Werte geben würde.
    Es könnte vielleicht eine Nord-EU funktionieren, und eben eine Süd-EU.
    Du hast es schon erwähnt: die Amis eint z.B. der gemeinsame Wunsch nach militärischer Stärke.
    Aber was eint denn die Mitgliedsländer der EU ? Der Wunsch nach offenen Grenzen ? Das kann ja nicht alles sein.
    Was mich halt masslos ärgert ist, dass einige Staaten (wenn ich das richtig in Erinnerung habe eigentlich alle in den letzten Jahren neu dazugekommene) überhaupt keinen Hehl daraus machen dass sie der EU beitreten wollten um daraus Vorteile zu haben. An Pflichten hat keiner gedacht und das zeigt sich jetzt dramatisch.
    Eine Gemeinschaft wird niemals funktionieren, wenn man aus ihr nur die Vorteile ziehen, aber von der Erfüllung von Pflichten nichts wissen will.
    Das funktioniert in Ehe und Familie nicht, im Arbeitsumfeld nicht, in Vereinen nicht, nirgends. Aber in der EU soll das funktionieren ?
    Es wird immer betont dass die EU eine Staatengemeinschaft ist. Sorry, kann ich so nicht sehen. Ich sehe einen Verbund der mühsam zusammengehalten wird (oder versucht wird zusammenzuhalten), eine Gemeinschaft sehe ich nicht.
    Wenn ich die sog. EU-Gipfel anschaue wird mir schlecht. Wenn man soviel Aufwand treiben muss um überhaupt noch miteinander zu reden, aber eigentlich nichts bewegt, dann muss man als rational denkender Mensch doch mal die Frage stellen ob es das wert ist so ein Gebilde am Leben zu halten.
    Der Hammer ist aktuell ja wohl das Verhalten unserer "Freunde" aus Österreich: selber die Grenzen dicht machen, aber ganz locker täglich tausende Flüchtlinge nach Deutschland rüberlassen. Wie schizophren ist das eigentlich ?
    O.K. ich gebe zu mich politisch nicht allzutief in die Materien reinzuwühlen (deshalb bin ich auch von Elmars Analysen immer so begeistert :whistle: ), aber für mich ist die EU ein Gebilde an dem man aus politischem Interesse auf jeden Fall festhalten wille, koste es was es wolle.
    Der Beitritt Griechenlands ist dafür das beste Beispiel: dass die schon zum Beitritt gelogen haben dass sich die Balken biegen war bekannt.
    Jeder normale Vertrag wäre wegen falscher Voraussetzungen annuliert worden. Aber normale Verträge im Geschäfts- und Alltagsleben werden halt aus rationalen Erwägungen heraus geschlossen, nicht aus politischen.
    Der Beitritt der armen Länder in den letzten Jahren war meiner Meinung nach auch nichts anderes.
    Man sagt ja häufig "lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende" (damit werden ja auch allzu oft Scheidungen begründet, obwohl die häufig mit bischen beiderseitigem Willen tatsächlich zu verhindern wären), aber in der Polititk zählt das wohl nicht.
    Da wird das bis zum bitteren Ende durchgezogen, aus meiner Sicht wider besseren Wissens.
    Dass das mit dem "wider besseren Wissen" so ist zeigt sich für mich auch darin, dass deadlines und rote Linien zwar mit Androhung von Strafen, aber ohne deren Ausführung übertreten werden.

  • #1.829

    Matthias,


    frag dich doch mal, warum die deutsche Wirtschaft unbedingt an der EU festhalten will.
    Incl. der deiner Meinung nach "nur Nutzenzieher".


    Dämmert es? Von wegen nur politisch gewollt, da stecken ganz handfeste finanzielle Interessen dahinter,
    von denen übrigens jeder Einzelne hier auch profitiert. ;)


    _______________________________________________________________________________________


    @ Sigi


    Deine Gedankengänge und Analysen gefallen mir immer besser! 8-)

  • #1.830

    Die Eu ist wie ein großes Mietshaus:


    Alle leben darin
    Manche mögen sich, andere nicht, viele intrigiere wo es nur geht
    Keiner will die Kehrwoche machen, keiner den Müll raus stellen
    Die Kinder zertramplen den Rasen und toben im Treppenhaus
    Der Hausmeister macht jedem Vorschriften, obwohl er eigentlich nichts zu melden hat
    Die Alte im Erdgeschoss meint sie sei für die Moral zuständig und überwacht alle
    Die Andere im Obergeschoß tyrannisiert auf andere Weise
    Die Parteien im Erdgeschoss wollen den Fahrstuhl nicht mehr bezahlen, weil sie ihn ja nie nutzen


    Wenn aber im Sommer das große Grillfest stattfindet und die Fußball-WM auf der Groß-Leinwand läuft, haben sich alle wieder lieb und feiern und trinken miteinander.



    Es wird Zeit, dass in der EU auch endlich nach Jahren wieder der Sommer kommt und gegrillt wird.

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