Die in der Märzausgabe der Zeitschrift „Motorrad News“ vorgestellte „Moto Guzzi V7 II Special“ bzw. deren optisch fast identischen Vorgänger hatte ich 2012 auch in der engeren Auswahl, als ich mich auf ein Modell festlegen musste.
Leider war damals weder für Geld noch für gute Worte ein ABS zu bekommen, und so musste ich die Guzzi anderen Käufern überlassen.
Nun haben die Italiener diesen Makel endlich beseitigt:
Offensichtlichster Schwachpunkt des Vorgängers: Mit 48 PS genau im Epizentrum der A2-Einsteigerregelung aufgestellt, konnte sie kein ABS vorweisen. Ein echtes No-Go in diesem Umfeld. Aber damit ist jetzt Schluss, die Due bremst mit elektronischer Schutzschaltung. Und als Sahnehäubchen spendiert Mandello auch noch eine Traktionskontrolle.
Der Motor sitzt nun zehn Millimeter tiefer und um vier Grad nach vorne geneigt, was den Schwerpunkt nach unten verlagert, vor allem aber Platz für die Knie des Fahrers schafft. Lange Kerls hatten da beim Vorgänger ihre liebe Not.
Nächster Baustein im Modellpflege-Puzzle ist das nagelneue Sechsganggetriebe, das die bisherige Fünfgang-Box ablöst.
Die Schaltmanieren und das Gefühl am leichtgängigen Kupplungshebel überzeugen aber vollkommen.
Volltönend, aber noch absolut sozialkompatibel blubbert die Guzzi aus der klassizistischen Doppelchromanlage, die längs geführte Kurbelwelle rumpelt erheblich weniger als die Ahnengeneration aus den 70ern.
Für verbesserungswürdig hält man die bedauerliche „Abstimmungspanne“ der Federelemente (vorn zu weich und hinten betont bockig):
Es besser zu machen, wäre auch nicht teurer gewesen.
Die 48 PS erachtet man für das Gewicht von 206 Kilo als ausreichend, wobei der 21-Liter-Tank, der ausdrücklich gelobt wird, bei einer Minimierung auf klassenübliche 14 Liter das Gewicht des Bikes sogar noch unter die 200 Kilo-Marke drücken würde.
Zum anderen zeigt ein Blick auf die Leistungskurve einen ausgeprägten Drehmomenthubbel... bei 2800 Touren. Also genau in der unteren Mitte, wo ein eher klassisches Bike vorzugsweise bewegt wird, krempelt der Zweiventiler die Ärmel hoch und langt kräftig zu. Das fühlt sich subjektiv sehr souverän an, lässt die 750er kräftiger antreten.
Prädestiniert scheint laut „Motorrad News“ die Guzzi für die Gruppe derjenigen, die es gar nicht so böse haben wollen. Die einfach unbeschwert und lässig durch Stadt und Land gleiten wollen. Die auf Stoppuhr, Stress und Schräglagenmaximierung in hohen Tönen pfeifen.
Ein paar technische Daten:
Bauart: Zweizylinder-Viertakt-V, luftgekühlt, Sechsganggetriebe, Kardan
Hubraum: 744 cm³
Leistung: 48 PS bei 6250/min
max. Drehmoment: 58 Nm bei 3000/min
Tankinhalt: 21 Liter
Werkstattintervalle: 10.000 km
Gewicht vollgetankt: 206 Kilo
Verbrauch: 5,5 Liter / 100 km
Reichweite: 382 km
Vmax: 164 km/h
Beschleunigung 0 – 100 km/h: 6,3 Sekunden
Alles sehr schön, aber der Preis: 9190 €, das ist hart, oder?
Es grüßt
sin_moto,
für den 7000 € okay wären