Letztens dachte ich noch: Für einen echten Scrambler müsste der Auspuff aber nach oben gezogen sein… .
Nun bietet Ducati genau das als Option ab Werk gegen Aufpreis an. Wem das noch nicht enduromäßig genug ist, der kann dazu auch einen hohen Kotflügel nebst Lampengitter ordern, was meiner Meinung nach den Scrambler in ein echt scharfes Gerät verwandelt… .
Die Zeitschrift „Motorrad“ ist dann in der Ausgabe 01/15 auch voll des Lobes für das neue Bike:
Doch wie Mario Alvisi, Brand Director der neuen Scrambler Ducati, gleich klarstellt, ist Scrambler nicht nur ein Motorrad, sondern eine Lebenseinstellung. „Wir haben angefangen mit unseren eigenen Bedürfnissen an ein Motorrad“, so der Mittdreißiger, „simples, unkompliziertes, Fahren. Scrambler ist absolut Fun – bei Scrambler geht es um Spaß.“ Ein Gegenentwurf also zum performanceorientierten Höher, Schneller, Weiter, das auch gerade bei Ducati einen zentralen Wert der Firmenphilosophie darstellt.
Ducati… betont, dass dies eben keine Retro-Sammlerstücke, sondern im Kern moderne Motorräder seien, die ein junges oder jung gebliebenes andersdenkendes Publikum ansprechen sollen.
Was hier nach Metall aussieht, ist auch Metall: Schutzbleche, Tank, Embleme, sogar die Zahnriemenabdeckung des L-Twins.
Hier steckt viel Liebe im Detail, und die saubere Verarbeitungsqualität unterstreicht dies.
Das Fahrgefühl wird durch und durch bestimmt von der Ergonomie: Niedrige Sitzhöhe, inniger Kontakt zur schmalen Taille durch die kleine Kuhle in der straffen Bank, tief angebrachte, breit bauende Fußrasten. Die riesige, sehr breite und hohe Lenkstange kommt dem Piloten weit entgegen – das ist irre bequem und lässt sich vielleicht am ehesten mit „Enduro-Cruiser“ umschreiben.
Die ruhige Front gibt ihrem 18-Zöller den Takt vor – harmonischer Kurvenswing auf 6/10-Attacke lautet die Devise.
Der luftgekühlte 803-Kubik-Desmo-Twin, bekannt aus der Monster 796, wurde einer Behandlung mit Weichspüler unterzogen. Nur eine einzelne Drosselklappe kostet zwar einige PS, schafft in Verbindung mit elf Grad Ventilüberschneidung aber eine wunderbar sanfte Leistungsentfaltung. Schon ab knapp 2500 Touren – und damit spürbar früher als in der alten Monster – nimmt der Zweiventiler Gas an und flappert sich dann mit Druck und kehligem Charme, aber dankenswert dezentem Auspuffton durchs Drehzahlband.
Das Fahrwerk… federt und dämpft ehrlich bis direkt, zwingt mit seinem nicht eben supersensiblen Ansprechen auf schlechtem Belag aber dazu, etwas Fahrt herauszunehmen. Macht nix, passt schon. Genau wie die ABS-Einzelscheibenbremse am Vorderrad, die vollkommen ausreichend ankert und mit schöner Dosierbarkeit auch aus dem Verzögern eine Entspannungsübung macht. Das einzige Haar in der Scrambler-Suppe war das Getriebe der krachneuen Testmaschine, das mit knochiger Schaltbarkeit und einem Leerlauf zwischen den Gängen fünf und sechs nicht ganz zum ansonsten gefälligen Easy-Going-Vibe passen wollte.
Fazit:
Was bleibt also unterm Strich? Ein liebevoll gemachtes, modernes, unkompliziertes Motorrad für ein Publikum, dem es beim Motorradfahren nicht um Zehntelsekunden, sondern um Erlebniswert und zugänglichen Spaß geht.
Ein paar technische Daten:
Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-90-Grad-V-Motor
Sechsganggetriebe
Hubraum: 803 cm³
Nennleistung: 75 PS bei 8250/min
Max. Drehmoment: 68 Nm bei 5750/min
ABS
Leergewicht: 186 Kilo
Tankinhalt: 13,5 Liter
Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h
Preis: je nach Version ab 8390 €
Habt ihr auch eine Meinung zum Thema?
Es grüßt
sin_moto,
dessen Liebe zu einem Scrambler (von Triumph) mal am fehlenden ABS gescheitert ist…