Federbein austauschen gegen ein ZF-Sachs oder ähnliches: Teil 2

  • #1

    So, wie angedroht hier noch Teil 2 zum Thema ZF-Sachs-Federbein mit Originalfeder.


    Federbeintausch Teil 1 vom 20.03.25, etwas lang aber wen es tatsächlich interessiert:

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    Warum ich das Federbein getauscht habe könnt ihr in Teil 1 lesen (s.o.)


    Was ich vorab noch einmal loswerden will:

    Warum machen alle Aftermarket-Anbieter so ein Geheimnis aus den Fedderraten ihrer Federbeine und Federn? Wenn ich

    die Rate nicht kenne tappe ich im Dunkeln. Kenne ich die Rate, z.B. 100N/mm und ist die Feder etwas zu weich weiß ich

    das ich eine mit 110 oder 120N/mm benötige. Aber wie machen ohne Daten? Einfach nur traurig! Wird der Kunde für blöd

    gehalten und quasi entmündigt? Bei den Preisen schon eine Frechheit. Oder gibt es doch Anbieter für NC-Federbeine wo

    die Raten angegeben werden? Wenn ja würde mich das interessieren.


    Gerade bei der NC wo eine linear arbeitende Feder verbaut ist und die Progression von Honda durch die Umlenkhebel

    (Pro Link) quasi festgelegt ist, ist die Federrate ein sehr aussagekräftiger Wert.


    Bei der jetzt verbauten weiß ich z.B. sie hat 95N/mm. Von Öhlins bekomme ich passende Federn mit verschiedenen Feder-

    raten. So sollte es immer sein und ich kann dann selber entscheiden, zu hart, zu weich und im Fall der Fälle suche ich mir

    dann die passende Feder aus.


    Original ZF-Sachs Feder: Länge: 150 mm - Durchmesser innen: 57mm - Rate: ca. 95N/mm (bei mir verbaut)

    Öhlins Feder 1: Länge: 160 mm - Durchmesser innen: 57mm - Rate: ca. 105N/mm

    Öhlins Feder 2: Länge: 170 mm - Durchmesser innen: 57mm - Rate: ca. 115N/mm

    Öhlins Feder 2: Länge: 180 mm - Durchmesser innen: 57mm - Rate: ca. 120N/mm

    (Ich glaube es gibt auch noch härtere, habe aber nicht danach gesucht. Auf dem einen Foto seht

    ihr die Originalfeder 150mm, und zwei passende Öhlins Federn 160mm und 170mm)


    Einbau und Einstellung:

    Um die Federvorspannung der Original ZF-Sachs-Feder mit 95/N/mm zu erhöhen und damit das Hinterrad im Gegensatz zum

    Originalfederbein nicht zu stark absackt habe ich einen 20mm hohen Distanzring aus POM (Delrin) gedreht (siehe Teil1).

    Vorspannung eingestellt auf: 7 Gewindegänge von oben.

    Zugstufe: 20 Klicks aufgedreht, von hart (H) Richtung weich (S) Bei vollem Einfedern dauert es knapp eine Sekunde bis sie

    wieder komplett ausgefedert hat. Das ist ein oftmals empfohlener Standartrichtwert für die Zugstufeneinstellung.


    Damit die obere und untere Buchse spielfrei sitzt habe ich folgende Distanzscheiben verbaut:

    Buchsen oben: Original=28,4 - Sachs=22,7 - passende Distanzscheiben= 2x 2,8

    Buchsen unten: Original=39,1 - Sachs=35,9 - passende Distanzscheiben= 2x 1,5

    Für die Montage und Demontage: Die fünf M10-Muttern müssen mit 44Nm angezogen werden.


    Was sich nach der Montage logischerweise bestätigt hat: Die Feder ist ein ganzes Stück weicher! Das war aber der Sinn der

    Übung.

    Das bedeutete für mich das ich N2 (NC + Fahrer) im Gegensatz zum Originaldämpfer erst einmal testweise höher lege!

    Deshalb ist die erste Einstellung N2: 50,7cm - Bei der Originalfeder war N2: 48,8cm, also zum testen den Popo ca.1,5 cm höher!

    Momentaner Nebeneffekt: Geht leichter auf den Hauptständer aber steht schräger auf dem Seitenständer!


    Und wo ich gerade so richtig in Fahrt war habe ich dem Federbein noch einen Überzieher verpasst. Muß ja nicht jeder gleich

    die gelbe Feder sehen. In Zusammenhang mit meinem verbauten Spritzschutz hat das Federbein wohl auch bei Regen nichts

    mehr zu befürchten. (Ja, die unteren Aussparungen am "Überzieher" hätten etwas kleiner sein können?! Da war ich der Montage

    wegen wohl etwas zu großzügig, ganz ohne Aussparungen bekommt man das 90mm Rohr allerdings nicht rein!)


    Bevor ich losgefahren bin habe ich noch etwas mit der Zugstufe gespielt. Dreht man das Ventil weiter auf wie ca. 20 Klicks

    wird sie beim Wippen im Stand zu weich und gautschig! Also erstmal bei 20 Klicks geblieben.

    Ach ja, und wie in Teil 1 angekündigt hatte ich bei meiner Gabel endlich mal das Luftpolster um 30mm vergrößert und am

    YSS-Gabelventil die Ventilfeder der Druckstufe fast auf Null entspannt. (Danke "Winni")

    (Das YSS-Gabelventil hatte ich vor einiger Zeit zusammen mit linearen Gabelfedern (7N/mm) verbaut. Original war nichts für ein

    Leichtgewicht wie mich.)


    So, Abfahrt und Schlaglöcher gesucht, ach was heißt Schlaglöcher, selbst bei den ersten Bodenwellen sprach das Sachs viel

    feiner an wie das Original. Und Schlaglöcher und aufgeschobener Teer? Da brat mir einer einen Storch, jetzt kommt mir die Gabel

    plötzlich wieder unkomfortabler vor, das Federbein puffert alles weg, meinen Rücken freut's.

    Und schnell gefahrene Kurven mit Unebenheiten? Bis jetzt auf den ersten 100Km war kein gefährliches Aufschaukeln zu

    beobachten! Und wenn doch, durch die einstellbare Zugstufe kann man dem gezielt entgegenwirken.


    Der Gabelumbau hat die NC für mich Leichtgewicht ja schon komfortabler gemacht, aber das Federbein, einfach der Hammer.


    Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Als nächstes werde ich einen Kabelbinder um die Kolbenstange machen und schauen wie

    stark sie einfedert. Wenn da noch Luft ist werde ich die Vorspannung verkleinern um das Heck wieder etwas tiefer zu bekommen.

    Und dann kommt der ultimative Test, wie fährt sie zu zweit? Ist dann die Feder dann zu weich? Muß ich das Heck noch höher drehen

    und die Zugstufe noch etwas zudrehen? Das wird sich zeigen.


    Ich weiß, Anfangs ist man oft etwas zu euphorisch, aber momentan bin ich begeistert, übertrieben gesagt habe ich jetzt eine fahr-

    bare Senfte. Wenn möglich möchte ich die 95N/mm Feder behalten. Wenn alle Stricke reißen und die Feder im Soziusbetrieb,

    egal wie Vorspannung und Zugstufe eingestellt sind, zu weich ist muß ich wohl eine der oben aufgeführten Optionen in Betracht

    ziehen. Das Federbein selbst bleibt auf jeden Fall!


    Alles andere wenn ich ein paar Erfahrungen gesammelt habe.

    Wenn jemand sich an den Umbau wagen sollte kann er mich bei Fragen gerne per PN kontaktieren.


    Und hier noch ein paar Fotos die wohl mehr oder weniger selbsterklärend sind.



    Gruß, Thomas :boywink:

    Einmal editiert, zuletzt von ThomasLIP ()

  • #2

    Hallo Thomas,


    da hast du ja ein schönes Projekt angefangen und durchgezogen.


    Jetzt fehlt noch die Feinabstimmung. Wenn du die Gabel noch etwas komfortabler haben möchtest dann nehme doch mal Gabelöl mit einer kinematischen Viskosität von um die 18 mm²/s bei 40 Grad C, z.B. Liqui Moly 5W. Das habe ich in meiner RH09 und bin damit bezüglich der Federung bei kleinen und großen Fahrbahnunebenheiten sowie des Fahrkomforts voll zufrieden. Auch bei zügiger Fahrweise ist die NC nicht schwammig und bei ABS-Vollbremsungen die ich beim Fahrsicherheitstraining gemacht habe lag die NC auch stabil in der Spur.


    Wenn dir die Gabel damit schwammig vorkommt kann wieder ein "dickeres" Gabelöl eingefüllt werden, das ist ja schnell gemacht. Einen Versuch wäre es wert.

    Gruß Winni

  • #3

    Hallo Winni,


    Hätte ich mal von Anfang an das genau so umgesetzt wie du es an der Gabel gemacht hast.

    Ich hatte bloß Angst das die Gabel zu schwammig wird und in schneller gefahrenen und unebenen

    Kurven zu gautschig wird und man das Gefühl für's Vorderrad verliert. Ich habe vor Jahren mal ein

    solches Schaukelpferd probegefahren, Katastrophe und dazu noch gefährlich.


    Aber ich denke das ich bei Zeiten genau wie du ein dünneres Öl mit einem Viskositätsindex von ca.

    18 mm²/s einfüllen werde (Tabelle habe ich ja) So gut wie sich die Gabel jetzt anfühlt kann das nicht

    falsch sein und auch mit dünnerem Öl wird sich das nicht ändern aber den Komfort noch etwas er-

    höhen. Eine Gabel kann natürlich nie so komfortabel werden wie ein "mein neues" Federbein, sonst

    würde sie bei härteren Bremsungen bis hin zur Vollbremsung durchschlagen.


    Übrigens, heute bin ich ohne etwas am Federbein zu ändern ca. 140Km gefahren (morgen soll's ja

    eventuell regnen). Jetzt sind die neu aufgezogenen Reifen angefahren und ich habe das Moped

    teilweise richtig rangenommen, in Kurven reingebremst und meine 120Km/h Testkurve mit Boden-

    wellen durchfahren. Kein aufschaukeln, kein unruhiges Hinterrad einfach komfortabel und sicher.

    Ein echter Mehrwert. Ick freu mir so. :laughing-rolling:


    Die Tage kommt dann der Test mit Sozia und Kabelbinder an der Kolbenstange. Mal schaun wieviel

    Federweg noch übrig bleibt oder ob es durchschlägt. Wenn noch Luft bleibt werde ich den Popo wieder

    etwas absenken. Wenn das gut geht würde mich das echt freuen. Du glaubst garnicht wieviel komfort-

    tabler das Sachs-Federbein mit 95N/mm Feder gerade auf Schlaglochstraßen ist. Das Ding scheint alles

    wegzubügeln. Und wie ich feststellen mußte ist eine einstellbare Zugstufe Gold wert.


    Nach anderen Federherstellen habe ich auch noch einmal gefahndet. Und wo bin ich, genau wie schon

    bei den Gabelfedern fündig geworden? Bei YSS! Scheint meines Wissens nach übrigens der einzige Her-

    steller zu sein bei dem die Federdaten unverschlüsselt auf die Verpackung sowie auf die Feder gedruckt

    sind. Auch hier habe ich im Fall der Fälle die freie Auswahl, sogar in 2 Längenvarianten.

    Wenn's also etwas härter werden muß bin ich mit Öhlins oder YSS bestens bedient. Gut die YSS-Federn

    sind innen 56mm und nicht 57mm aber daran wird es nicht scheitern.


    Hatte ich noch garnicht erwähnt, die Originalfeder hat, anscheinend je nach Modell eine Federrate von

    145N/mm bzw. 155N/mm. Kann und will das nicht genau zuordnen. Aber eins ist sicher, für Leichtgewichte

    wie mich einfach zu hart, besonders wo ich jetzt weiß wie komfortabel doch ein Federbein sein kann.


    Und wieder nen Roman geschrieben, kennt mich ja, sorry. :oops:


    Mein Angebot steht übrigens nach wie vor. Wer einen solchen Umbau in Angriff nehmen möchte kann

    sich gerne bei mir per PN melden.


    Gruß, Thomas :boywink:


    P.S. Das letzte Bild zeigt übrigens das "Spenderorgan" in dem das Federbein serienmäßig verbaut war.

    Die Tuono war ja eins der ersten "Superbikes". Und was für eine Tuono gut ist kann für eine NC so schlecht

    nicht sein.

  • #4

    Hallo Thomas,


    schön zu lesen das der Umbau eine deutliche Verbesserung gebracht hat.


    Noch eine Anmerkung zur Kennzeichnung der Federrate, die gibt es bei Wilbers sehr wohl. Auf der Feder meines 641-er Wilbers-Federbeines ist 59/59-140-150 aufgedruckt und in der Garantiekarte eingetragen und teilweise erläutert. Was die erste Angabe bedeutet ist nicht angegeben, es könnte der innere Durchmesser der Feder in Millimeter sein. Die zweite Angabe 140 ist die Federrate in N/mm und die dritte und letzte Angabe 150 ist die Länge der ungespannten Feder in Millimeter.


    Für mich mit gut 70 kg fahrfertig und im Solobetrieb passt das, lediglich die Vorspannung habe ich etwas erhöht. Damit ist das Federbein für mich komfortabel und stabil.


    Dir weiterhin viel Spaß und Erfolg beim "erfahren" der richtigen Einstellungen.

    Gruß Winni

  • #5

    Hallo Winni,


    neugierig wie ich bin habe ich gerade einmal bei Wilbers nachgeschaut. Alter Schwede, da hast du deiner

    NC aber was ganz feines gegönnt! Komplett einstellbare Zug und Druckstufe. :handgestures-thumbupright:

    140N/mm wären trotz Zug-Druckstufeneinstellung für mich Leichtgewicht, der meist solo und ohne Zusatz-

    gewicht unterwegs ist allerdings schon grenzwertig. Ich denke das für mich beim Wilbers-641 110-120N/mm

    Federrate das richtige wären.


    Das kann ich aber auch erst jetzt beurteilen wo ich weiß wie sich das Sachs mit 95N/mm verhält. Eigentlich

    etwas zu weich, deshalb habe ich den Popo etwas höher geschraubt. Aber eben nur dadurch das ich die

    Federrate kenne kann ich überhaupt eine Aussage machen!


    Übrigens, das mit dem Aufdruck habe ich gesagt da ich auf den Fotos diverser Anbieter nie Angaben er-

    kennen konnte. Das Wilbers dies doch macht finde ich sehr löblich. Nur so hat man überhaupt einen

    Anhaltspunkt. Alles andere ist Glaskugelleserei.


    Was mich jetzt noch interessieren würde ist ob auch du mit dem neuen Federbein festgestellt hast das

    dieses unter anderem schon bei kleinen Unebenheiten besser anspricht und diese besser glattbügelt.


    Trotz größerem Kolben, Zylinder sowie Kolbenstange, verglichen mit dem Original-Federbein scheint

    Sachs es hinbekommen zu haben das Losbrechmoment, die Haftreibung sowie die Gleitreibung geringer

    zu halten so das es sehr fein anspricht. Ich habe gelesen das da bei guten Federbeinen auch PTFE, also

    Teflon eingesetzt wird um das zu erreichen. Ob das beim Sachs der Fall ist kann ich allerdings momentan

    noch nicht sagen. Aber egal, scheint ja zu funktionieren.


    Wenn es dir nichts ausmacht würde es mich freuen wenn du kurz beschreiben könntest was dir gegenüber

    dem Original-Federbein an dem Wilbers-Federbein besser gefällt (Ansprechverhalten Dämpfung etc.)

    (Was der Typ immer alles wissen will :lachen:, garnicht neugierig :naughty: )


    Gruß, Thomas :boywink:

  • #6

    Ich zitiere mich mal aus meinem Beitrag in dem es um den Einbau des Wilbers-Federbeines ging.

    Kleine Fahrbahnunebenheite bemerke ich am "Popometer" eigentlich nicht, also macht das Wilbers-Federbein eine gute Arbeit.

    Gruß Winni

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