Bedingungsloses Grundeinkommen

  • #41

    Das wären bei 83 Mio Menschen theoretisch 1.5 Billionen Euro BGE, die p.a. erwirtschaftet werden müssten. Von den 83 Mio Menschen ziehen wir Kinder/Jugendliche, Rentner und Pensionäre ab. Ebenso die, die nicht arbeiten wollen. Der Rest muss also nur das BGE erwirtschaften, also mehr als 1/4 des deutschen BIP (4,2 Bio) welches ohnehin gerade deutlich sinkt. Dazu kommen alle anderen Steuern und Abgaben.


    Und jetzt rechne ich kurz nach: 5 köpfige Familie sind 7.500 Euro im Monat. Warum sollten wir arbeiten gehen? Mit dem Geld können wir reisen und viele andere Dinge tun, ohne geistig zu verkümmern.


    Ein Bekannter ist Privatier. Er bekommt an Renditen ca 4.000 EUR monatlich. Der weiß sich auch sinnvoll zu beschäftigen, ohne selbst produktiv zu sein.


    Mag sein, dass BGE funktioniert, aber ich wüsste nicht wie.

  • #42

    Wenn Du Bildung, Essen, Krankenversicherung (Selbstzahler, AG fällt ja dann weg), Zahnersatz, andere Versicherungen, Dach überm Kopf, Fahrzeug, Kleidung, Kultur, Rücklagen für die Kinder, etc. für eine 5 köpfige Familie davon bezahlt hast kannst Du ausschließlich reisen? Ich bezweifle stark das man davon mehr als 1 mal im Jahr grossartig verreisen könnte. Man findet sicherlich was um Urlaub machen zu können, aber das sollte imho ja auch so sein - Stichwort gesellschaftliche Teilhabe.

    Was die Finanzierbarkeit angeht, das ist diskutierbar. Möglichkeiten wie Sand am Strand, kann mich da auch auf nichts konkret festlegen. Knackpunkt dabei ist: "Unmöglich" ist es nicht. Es wird dann aber unangenehm für Mechanismen der Marktkontrolle, eine Umwandlung in einen Markt der sich wirklich reguliert wird für nichtliberale "Libertäre" eher unangenehm weil dann wirklich viel Konzentration zerschlagen werden muss. Stichwort Kartellkontrolle, Abgaben auf Finanztransaktionen, Sachkapitalerträge, Primärsteuer, Besteuerung hoher Kapitaleinlagen. Tangiert aber je nach Umsetzung 90-99% aller Menschen nicht sonderlich.

  • #43

    leocycle was denkst Du denn, wieviel wir als Familie derzeit haben? Steuerfreie 7.500 EUR (oder konservativ gerechnete 6.000)? Das haben wir gerade mal brutto und leben trotzdem ziemlich gut davon und fahren zweimal im Jahr in den Urlaub.


    Worauf ich allerdings hinaus will: ich halte das BGE für eine Utopie. Ein hübscher Gedanke, der aber an der Realität scheitern wird. Denn wenn ich bei einer solchen Gelegenheit darüber nachdenke, zu reduzieren, obwohl ich immer gerne und auch gerne mehr als nötig arbeite, was denken dann Leute, die es gerne ruhiger angehen lassen?


    Unmöglich ist es natürlich nicht. Allerdings, darf dabei gar nichts schief gehen. Um das zu dauerhaft zu finanzieren ist die Wirtschaft zum Erfolg verdammt und es darf nichts schief gehen. Und man muss davon ausgehen, dass sich die Menschen trotz BGE weiterhin in allen Jobs, auch in unangenehmen Jobs für Geringqualifizierte krumm machen. Das werden aber nicht genug Menschen mitmachen, wie dafür nötig wären.


    Mir fehlt die Fantasie, wie sich das ohne Zwang eines repressiven Staates auf der einen oder anderen Seite durchsetzen ließe.

  • #45

    Du sprichst genau die Knackpunkte an die bei der Sache leidig sind: Wer macht die unangenehmen Jobs die mies bezahlt sind und scheinbar erstmal nicht viel Vorwissen brauchen.


    Da explodiert der Komplexitätsgrad, aber auf eine unschöne Weise. Aktuell erleben wir wie Software (ich mag das nicht KI nennen weil es für mich die Ansprüche daran nicht erfüllt, aber seis drum) Jobs ersetzt. Eine völlig verkorkste Entwicklung weil es bizarrerweise die Jobs sind die für Menschen (und fürs Mensch-sein) wichtig sind. Kreative, Text, Kunst, Bildgebung - alles was man ohne Realwelt-Anbindung hervorragend "automatisieren" kann. Wenn wir die Entwicklung korrekt begleiten würden, hätten solche Services nahezu 100% Besteuerung und müssten von der Kohle die Automatisierung der Jobs bezahlen die sie eben nicht anfassen wollen: Die mies bezahlten, anstrengenden, die scheinbar nicht viel Vorwissen brauchen. Stattdessen vernichten wir die "schöne" Arbeit.


    Btw. sind wir immer davon abhängig das die Wirtschaft funktioniert. Immer, egal wie. Selbst wenn es Tauschhandel wäre. Oder BGE. Oder was ganz anderes. Weil wir immer Menschen brauchen die mitziehen, was auch in der Natur des Menschen liegt, der Gemeinschaft irgendwas hinzuzufügen. Imho ein Irrtum ist das man Menschen dazu zwingen könnte. Man kann so tun, und Geld dafür ausgeben das Zwang institutionalisiert wird. Wie z.b. die angesprochenen miesen Jobs, Zeitarbeit, Tagelöhner, ABM, Massnahmen, Drohungen und was alles noch möglich ist. Bis hin zu ganz krass menschenfeindlichen Einstellungen wie "man muss wieder Zwangsarbeit für die Unwilligen einführen", da gibts aktuell ja auch so ein paar Schlümpfe. Rein rechnerisch kann ich mit Zwang nur Arbeit erzeugen wenn ich Menschenrechte ganz hart missachte, also wirklich Gewalt ausübe. Alles dazwischen ist (ohne ethische Betrachtung) ein Verlustgeschäft weil ich mir ein Verwaltungssystem leisten muss. Das aktuell irgendwas zwischen 60-75% eines BGE kostet (je nach Höhe).


    Was "repressiv" angeht kann ich mit dem Begriff wenig anfangen....oder Seiten. Der Staat und sein Wirtschaftssystem als solches existiert ausschließlich für die Gesamtheit seiner Bürger. Andere Interessen existieren für mich nur theoretisch, da bin ich persönlich zu human-zentrisch. Entsteht ein Fokus auf eine Subgruppe der Bürger....dann ist was im argen.

  • #47

    Naja, eventuell hättest Du mir lieber gesagt wo ich falsch liege. Ich mag einfach nicht wenn Menschen drangsaliert werden, wenn Gewalt ausgeübt wird weil sie kein Geld haben oder ihre Menschenrechte missachtet werden. Denke schon das mich das zu einem umgänglichen Zeitgenossen macht? ;)

    Hab ansonsten auch kein Problem wenn man mich einen Utopisten nennt, irgendwer muss sich ja mal Gedanken machen wie man von dem aktuellen, mistigen Zustand der Armutsverwaltung wegkommt.

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