Hallo,
der hauptsächliche Grund warum man Bremsflüssigkeit einmal wechseln sollte ist meiner Meinung
nach wohl folgender:
Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch, das bedeutet das sie Wasser aufnehmen und binden kann.
Hat die Bremsflüssigkeit über die Jahre Wasser gebunden das z.B. durch die Bremsschläuche in die
Flüssigkeit diffundiert ist, sinkt der Siedepunkt der Bremsflüssigkeit.
Das bedeutet sie siedet, "kocht" schon bei niedrigeren Temperaturen, der im Wasser "H2O" gebundene
Sauerstoff "O" gast aus. Da der ausgetretene Sauerstoff kompressibel ist, sich also verdichten lässt wird
die Bremse "weich" und man kann den Bremshebel weiter durchziehen. Im Extremfall reicht dann ein
voll durchgezogener Bremshebel-Fußbremshebel nicht mehr aus um stark zu verzögern.
Das geschieht allerdings erst wenn die Bremse z.B. bei einer Bergabfahrt länger beansprucht wird und
der Bremssattel so heiss wird das die Flüssigkeit bzw. das gebundene Wasser zu sieden beginnt und der
komprimierbare Sauerstoff ausgast.
Da sich die Gasblasen am Bremssattel bilden ist die Wahrscheinlichkeit das sie bis zum ABS-Block gelangen
meiner Meinung nach gleich 0.
Was ich damit eigentlich nur sagen will:
Befüllt und entlüftet man die Bremse wie gewohnt an den Bremssätteln bzw. dem Ausgleichsbehälter ist das
vollkommen o.k.. Sollte noch etwas "alte Bremsflüssigkeit" am ABS-Block verbleiben ist das nicht wild. Die Gas-
blasen haben kaum eine Chance bis hierhin vorzudringen und der ABS-Block wird auch niemals so heiss das
hier die Flüssigkeit sieden könnte.
Eine Standardmässige Neubefüllung über den Ausgleichsbehälter und das gleichzeitige Entlüften über
den Entlüftungsnippel am Bremssattel, möglichst mit einer Unterdruckpumpe, reicht meiner Erfahrung nach
voll und ganz aus.
Und wie so oft halte ich die "Wechselintervalle" die so mancher Motorradhersteller vorgibt für absolut
übertrieben und für Geldschneiderei. Das gilt übrigens auch für die Kühlflüssigkeit.
Ich habe in all den Jahren bei meinen Kraftfahrzeugen diese Intervalle nie eingehalten und bin bestens
damit gefahren. Hier wird meiner Meinung nach mit der Angst und Unwissenheit vieler Konsumenten gespielt.
Bei meiner K75 habe ich nach dem Kauf die Bremsflüssigkeit gewechselt und wir sind dann 14 Jahre später
spontan nach Italien gefahren. Da gab es vollbeladen so einiges zu bremsen, alles im grünen Bereich,
kein weicher Bremshebel, nichts, alles normal. (Danach habe ich sie allerdings dann doch gewechselt).
Macht euch euren Reim drauf. Im Endeffekt muß es doch jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich halte
die "einzuhaltenden Intervalle" so mach eines Herstellers, Honda einbezogen, für übertrieben.
Gruß aus Lemgo, Thomas