Ich habe schon etliche Videos von "FortNine" gesehen. Leider sind seine Testmethoden oftmals pseudo-
wissenschaftlich und können die Realität nicht immer 1:1 wiederspiegeln.
Aber bei über 2 Millionen Abonnenten lässt er sich immerhin etwas einfallen um es für uns schön aussehen
zu lassen.
Was mir persönlich an dem Video gefällt ist das er gut erklärt welche Aufgabe die O bzw. X Ringe übernehmen.
Er bestätigt das das Fetten oder Ölen dieser absolut nichts bringt. Denn wie er erklärt wären diese ja defekt
sobald Öl oder Fett die Möglichkeit hätte an diesen vorbei bis ins Innere der Kette, also bis zur Dauerfettfüllung
zwischen Nietachse und Hülse vorzudringen. O bzw. X-Ring haben nur die Aufgabe die Dauerfettfüllung
am austreten zu hindern. Tun sie dies nicht mehr tritt Fett aus und die Kette wird irgendwann schwergängig,
fängt eventuell sogar an zu fressen, schlägt aus, längt sich und ist defekt.
Ich hatte ja schon geschrieben das ich nach der Methode "faule Sau" vorgehe.
Das bedeutet ich habe die Kette seit 14 tKm nur gefettet aber nie gereinigt. Meine Fettvorrichtung hat
4 Bohrungen, 2 davon sprühen das Fett direkt auf die Dichtringe. Die inneren beiden sprühen auf die Rolle
bzw. an den Rand zwischen Rolle und Innenlasche so das das anfangs noch flüssige Fett durch den Spalt
zwischen Rolle und Innenlasche in den Spalt zwischen Rolle und Hülse mit Hilfe der Kapilarkräfte eindringen
kann.
Nach ca. 4 tKm habe ich allerdings die beiden äusseren Löcher verschlossen! Warum? Ganz einfach, um die
Dichtringe herum ist eine Schicht aus zähelastischem Kettenfett entstanden der die Dichtringe vor ein-
dringendem Wasser und Staub schützt. Dieser ist über die Zeit und Km weder rissig noch undicht geworden
da das Fett seine zähelastische Konsistenz beibehält und die Dichtringe nach wie vor schützt!
Warum sollte ich da also weiterhin unnütz Fett drauf sprühen, geschweige denn hier reinigen? Beim reinigen mit
einem Fettlösemittel werden eventuell die Dichtringe angegriffen und wenn ich zusätzlich eine Bürste nehme
könnten sie tatsächlich beschädigt werden. Ausserdem meine ich das unweigerlich Reiniger in den Spalt zwischen
Rolle und Hülse gelangt und unnötig die dort vorhandene Schmierung verdünnt. Ich weiß, hier scheiden sich die
Geister, der eine so der andere so, vollkommen in Ordnung.
Wichtig ist nur das zwischen Rolle und Hülse Schmiermittel ist so das die "Rolle" ihrer Aufgabe nachkommen kann.
Auch für nicht unwichtig halte ich das die Innenlaschen geschmiert sind da sie ja die Kette führen und beim Auf und
Ablaufen auf Ritzel und Kettenrad auf deren Flanken auf und abgleiten.
Was ich nicht ganz nachvollziehen kann ist das er sagt das der Schmierfilm auf der Rolle bzw. Ritzel und Kettenrad
keinen Sinn ergibt das das Schmiermittel nach kurzer Zeit durch den hohen Flächendruck verdrängt würde und dann
so oder so Metall auf Metall läuft.
Das kann ich nicht ansatzweise nachvollziehen! Bei mir ist auch nach ca. 500 Km immer noch ein Schmierfilm auf Rolle
und Kettenrad zu erkennen, da ist nichts metallisch blank! Wäre auch schlimm wenn das so wäre, dann hätten wir in
der Technik an allen möglichen Stellen plötzlich "Schmierprobleme".
Und der Abschleudertest? Na ja, ganz nett anzusehen, hat aber wenig mit der Realität zu tun. Die Drehgeschwindigkeit
des Akkuschraubers ist viel zu gering. Die Umdrehungsgeschwindigkeit (Winkelgeschwindigkeit) und die damit auf-
tretenden Fliehkräfte sind beim Kettenritzel des Motorrads je nach gefahrener Geschwindigkeit wesentlich höher.
Bei mir sammelt sich fast alles vom überschüssigen Kettenfett vorne im Ritzelgehäuse. Also werden hier gröbere
Partikel wesentlich effektiver abgeschleudert. Hinzu kommt noch das die Kette selbst bei der linearen Bewegung
zwischen Ritzel und Kettenrad immer schwingt und auch hier gröbere Partikel es schwer haben sich anzuhaften. Auf
der Unterseite, also dem Leertrum der ja nicht nur schwingt sondern manchmal regelrecht schlackert wird es für
Partikel noch schwieriger sich anzuhaften.
Wer sich natürlich bei Wind und Wetter im Gelände bewegt bei dem stellt das natürlich ein Problem dar. Aber ich als
Schönwetterfahrer der seltenst auch mal einen Schauer erwischt ist das nebensächlich.
Was er über das preiswerte Öl sagt stimmt wiederum. Wenn eine Kette kontinuiertlich mit Motoröl oder ähnlichem
beträufelt wird, z.B. mit Hilfe eines Kettenölers ist dies auf Dauer die preiswerteste und auch eine gute Methode die
aber im Vorfeld einer kleinen Investition bedarf. Geölte Ketten haben aber auch eine Schattenseite, sie sauen mehr oder
weniger die Schwinge, das Hinterrad und andere Bauteile ein.
Da habe ich mich als Schönwetterfahrer halt für Kettenfett in Kombination mit meiner Kettenfettvorrichtung ent-
schieden. Keinerlei Sauerei.
Aber Hauptsache Schmierung.
Das ich mit "Venturi", der meint wegen der Dauerschmierung seine Kette garnicht fetten oder ölen zu müssen
einen regen Austausch hatte wird einigen eventuell noch in Erinnerung sein. Ich glaube ja da liegt er falsch was auch
dieses Video trotz einiger Ungenauigkeiten bestätigt. Da kann er dreimal den Fachmann miemen und mir mit einem
der Standardwerke des Maschinenbaus drohen, ich und wohl die meisten hier sehen es aus gutem Grund anders.
Upps, das war mal wieder ein "echter Thomas" recht lang aber dadurch doch im Detail auch verständlich, oder?
Das müßt ihr entscheiden.
Gruß, Thomas