[...] weiß jemand ob die Elektonik beim schalten kurz die Leistung vermindert um die Kupplungen zu schonen? [...]
Alles anzeigen
Vielleicht hilft ja eine Messung einiger über das Auslesen der Motorsteuerung erreichbarer Größen dabei, diese Frage zu beantworten. Mit meiner Honda Integra 750 habe ich eine Beschleunigung aus dem Stand auf 100km/h durchgeführt, dabei verschiedene Größen aufgezeichnet und in den folgenden Meßschrieben dargestellt. Die aufgezeichneten Größen sind:
Geschwindigkeit (schwarz)
Drehzahl (blau)
Gasgriffposition (grün)
Einspritzdauer (rot)
Saugrohrdruck (violett)
Bild 1: Die Istwerte wurden nur knapp dreimal pro Sekunde aktualisiert, was sich als Treppenstufe äußert, wenn sich Werte schnell ändern. Auf die Aktualisierungsrate habe ich keinen Einfluß. Für den Menschen einfacher zu erfassen wird es bei Anwendung einer Glättung, wie im Bild 2 zu sehen:
Bild 2: Was passiert hier? Zunächst steht das Fahrzeug - die Geschwindigkeit ist 0km/h (die schwarze Kurve). Die Drehzahl ist klein, was dem Standgas entspricht (blaue Kurve). Die Gasgriffposition ist ebenfalls 0 (die grüne Kurve, die hier noch die schwarze Kurve - die Geschwindigkeit - verdeckt).
Aber schon bald wird der Gasgriff an den oberen Anschlag ausgelenkt (grüne Kurve steigt auf einen hohen Wert). Mit Auslenkung des Gasgriffs steigt die Drehzahl (blau). Allerdings erreicht die Drehzahl kurz nach diesem Anstieg ein Plateau, an dem sie sich für eine kurze Zeitspanne nicht mehr nennenswert ändert. Das ist der Moment des Einkuppelns: Durch das Schließen der Kupplung flacht der Drehzahlanstieg kurzzeitig ab und gleichzeitig setzt sich das Fahrzeug in Bewegung. Man erkennt das an der Geschwindigkeit (schwarze Kurve), die ab hier die Nullinie verläßt.
Naja, und dann nimmt die Beschleunigung ihren Lauf. So lange, bis bei 100km/h der Gasgriff in die Ruhelage zurück bewegt wird (grüne Kurve kehrt zu Null zurück).
Zusammen mit der Betrachtung des gleichmäßigen Anstiegs der Geschwindigkeit fallen im Verlauf der Drehzahl (blaue Kurve) zwei Unregelmäßigkeiten auf. Die Drehzahl steigt während der Beschleunigung die meiste Zeit kontinuierlich an, geht aber zwischendurch zweimal auf kleinere Werte zurück. Das sind die Augenblicke des Hochschaltens, bei denen nach Abschluß des Schaltvorgangs die Drehzahl kleiner ist, als zuvor. Es ist zu erkennen, daß während des Beschleunigungsvorgangs zweimal geschaltet wurde - d.h. die 100km/h wurden im dritten Gang erreicht. Die DCT-Betriebsart war "D" und so kann man aus dem Meßschrieb auch die Schaltzeitpunkte ermitteln (ca. 4800U/min und ca. 5600U/min). DCT-Piloten wissen, daß die Schaltzeitpunkte von der Rate der Änderung der Gasgriffstellung abhängen, weswegen die hier ermittelten Werte nicht allzuviel aussagen.
Aber zurück zur Ursprungsfrage: Wird die Motorleistung während des Schaltvorgangs reduziert? Dazu habe ich Einspritzmenge und Saugrohrdruck aufgezeichnet (das waren die einzigen erreichbaren Größen, die ich als relevant erachtete). Diese beiden Größen ändern sich während des gesamten Beschleunigungsvorgangs nicht wesentlich, weswegen ich von einer konstanten Motorleistung ausgehe. Ich bin eher in der elektrischen Antriebstechnik zuhause, daher würde ich mich um Korrektur meiner Ansicht durch Fachleute freuen. Ein diese These unterstützendes Indiz ist sicherlich der gleichmäßige Verlauf der Geschwindigkeit. Reduzierung der Motorleistung würde sich im Verlauf der Geschwindigkeit niederschlagen.
Gruß,
Andreas (Andie)