Ja, irgendwie planen die Hersteller am Bedarf in Europa vorbei!
Viele warten auf eine leichte Reise Enduro für den Einzelfahrer, bis 750 ccm, 70-80 PS max.,
Gewicht unter 190 kg voll getankt, Zuladung 180 kg (für viel Gepäck!),
nur die nötigste Elektronik, guter Wind- und Wetterschutz, robust, gutes, einstellbares Fahrwerk!
Und was kommt? Hauptsächlich "Abzocker-Pseudo-Retro" für die solvente Ü 55 Generation.
Triumph und BMW stramm voraus, dann Ducati, Kawasaki und Tante HONDA. Teure Bikes, die
für die Eisdiele und Garage gebaut werden.
Scheiß "Shareholder Value"!
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Moin.
Ich habe gerade mal einen Blick auf die aktuelle Zulassungsstatistik geworfen. Angenommen, die von Dir gewünschte Reiseenduro käme nächstes Jahr auf den Markt, wie sähen die Verkaufszahlen nach 6-8 Monaten aus?
Das kann man nur aus den Verkäufen der mit Enduro-Genen versehenen Maschinen ableiten, und da ist das Angebot gar nicht so klein. Die Frage ist ja, wie viel weniger GS, AT, SUPER ADVENTURE, Tracer, NC-X etc. verkauft werden, sollte Dein Traum von einer Reiseenduro wahr werden. Meine Prognose lautet: nicht viel weniger. Das würde sich erst dann ändern, wenn so ein puristisches Hardcore-Gerät zum Trend mutierte. Denn der Griff zur GS, AT oder NC-X ist kein Verlegenheitskauf mangels anderer Kandidaten, da werden Zielgruppen bedient.
Oh, die Hersteller könnten schon wollen! Suzuki beispielsweise. Kann ja nicht so schwer sein, eine V-Strom 650 um 25 Kg zu erleichtern und das Fahrwerk zu modifizieren. Royal Enfield könnte diese Lücke füllen, Yamaha, auch Moto Guzzi. Könnte sich positiv auf die Marktanteile auswirken.
Gewicht unter 190 Kg, Gepäck 180 Kg für den Einzelfahrer ... äh. Ich habe da ein kleines Verständnisproblem. Angenommen, ich wiege 100 Kg (was nicht mal annähernd der Fall ist) - wozu brauche ich dann noch eine Restladekapazität von 80 Kg? Ich versuche mir vorzustellen, wie ich auch nur 40 Kg zusammenkratzen soll. Meine gut gepackte Reisetasche für den vierzehntägigen Flug in den Urlaub hat diese 40-Kg-Grenze noch nie überschritten (die meiner Frau auch nicht ...). Wie groß soll die Fraktion sein, die Ersatzreifen und Benzinkanister transportiert? Aber, in Wirklichkeit habe ich keine Ahnung, wie eine Reiseenduro bestückt werden muss, damit der fernreisende Fahrer vollauf zufrieden ist (für alle Eventualitäten gewappnet ist).
"Abzocker-Pseudo-Retro" ... ist nicht das eine oder andere Modell wirklich schön anzuschauen? Hand aufs Herz! Und darum geht's doch. Selbst, wenn man so ein Gerät niemals besitzen wollte, aus welchen Gründen auch immer, kann man eine Triumph Bonneville, Royal Enfield Interceptor oder CB1100ex einfach nur wohlwollend betrachten. Und genau dafür sind sie gemacht! Hier kommt der zugegebenermaßen arg strapazierte Begriff »Spirit« ins Spiel, und den verbinden nunmal viel mehr Menschen mit einem klassischen Motorrad als mit einer Reiseenduro. Übrigens, die Fangemeinde solcher "Spirit Bikes" hat ein doch geringes Durchschnittsalter, wie mir die weltweite Internetreise durch die Klassikszene gezeigt hat. Ich würde es deutlich unter 50 ansiedeln. Eher noch unter 40. Im technikaffinen Deutschland sieht das etwas anders aus. Aber hier wird auch viel weniger gebastelt bzw. restauriert, als anderswo. Hier kauft man eher neue Alte.
Gruß
Jörg