Hier ein zwar etwas längerer, aber kurz gehaltener Zwischenbericht.
Am letzten Wochenende musste ich an meiner NCX eine außerplanmäßige Reparatur durchführen. Nach einer Laufleistung von 188.100 km waren doch tatsächlich die originalen Lenkkopflager verschlissen! Scherz beiseite, m.M.n. haben die lange gehalten. Bemerkt habe ich es daran, dass die Gabel in der Geradeausstellung deutlich einrastete und sich nur mit leichtem Kraftaufwand zur Seite drehen ließ.
Also war der Einbau neuer Lenkkopflager fällig. Diese hatte ich mir letztes Jahr auf Reserve gelegt und so konnte es losgehen. Ich möchte jetzt keinen detaillierten Bericht oder gar eine Reparaturanleitung erstellen sondern nur vereinfacht berichten und auf die auftretenden Probleme eingehen.
Sorgen bereitete mir der beengte Platz um die Gabelbrücken herum, denn Verkleidungsteile wollte ich nicht abbauen. Ebenso benötigt man einige Spezialwerkzeuge die ich nicht besitze und mir auch nicht zulegen wollte und werde. Aber man weiß sich ja zu helfen.
Der Lenker wurde von der oberen Gabelbrücke gelöst und mit einem Spanngurt an der Scheibe fixiert. Damit das geht musste ich eine Halterung für Kabelbäume, Züge und Bremsleitung, welche unter der Gabelbrücke verschraubt ist, abbauen. Dann habe ich Vorderrad, Schutzblech und Gabelholme ausgebaut. Jetzt konnte die obere Gabelbrücke gelöst und mitsamt Zündschloss und zugehöriger Verkabelung nach vorne gedrückt und fixiert werden.


Und nun kommt das erste Spezialwerkzeug zum Einsatz. Die Einstellmutter der Lenkkopflager und die zugehörige Kontermutter werden mit einer längeren Nuss mit vier Zapfen gelöst und verschraubt. Hat man diese nicht nimmt man Hakenschlüssel, wie sie zum Einstellen der Federvorspannung an Federbeinen verwendet werden. Wegen der beengten Platzverhältnisse habe ich bei einem den Griff um 90 Grad umgebogen. Damit klappte das Lösen der Muttern recht gut.



Um die untere Gabelbrücke nach unten herausziehen zu können habe ich noch die Halterung der Brems- und ABS-Sensorleitung zum Vorderrad und den Kühler gelöst.
Die äußeren Lagerschalen der beiden Lenkkopflager werden in der Werkstatt mit speziellen Austreibewerkzeugen entfernt. Ich habe dafür ein Montiereisen genommen. Das war lang und stabil genug und an einem Ende gebogen, damit man es hinter den Lagerschalen ansetzen konnte. Mit leichten Hammerschlägen waren die Lagerschalen schnell ausgetrieben.

Jetzt zeigte sich auch der Übeltäter, man kann die Eindrücke der Kugeln in der Lagerschale gut erkennen.

Die innere untere Lagerschale muss man mit verschiedenen Werkzeugen vom Lenkschaftrohr treiben, hier muss man sehen was die Werkzeugkiste hergibt. Die neue Lagerschale habe ich mit einem Aluminiumrohr eingetrieben. Dieses hatte den richtigen Durchmesser bei ausreichender Wandstärke und Länge.


Vor dem Zusammenbau werden die neuen Lager gefettet. Nachdem die untere Gabelbrücke und der obere innere Lagerring eingesetzt sind wird mit der Einstellmutter das Lagerspiel eingestellt und anschließend mit der zweiten Mutter gekontert. Hier kommen wieder die Hakenschlüssel zum Einsatz. Wenn dann der Rest wieder montiert ist steht das Moped startklar in der Garage.
Die Probefahrt verlief zum meiner vollen Zufriedenheit und das Motorrad macht bei Kurvenfahrt das was es machen soll. Es geht jetzt nämlich sanft und gleichmäßig in die gewünschte Schräglage. Und das mit Reifen die fast 10 tkm gelaufen haben.
Die Schrauberaktion war also erfolgreich. Trotz der beengten Platzverhältnisse wegen der Verkleidung konnten die einzelnen Arbeitsschritte recht problemlos und zügig durchgeführt werden. Die eigenen "Spezialwerkzeugen" haben sich bewährt. Im nachhinein betrachtet eine schöne und anspruchsvolle Schrauberei.