Ich bin ein Mann und als solcher war ich mal ein junger Kerl. Daher war ich schon zu Beginn ein guter Fahrer! (Achtung Ironie!) Daß meine Fähigkeiten Grenzen haben, habe ich erst nach und nach gelernt. Jetzt, nach ungefähr 35 Jahren auf motorisierten Zweirädern und fast einer Viertelmillion Kilometern Fahrpraxis auf zwei Rädern sehe ich mich als ganz normalen Durchschnittsfahrer. Ich bin kein besonders schlechter Fahrer, aber eben auch kein besonders guter.
Dinge wie die Balance (die Parkplatzübungen beim Führerschein!) und Kurven schreckten mich als Fahranfänger nicht. Das war ich - kein Witz! - vom Fahrrad gewohnt. Ich mußte anfänglich nur das Einkuppeln lernen. Das macht man schwarz vor dem Führerschein, also dauerte der Lappen incl. Prüfung unterm Strich 3 Stunden. Fünf Fahrstunden mit den damals üblichen 30 Minuten plus Prüfung. Kinderspiel. Und dann gib's ihm!
Ich halte die Schwierigkeiten Deiner Frau daher tatsächlich nicht für alle Motorradfahrer typisch, es ist eher das typisch weibliche Verhalten. Frauen sind meist zu vorsichtig und ängstlich, Männer sind eher zu unvorsichtig und lernen mit der Zeit aus Fehlern, während Frauen sich eher von unten die Grenzen langsam erarbeiten.
Ich hatte z. B. als 18- oder 19-Jähriger keine Hemmungen auf dem geliehenen Moped mit 280 km/h oder so über die Bahn zu kacheln. Um erst als es beinahe zu knapp wurde zu begreifen, daß man dann auch beim Spurwechsel 280 fährt... Solche Dinge halt. Man(n) reift mit der Zeit. Je später man einsteigt, desto schwieriger wird es. Was auch für Frauen gilt, die zusätzlich dazu neigen, es sich unnötig noch schwerer zu machen.
Das scheint bei Deiner Frau der Fall zu sein. Sie ist ängstlich, was bei ihr sogar Sinn macht, denn es hält sie davon ab, es zu übertreiben. Soll sie doch langsamer um die Kurve fahren! Es macht richtig viel Spaß, locker flockig durch die Gegend zu cruisen. Warum schnell, wenn langsam doppelt so viel Spaß machen kann? Touristisch fahren macht unglaublich viel Spaß und nimmt den Druck. Entschleunigen, statt Kurvenkratzen mit Adrenalinorgien. Wenn sie es lockerer angeht, wird sie ganz von alleine mehr Sicherheit gewinnen.
Etwas kommt noch hinzu: Kann es sein, daß sie das falsche Motorrad hat? Die 750er ist objektiv gesehen ein fetter Brocken. Für erfahrene Piloten mäßig motorisiert, aber ein fetter Brocken. Warum nicht eine BMW G 310 R statt einer NC 750 S? Das ist nur ein Beispiel, aber eine leichte und handliche 250er oder 300er lässt sich deutlich leichter beherrschen und vermittelt viel schneller ein sicheres Gefühl.
Gruß Michael