Hi ryker,
mutige und richtige Worte Wissen über Fahrphysik ist gerade beim Motorrad extrem wichtig.
Ich versuche weiterführend mal eine Erklärung eines Bremsvorgangs beim Motorrad, eine Einschränkung dazu kommt zum Schluss:
Beim Bremsen wird die Last des Motorrades nach vorn verschoben, d.h. das Vorderrad wird stärker auf die Strasse gedrückt als das Hinterrad. Dabei ist es im Prinzip egal, ob mit hinterer oder vorderer Bremse gebremst wird. Daraus folgt, dass das leichter werdende Hinterrad nicht mehr so viel Bremswirkung auf die Strasse bringen kann, der Bremsweg wird extrem länger. Weiter folgt daraus, dass das angepresste Vorderrad mehr Bremswirkung auf die Strasse bringt.
Das Bremsen mit der hinteren Bremse führt aber im ersten Moment zu einem genau gegenläufigen Effekt, im ersten Moment wird dabei nämlich das Hinterrad gegen die Strasse gedrückt, dann erst beginnt die Lastverschiebung Richtung Vorderrad.
Diesen Effekt kann man nach viel Übung nutzen, zunächst die hintere Bremse betätigen (Moped taucht hinten runter-->Druck auf Strasse), dann die vordere Bremse einsetzen. Ergebnis, der Bremsweg wird insgesamt kürzer, da hinten mehr Bremskraft übertragen werden konnte. Dies ist aber bei einem ABS Motorrad in der Leistungsklasse der NC eher theoretisches Wissen, in der Praxis nicht nötig und bringt auch nichts gegenüber einer einfachen, aber mutig eingeleiteten ABS Vollbremsung.
Jetzt die angekündigte Einschränkung:
Bei Motorrädern vom Schlage einer Harley Electra Glide oder ähnlich massigen Cruisern um 350kg Lebendgewicht ist dies alles irrelevant. Hier findet, bedingt durch die Gesamtmasse und den niedrigen Schwerpunkt dieser Massen, die Gewichtsverschiebung Richtung Vorderrad und damit Entlastung des Hinterrades de facto nicht statt. Man kann diese Brocken also beruhigt mit der Fussbremse verzögern.