Habt Ihr Euch eigentlich schon mal Gedanken gemacht, wie sich der Inhalt des Lehrplanes der Fahrschulen in den letzten 30 Jahren verändert hat? Da gibt es unzählige Nachtfahrten, Überlandfahrten, Stadtfahrten, Autobahnfahrten und was weiß ich noch für Fahrten. Wozu, Warum?
Als ich meinen Führerschein vor vielen Jahrhunderten (gefühlt) gemacht hab, hat mein Fahrlehrer auf die Frage , wann denn nun mal die Nachtfahrt sei, geantwortet, es ist Winter, Du fährst dauernd im Dunkeln, wozu eine Nachtfahrt.
Als mein Sohn den Schein vor 2 oder 3 Jahren gemacht hat , da fuhr er wegen Winter auch meist im Dunkeln. Die Nachtfahrten von mehreren Stunden (auf den gleichen Wegen) mussten aber dennoch sein. Welch ein Schwachsinn. Diese Zeit hätte man z.B. mit Fahrertraining sinnvoller nutzen können.
Menschen, die z.B. bis 2012 noch auf einem 3-Rad-Roller mit dem Autoführerschein fahren konnten, sind plötzlich nicht mehr in der Lage dazu. Wer früher noch von einer Motorradstufe nach einer bestimmten Zeit zu einer höheren aufsteigen durfte, muss heute eine weitere Prüfung machen. Woher kommt diese plötzliche evolutionäre Unfähigkeit?
Fragen, die wohl nur die Lobby der Fahrlehrer und Fahrschulbesitzer beantworten kann. Und diese Lobby hat mit wenigen Ausnahmen meist nur Dollarzeichen (oder Eurozeichen) in den Augen.
Habt Ihr schon mal einen Fahranfänger, egal auf was für einem Fahrzeug gesehen, der nach der Fahrschule ein Fahrzeug fahren konnte? Jaaaa... Bewegen können sie die Dosen und Zweiräder schon, aber nicht fahren. Fahren heißt auch beherrschen. Aber sicher nicht nach der Fahrschule. Denen gehts nämlich nicht drum, dass man was lernt, sondern nur, dass man für wenig Leistung richtig blecht.
Habt Ihr schon mal nachgerechnet, was ein Führerschein heute kostet und was er früher gekostet hat. Bereinigt den Preis mal von Inflation und Fixkosten, dann werdet Ihr sehen, dass er heute vergleichsweise viel teurer ist. Wenn man das aktuelle deutsche Durchschnittsgehalt zugrunde legt, dann kostet ein Führerschein rund 2 Nettogehälter. Das war früher keinesfalls so, da war es gerademal eins. Und sind die Fahrer heute nach der Fahrschule besser? In der Regel nicht wirklich.
Wenn man den Leuten das Fahren wirklich beibringen wollte, dann würde man in die Fahrschule wenigstens einen Tag Fahrertraining einbauen. Aber die Leute 10 Stunden Motorrad und 10 Stunden LKW fahren lassen????? Das hätte den netten Effekt, dass manche gar nicht erst fahren würden. Mehr aber auch nicht.
In Deutschland leben jede Menge Schullehrer, Denunzianten, Besserwisser und Menschen mit Vorurteilen. Nachsicht und Rücksicht, dem anderen auch mal Recht geben, ist was für Pfarrer, nicht für Dosenkutscher. In keinem Land der Welt ist das eigene Kraftfahrzeug eine dermaßen heilige Kuh wie in unserem Land. Die Regierung, die die Richtgeschwindigkeit einführt und die "Freie Fahrt für freie Bürger" beschneidet, hat bei der nächsten Wahl definitiv verloren. Und die Motorradfahrer sind alle langhaarige Bombenleger, Rocker und Raudies. Das scheinen unumstößliche Fakten. Zumindest bei vielen.
Und mal ehrlich, es gibt auch genug Motorradfahrer, die diese Vorurteile immer wieder durchaus gekonnt mit Nahrung versorgen. Vor allem extra laute Auspuffe und sinnlos hochdrehende Motoren, möglichst in geschlossenen Ortschaften, damit viele was davon haben, machen uns einfach ein wenig unbeliebt. Auch in diesem Forum gibt es Leute, bei denen man nicht ganz sicher sein kann, ob sie Ihr Moped nur zum Mopedfahren oder vor allem wegen des Rumlärmens haben. Viel mehr Leistung bringen die wenigsten Zubehör-Töpfe. Aber Mehr Lärm. Und das scheint einigen sehr wichtig. Nun ja, die Zubehörindustrie will auch leben. Und wenn man nicht mehr "Sein" bieten kann , dann doch wenigstens mehr "Schein".
Die einzige Chance, die wir haben ist, dass wir immer wieder versuchen, die andere Seite von unserer Existenzberechtigung zu überzeugen. Dass wir ein Miteinander fördern. Das auch wir uns im Straßenverkehr benehmen. Das wird sicher in unserem Land viel länger dauern als in manch anderen Ländern. Denn keiner will so richtig nachgeben. Wir müssen einfach dran denken, dass ältere Menschen, bei denen Reaktion und Überblick bereits nachlassen, mit jungen übermütigen Menschen, deren Reaktion und Überblick noch gar nicht gereift ist, zusammentreffen. Und manche lernens halt nie oder nicht so richtig. Das ist so. Viele Dinge werden von vielen Menschen gemacht. Aber nur wenige werden richtig gut, in dem was sie tun. Die meisten sind halt nur Mittelmaß. Das gilt auch fürs Fahren.
Und damit müssen wir einfach leben. Und uns damit abfinden. Und vielleicht mal nicht explodieren, wenn der andere einen Fehler macht. Und nicht gleich jeden anhupen, der falsch reagiert oder nicht das macht, was wir für richtig halten. Und endlich mal nicht die andere Seite der Fehler bezichtigen und zur Schulung schicken wollen. Sondern selbst damit anfangen. Sonst wird das nie was.
Ich muss mich auch immer wieder dran erinnern. Aber ich arbeite dran. Und es wird besser.
In diesem Sinne ...