Hallo Leute, ich musste aus zeitlichen Gründen hier etwas pausieren.
Aber seit Freitag ist viel passiert:
a)
Freitag Nachmittag bin ich den Integra 700 zur Probe gefahren. Allerdings waren nicht mehr als 20 km drin, weil das nagelneue Fahrzeug einen Tag zuvor verkauft und auch bezahlt wurde - absolut nachvollziehbar und rein aus Kulanz durfte ich einmal durchs Dorf. Nun, mit der Bedienung der Maschin bin ich gleich zurecht gekommen. Ein wenig hoch, ich brachte nur jeweils ein Bein voll auf den Boden, bei dem geringen Gewicht aber kein Problem. Ich bin durchs Dorf geschlichen, hab in Einfahrten umgedreht ohne die Beine runter zu nehmen, hab auch schnell mal nen LKW verheizt. Dann aber zurück. Fazit: Das Schalten merkte man so gut wie nicht, aber der Motor gab mir im D-Modus oft das Gefühl Traktor zu fahren. Bei 70 im 6. leicht beschleunigen hat sich der Bock wild geschüttelt aber nicht runter geschaltet, Kickdown ließ der Verkehr nicht zu. Diese "raue" Fahrweise hinterließ ein fades Gefühl.
Für die Integra 750 war dann nicht mehr genug Zeit, hatte noch nen Termin.
b)
Zwischendrin hatte ich einen Händler in erklecklicher Entfernung gefunden, der die 750er Integra als Mietfahrzeug anbot. Also kurz nachgefragt, Konditionen passten. Gut, warten auf passendes schönes Wochenende. Dass es sich gleich dieses Wochenende bieten würde, kam mir gelegen. Also Freitag nochmal angerufen, für gestern Vormittag reserviert, dann hingefahren und ein paar frei-km zusätzlich rausgehandelt, meinen Burger abgestellt und rauf auf die Integra, die Bedienung war ja noch klar. Dann gings 500 km bis um 22 Uhr, heute noch mal knapp 200 km.
Gestern gings erst durch die Stadt, dann auf die Autobahn Richtung München, nicht viel Verkehr, also gleich mal richtig losgelegt. Ergebnis:
Über 150/160 bis Anschlag machte es nicht mehr wirklich Spaß, zu ruppig, extreme Vibrationen, im Spiegel nix mehr zu erkennen etc.
OK, Freising Süd wieder runter, auf nach München. Zwischenstop zum Mittagessen - hinterher waren alle Einstellungen im Mäusekino auf null: Trip a+b, Verbrauch + avg, verbrauchte Liter. Bedienfehler? Mag sein, hab aber nur links druchgedrückt...?
Dann mitten durch München, Freimann, Schwabing, Stachus, Altstadtring, Rosenheimer Platz auf die A8 und in Weyarn wieder runter, Miesbach, Bayrischzell, Kufstein, Sachrang, Aschau, Chiemsee, etc. durchs Innviertel zurück Richtung Passau.
Ich hatte für diesen Tag alles geplant, was ich testen wollte: Autobahn, Großstadt, Bergstraßen, Überland, Regenguß unfreiwillig aber willkommen:-), Nachtfahrt.
Heute dann nochmal gemütliches Austesten allermöglicher Dinge, die mich interessierten.
Fazit nach knapp 700 km:
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Verbrauch 3.2 L/100, wobei mir die Autobahn-Hetze leider verloren ging - imposant, mein 400er Burger bewegt sich nicht unter 4.0 bis 4.5
Die Handhabung in der Großstadt ging recht problemlos, auch wenn mir da die Leichtfüßigkeit der Variomatik gelegentlich fehlte weil ich manchmal in alter Gewohnheit etwas viel Gas gab und das dann zu ziemlichem Ruckeln beim Gaswechsel führte. Das ist eine Sache, an die man sich gewöhnt. Im D-Modus wars nicht wirklich schön zu fahren, da waren die Gänge immer zu hoch und der Bock zickte oft und wollte nicht runterschalten, Kickdown ging im dichten Verkehr natürlich auch nicht. Aber im S-Modus ging es recht gut. Manuell traute ich mich noch nicht, war mir da noch nicht so sicher mit der Kiste.
Dann kam die entspannte Fahrerei bis in die Berge, zuerst Autobahn, dann Überland, machte schon Spaß, zumal ich mich mittlerweile deutlich sicherer fühlte und schon auch mal mit Kickdown an Pennern vorbeipreschte. Die Bergstraßen fuhren sich unauffällig, angenehm. Schön empfand ich die Motorbremse der Automatik, wenn es steil runter geht schaltet das DCT einen Gang zurück und bleibt bis es wieder eben wird, je nach Bedarf etwas manuell eingegriffen.
Aber jetzt machte sich langsam aber sehr lästig der ziemlich unmögliche Sitz bemerkbar - mein Popöchen tat weh und verlangte nach einer Pause, viel zu früh für mein Motorsofa verwöhntes Hinterteil :-(((
Nach Kufstein gings dann in einen Regenguß bzw. dessen Ende. Es regnete bei Sonnenschein, was einige wahnsinnig kräftige Regenbögen hervorzauberte. Fazit: Die Ärmel waren sofort patschnass. Und aus dem Loch, wo die Gabel sich dreht, kam die nasse Brühe hoch - toll, echt toll... Regenschutz sieht für mich anders aus, mit dem Burger wär mir fast nix passiert. Die Fahrt auf der nassen, kurvenreichen Bergstrecke war ziemlich wackelig, weil ich keine Ahnung hatte, wie sich die Kiste verhält und ich natürlich nicht auf der Nase landen wollte - OK, das gibt sich im Laufe der Zeit.
Die letzen eineinhalb Stunden gings dann durch die Nacht, typisch für meine Touren. Das Licht ist gut. Das Abblendlicht vielleicht etwas zu knapp vor der Maschine, das Fernlicht aber recht brauchbar. Nur: Die Beleuchtung des Mäusekinos blendet extrem, ebenso die Kontrolllampe des Fernlichtes. Das ist eine Zumutung. Kann man die Helligkeit regeln? Wenn nicht ist das schon fast ein KO-Kriterium...
Fazit insgesamt:
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- Die Straßenlage ist wie zu erwarten enorm, soweit ich mich da überhaupt heranwagte.
- Die Fahrstabilität... das Ding läuft scheinbar auf Schienen... Teerwürste, Längsrillen etc sieht man nur, spüren tut man nix davon.
- Kraft und Beschleunigung... eh klar...
- Die Federung ist mir zu hart, da ist der Burger wesentlich bequemer, Kanaldeckel und kurze Bodenwellen sind mir ein Graus. Kann man da was einstellen?
- Auf der 750er ist die Sitzposition ein wenig niedriger, da reichten beide Beine ganz bis zum Boden, gerade so - passt aber.
- Das Gewicht ist gegenüber dem 400er Burger geringfügig höher, macht aber nie Probleme.
- Regenschutz? Kann ich nicht als solchen bezeichnen...
- Das Mäusekino blendet bei Nacht deutlich
- Der Verbrauch ist absolut beeindruckend
Zum DCT:
Das Anfahren mit viel Gefühl in der Gashand (bei der Variomatik dreht man halt kräftig...) ist absolut butterweich, Suchtgefahr...
Beim langsamen Anfahren, z.B. im Stadtverkehr, merkt man vor allem im D-Modus absolut nichts vom Schalten, man hört und spürt es nur gelegentlich Klacken. Beim gemütlichen Dahingleiten bis ca 90 fährt es sich sehr sehr ruhig. Will man aber so ca ab 70 im D-Modus (=6. Gang) langsam beschleunigen, ohne dass das DCT runter schaltet, dann schüttelt und rüttelt sich der Bock, dass man meint, man fährt Traktor mit den zugehörigen Reifen. Das kann doch nicht sein, oder? Wo kommen diese elenden Vibrationen her? Dreht denn der Motor so langsam und springt dabei im Dreieck? Das ist absolut unmöglich, finde ich.
Und auch wenn es gemütlich leicht bergan geht, das DCT sich den 6. Gang als optimal einbildet und man will etwas schneller werden, das selbe Spiel, ein elendes Rütteln und Schütteln und das Ding schaltet partout nicht runter. Manuelles Eingreifen bringt nix, nach ein paar Metern schaltet das Ding wieder vom 4. oder 5. rauf in den 6. und dann das gleiche elende Gerüttle und Geschüttle. Der S-Modus macht es ein wenig besser, aber die Rüttelei ist immer da... Grade so, als würde man Traktor fahren. Auch bei Geschwindigkeiten über 100 wenn man Gas gibt. Um dem zu entgehen bleibt nur der Kickdown, damit man schnell die Geschwindigkeit hat, die man will. Aber immer lässt das die Verkehrslage auch nicht zu und dann hat man einen störrischen Bock unterm Arsch, mit dem es absolut keine Freude macht, zu fahren, absolut nicht.
Ich habe so das Gefühl, rauf schaltet das DCT relativ leicht, aber runter tut es sich verdammt schwer, da muss man gewaltig am Griff drehen, bis sich da was tut, nur hat man dann einfach viel zu viel Power, die man eigentlich nicht braucht oder will und die Fuhre zieht ab ohne Ende. Aber mit mehr Laufruhe gemütlich zu fahren hab ich nicht geschafft. Außerdem braucht ein Kickdown für mich ganz schön Zeit bis der Bock endlich mal runter schaltet.
Ich kann halt leider nicht mit anderen Motorrädern vergleichen, aber mit der Laufruhe dieses Motors scheint es nicht weit her zu sein. Oder sind da andere Maschinen noch schlimmer? Will ich genüsslich dahingleiten muss ich unter 70 bleiben weil darüber die Vibrationen des Motors nervtötend sind, definitiv.
Gut, es kann ganz speziell an diesem einen Integra liegen. Aber auch der 700er, den ich am Freitag fuhr, zeigte fast die selbe Lauf-"Kultur", nur konnte ich es auf die paar Kilometer nicht weiter einordnen - zudem war mir das Fahrzeug insgesamt noch total fremd, da wird es schwer, auch konkret auf solche Sachen zu achten.
Darauf habe ich speziell heute geachtet, wo ich genügend Zeit und genügend freie Straßen dazu hatte. Und ich hatte auch genügend Zeit, jetzt, wo ich mich mit dem Bock angefreundet hatte und mich schon recht sicher darauf fühlte, auch gezielt auf die verschiedenen Aspekte des Fahrens damit zu achten: Leistung, Fahrverhalten, Handling, Bremsen etc etc...
Aber je näher der Händler kam, bei dem ich den Bock endlich wieder abstellen durfte, desto klarer wurde mir:
NEIN DANKE, SO EINE KISTE KOMMT MIR NIE MEHR WIEDER UNTER MEINEN ARSCH, BASTA !
Wenn das hier so oft bezeugte Motorrad-Feeling nur aus purer Leistung und absolut sicherer Straßenlage besteht, mag das Teil ja Spaß machen.
Aber wenn ich bei einem Zweirad eben fast alles andere als wichtig erachte, nur eben nicht diese Eigenschaften, dann war das ein sehr lehrreiches Wochenende für mich.
Und mit dieser Erkenntnis verbunden: Motorrad etc und ich passen zusammen wie Teufel und Weihwasser.
Übrigens, die genussvollste Strecke an diesem Wochenende war heute am späten Nachmittag die Rückfahrt mit meinem Burgmann: Butterweiches, leichtfüßiges Fahren (OK, kurz nach dem Wechsel kam mir die Fuhre schon sehr kippelig vor, aber das gab sich nach wenigen Kilometern wieder...), keine bockigen Vibrationen, ich kam mir nicht mehr vor wie auf einem Traktor sondern wieder wie auf einem sanft fliegenden Teppich. Kein bockiges Getriebe, das nicht dann schalten wollte, wann ich es haben wollte. Ich hatte wieder, wie vorher auch, immer den richtigen "Gang" drinnen. Und wollte ich ein wenig schneller, dreht ich eben ein wenig und es ging butterweich ein wenig schneller.
Aus der geplanten direkten Rückfahrt wurde noch eine schöne, genussreiche Tour durch Niederbayern, der Donau zu, gute 300 km und mit jedem nicht mehr rumpelnden Kilometer schien sich auch mein Popöchen zu erholen. Zuhause angekommen spürte ich nichts mehr von den Qualen, die ich noch ein paar Stunden vorher erleiden musste...
Ja, mein Helm drückt jetzt gewaltig, denn er ist mir um das Gesicht herum wieder zu schmal, weil mein Grinsen, das mir zwischendrin deutlich vergangen ist, wieder zurück ist.
Meine weiteren Schritte werden sein:
Geld lieber in meine Burger-Antiquität zu investieren statt in ein Fahrzeug, das absolut nicht zu mir passt.
OK, das wars.
Und nein, ich verreisse den Integra definitiv nicht, er mag für Viele das Fahrzeug der Wahl sein was Leistung und Straßenlage etc betrifft. Ähnlich werden sich ja wohl auch die anderen Modelle der NC-Reihe verhalten, ist ja überall die selbe Technik drunter, mit wenigen geringen Variationen wohl.
Und alle meine Aussagen sind ausschließlich im Vergleich zu meinem 12 Jahre alten Burgman 400 entstanden, weil ich mit sonst nichts vergleichen kann.
Tja, was bleibt:
Ich hätte beim Burgman gern einen kleinen Teil der Leistung vom Integra dazu, ich könnte mich schnell mit der stabilen Straßenlage anfreunden und vor allem auch mit den exgtrem niedrigen Verbrauchswerten, vor allem, wenn man sieht, was für ein Monster im Vergleich zum Burger da bewegt wird.
Das wars aber schon, was ich evtl. vermissen könnte, meht definitiv nicht...
Jens