Gruß an die Freistaatler
"Ein Schüleraufsatz über Bayern
Letztes Jahr im Sommer waren wir in Urlaub in Bayern. Meine große Schwester Jessica, meine Eltern und unser Hund Trabatoni. Ich war auch dabei und ich heiße Torsten und bin 11 Jahre alt. Wir kommen aus Berlin.
Meine Eltern waren schon öfter in Bayern, aber für mich war es der erste Urlaub im Ausland, weil ich bisher nur in Bibione war.
Bayern wäre eigentlich sehr schön, aber man sieht es kaum, weil überall Berge davorstehen und es verdecken. Sehr cool sind manche Häuser. Sie sind tätowiert, zum Beispiel mit einem Hirsch, einem Berg oder einem Baum. Aber weil die Bayern das Wort "Tatoo" noch nicht kennen, sagen sie "Lüftlmalerei" dazu.
Die Bayern sind lustige Menschen und lachen viel mehr wie die Leute bei uns zu Hause. Sie mögen uns sehr, denn wenn sie uns sehen, lachen sie noch mehr. Die meisten Männer heißen Sepp oder Xaver. Die Frauen heißen komischerweise alle OIDE.
Meistens haben die Bayern große Nasen und Ohren, manchen wachsen aus diesen buschige Haare, auch manchen Frauen. Die meisten Frauen haben dicke Waden und ganz große Brüste, die sie gerne zeigen und deshalb immer Dirndlblusen tragen, die mehr zeigen, als verdecken. Den Männern, dort Mannsbildern genannt, gefällt das und sie schnalzen immer mit der Zunge, wenn in ihrer Nähe ein paar große Brüste auftauchen. "Jo mei, die hot a Holz vor der Hüttn", sagen sie dann. Das verstehe ich aber nicht, muss aber wohl als Kompliment gemeint sein.
Das lustigste in Bayern ist sowieso die Sprache. Manche können sogar ein wenig deutsch, aber nicht viele. Der Ort, wo wir in einer Pension gewohnt haben, war da, wo Bayern "Oberpfalz" heißt und da ist die Sprache echt krass. Als wir einmal gewandert sind, sind wir an einem Bauernhof vorbeigekommen und davor saß ein alter Mann auf einer Bank, aß ein Stück Torte und trank dazu eine Flasche Bier.Dazwischen schnupfte er immer so ekeligen braunen Tabak, den er von der Handrückseite mit seiner riesigen Nase bis in den Kopf hochgezogen hat. Danach sagte er jedesmal "UUUaahhhh" und schneuzte gleich wieder alles in ein dreckiges Taschentuch.
Mein Vater sagte freundlich zu ihm, daß heute schönes Wetter ist und der Mann meinte: "Lou ma mei rouh !" Das heißt wahrscheinlich "Guten Tag!"
Ich wollte es gleich ausprobieren, ob ich die Sprache auch kann und sagte zu dem Mann:
"Lou ma mei rouh". Er blickte aber sehr böse und sagte zu mir: "Saubou, preissischer, gej bloß zou!" Da sagten wir lieber nichts mehr und gingen weiter, weil wir ihn nicht reizen wollten. Der Mann stand dann auf und stöhnte und sagte: "Dou bou gescheiß di zouh!" Das heißt wahrscheinlich "Tschüß" oder so.
Gut gefallen haben mir in Bayern auch die Feste. Irgendwo ist immer eines. Da sitzen dann die Bayern und trinken Bier aus gläsernen Eimern, die sie "Maß" nennen. Dabei tragen sie lederne Hosen mit Trägern, dicke Stümpfe und Schuhe, die auf der Seite geschnürt werden. Vermutlich ist das eine Bayernuniform. Mein Vater sagte, dass sei ein Tracht. Ich weiß nicht, was das ist, aber es sieht lustig aus und passt zu den dicken, fetten Bäuchen, roten Gesichtern und faltiger Haut dieser Bayern. Vermutlich sind die Bayern arme Leute, weil sie nicht oft zum Friseur können und riesige Bärte und verfilzte Haare tragen.
Die Frauen trinken übrigens aus kleineren Eimerchen, die heißen "Holbe". Normale Gläser gibt es nur für Kinder oder ganz alte Frauen.
Wenn die Bayern einige Eimer Bier getrunken haben, schlafen sie ein oder sie reden in einer Geheimsprache, die man nicht versteht. Es sind nur sehr kurze Wörter, und mit diesen reizen sie sich gegenseitig, bis sie raufen. Auf dem Fest, bei dem wir waren, konnte man dies sehr schön beobachten. An unserem Nachbartisch im Bierzelt saßen einige Bayern mit ihren Eimern. Zuerst lachten sie und guckten zu uns herüber. Einer von Ihnen konnte sogar italienisch. denn er sagte zu meiner großen Schwester immer: "di vegl'd i ano !" Sie verstand ihn aber nicht, weil sie nicht italienisch spricht.
Die Bayern sind richtig lustig, wenn sie sich gegenseitig beleidigen. Das gefällt ihnen scheinbar sehr. Als mein Vater und ich einmal in unserem Urlaubsort in der Dorfmetzgerei einkaufen wollten, kam ein Bayer herein und sagte zum Metzger: "Servus Hans, du oida Hunzkrippel!"
Da lachte der Metzger und sagte: "Habe die Ehre Sepp, Du Saubär du greislicher!" Sepp, der Saubär freute sich sehr über diese nette Begrüßung. Als noch ein weiterer Bayer hereinkam, wurde die Stimmung immer besser. Er begrüßte die anderen beiden mit einem herzlichen: "Ja, do schau her, da Sepp und da Hans! Griaß eich, ehs Schlawiner, ehs elendigen!"
Auch Hans, der Hunzkrippel und Sepp der Saubär begrüßten den Neuankömmling und riefen: "Ja griaß de Franz, oida Suffbeidl, stinkerter!"
Franz Suffbeutel war total begeistert und lachte über das ganze Gesicht. Dann sagte Sepp, der Saubär zu Hans, dem Metzger bzw. Hundskrippel: "Hä Hans, gib ma amoi drei Boor vo Deine greislichen Pfälzer, Du Leitbscheißer, Du windiger!"
Metzger Hans meinte dazu: "Für Dein Sau-mogn taugns aliwei no, Du gschwoikopferter Bauern-Fünfer. Du staubiger! Buildog Mißhandler, grausamer!"
Es gibt scheinbar nichts Schöneres für einen Bayern. als beleidigt zu werden, denn sowohl Hans, der Leutebescheißer, als auch Sepp, der Saubär und Bauern Fünfer und Franz Suffbeutel waren in einer Super-Stimmung und lachten herzhaft.
Mein Vater sagte zu mir: "Pass auf Torsten, jetzt mache ich auch mit bei dem Spaß!" Dann sagte er zum Metzger: "Geben Se ma bitte hundert Gramm von Ihrer verfaulten Salami, Sie Vollidiot, wa!"
Plötzlich lachte keiner mehr und alle sahen meinen Vater böse an, sogar die alten Frauen, die ihm Laden waren. Der Metzger sagte mit finsterem Gesicht: "Schaug bloß, daß'd weida-kimmst, Du Preissnschädl, Du gfotzerter, schleich di, sonst brech i der s' Kreiz!" Das habe ich zwar nicht genau verstanden, aber es hörte sich nicht gut an. Mein Vater erschrak, entschuldigte sich damit, dass er nicht von hier war. Darauf der Metzger: "Scho guat, drum sogst mer ja im Guatä. Wir verließen ohne Wurst die Metzgerei.
Wahrscheinlich ist "Vollidiot" eine Beleidigung, die die Bayern nicht kennen und deshalb freuen sie sich nicht darüber.
Sonst war es in Bayern aber sehr schön und ich habe mich sehr gefreut, denn ich durfte abends immer mit vier Jungs aus dem Dorf Fußball spielen. Ich habe mir extra die bayerischen Namen der Jungs notiert, damit ich ihnen nach dem Urlaub schreiben kann. Sie heißen Uzügül, Sladen. Abdullah und Ferdl.
So, das war`s. Ich freue mich schon auf den nächsten Urlaub in Bayern, weil Bayern ist voll cool!"