Wegen diverser
„Rost-am-Auspuff – Rost-am-Krümmer-Überlegungen“ ist mir eine
uralte Geschichte wieder in den Sinn gekommen, die sich Anfang/ Mitte
der 80-er zugetragen hat und von meinem allerersten Kleinkraftrad,
einem S 51 (Viergang), handelt.
Das war immer Top
gepflegt gewesen, aber die Schwachstelle, der Krümmer, verfärbte
sich bald schon bläulich, dann blätterte der Chrom ab, dann trat
Rost auf und irgendwann war er durch, der Krümmer.
Da war im Land
hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen, kurz in der DDR,
guter Rat teuer.
Ich gab das
durchgerostete Teil dem Vater, der trug es in den Betrieb zum
Schweißer und der wiederum tat damit das, was er neben Unmengen von
Alkohol zu vertilgen am besten konnte: er brutzelte mittels einer
feuerspuckenden Zange, in die ein Stück Draht eingespannt war, etwas
Metall so auf den Krümmer, dass das Loch verdeckt war und blieb.
Währenddessen
schaute er durch eigentlich undurchsichtiges schwarzes Glas.
Man durfte ihm dabei
nicht zusehen, da konnte dieser Meister der Schwarzen Magie
fuchsteufelswild werden..
Sein Vater, der alte
Krampusch, damals schon fast Rentner, hütete diesen Schweißer-Zauber
ebenso eifersüchtig wie der Sohn.
Alle Zuseher könnten
durchaus erblinden, wollten sie den Uneingeweihten einreden.
Egal, der Krümmer
war auf eine meiner damaligen Meinung nach sehr hässlichen Art
wiederhergestellt und verrichtete seinen Dienst von der Optik mal
abgesehen wie vorher.
Mein Vater
kommentierte meine ästhetischen Bedenken mit den kurzen Worten:
„Aber er geht doch
jetzt erst mal so.“
Während Schweißer
Krampusch Jr. mit einem (Wernesgrüner) Bier abgefunden wurde, machte
ich mich an einem Urlaubstag auf eine Ersatzteilreise.
Schwarzenberg,
Zwickau und Karl-Marx-Stadt waren die Stationen.
Das Fahrzeughaus in
Schwarzenberg war am kleinsten, aber in privater Hand, was bedeutete,
dass die Inhaberin, Frau Riedel, den Kunden nie gelangweilt oder
genervt gegenübertrat.
Trotzdem war nichts
zu finden.
Der weniger
kompetent wirkende Verkäufer in Zwickau antwortete nur schläfrig:
„Nee, hammer nich,
kommt auch nächstens nüscht in der Richtung...“
Da ich nicht noch
bis Leipzig wollte, setzte ich all meine Hoffnung auf die Großstadt
Karl-Marx-Stadt, wo
der verschmitzte
Ersatzteilhüter eine zweideutige Aussage machte:
„Ja und nein...“
„Wie ist das zu
verstehen?“
„Wer einen Krümmer
will, muss einen gesamten Auspuff kaufen, da ist dann der Krümmer
mit bei… Und selbst davon sind nur noch zwei Stück am Lager…
Also zugegriffen oder beiseite getreten, Jugendfreund...“
Ich kratzte alles
Geld zusammen – es reichte zum Glück auch noch für den Fahrschein
nach Hause – und fuhr später mit einem Omnibus Marke Ikarus heim.
Übrigens: Seither
weiß ich, dass der Krümmer zum Auspuff gehört!
So war das nicht
gedacht gewesen, aber ich freute mich schon auf dem Rückweg über
meine Erwerbung.
Daheim angekommen
entnahm ich dem länglichen Paket den Krümmer, tauschte ihn mit dem
„Krampusch-Flicken“ aus und baute den anderen an.
Endlich war meinem
Sinn für Ästhetik genüge getan.
Auch die anderen
Teile konnte man aufheben oder tauschen oder verkaufen.
Was aus der
Krampusch-Variante wurde, weiß ich nicht mehr, ich habe sie
irgendwann aus den Augen verloren.
Das S 51 konnte zum
Kaufpreis weitergegeben werden, als ich was größeres (ETZ 150)
wollte.
Die beiden Magier
aber, die so oft durch schwarzes Glas in fremde Welten schauten,
leben heute beide nicht mehr:
Erst der Vater, dann
der Sohn.
Es lebt und grüßt
sin_moto