Unter dem Titel „Pfeffermühlen“ wird in der Juliausgabe der Motorradfahrer die MT-09 Mit der MV Agusta Brutale 800 verglichen.
Hier ein paar Auszüge:
Als Grundzutat bedienen sich sowohl italienische wie japanische Küchenchefs des Dreizylinders. In der MT-09 finden sich dank insgesamt 847 Kubik marginal größere Einzelhubräume als bei der 798 Kubik starken Brutale. Der Italo-Dreizylinder… leistet… nominell 125 PS – zehn Ponys mehr als die MT-09. Auf der Seite der Yamaha haben wir dafür bereits im unteren Drehzahlbereich bulliges Drehmoment. Der CP3 (Crossplane-Dreizylinder) besitzt aus dem Drehzahlkeller heraus eine Kraft, die man dem Motorrad rein optisch wohl kaum zutrauen würde.
Selbst leistungsverwöhnte Piloten haben mit diesem neu geschmiedeten Eisen japanischer Machart einen Mordsspaß. Auf engen Landsträßchen wie in der Eifel rund um den Nürburgring prescht die MT-09 mit Furore aus jeder Kurve und hebt auch noch im dritten Gag das Vorderrad.
Trotz dieser hohen Durchsetzungskraft stachelt die Maschine den Fahrer vergleichsweise wenig zu Unvereinbarkeiten mit der Straßenverkehrsordnung an.
Doch die MV wirft die gleiche Power in die Waagschale, auch wenn dafür höhere Drehzahlen notwendig sind.
Selbstverständlich nutzen wir bei sonnigen Verhältnissen und griffigen Straßen das Motor-Mapping mit der vollen Leistung und unmittelbaren Ansprechverhalten, um ja keinen Meter hinter der vorauseilenden Yamaha zu verlieren. Die achtfach einstellbare Traktionskontrolle der Brutale steht auf Stufe vier und der Fahrspaß-Indikator in den Emotionszentren der Fahrer auf hoch.
Das Elektronikproblem der MV Agusta (nicht schlüssig arbeitende TC, hartes Ansprechverhalten, zuweilen nachschiebender Motor) erscheint ein wenig dubios.
Beispielsweise arbeitet auch der Quickshifter nicht so sauber, wie man sich das wünschen würde, obschon sich das Getriebe der Brutale manuell als gut schaltbar erweist. Zwar schaltet das Getriebe der Yam nicht minder gut, einen Quickshifter gibt es dafür leider nicht. Beide Maschinen teilen sich übrigens eine recht derbe Gasannahme, die bei der MT-09 im Fahrmodus B noch am gediegensten ausfällt.
Während die Yamaha auf ihre enorme Drehmomentwelle setzt, kommt ihr Fahrwerk dem sportlichen Tempo nicht hinterher. Trotz geschlossener Zugstufe an Gabel und Federbein mangelt es an Dämpfung: Die Yam schaukelt zu sehr und wirkt schwammig, sodass heftiges Andrücken an Grenzen stößt. In Schräglage setzen die Fußrasten früh auf und es fällt schwer einzuschätzen, wie viel ab diesem Punkt noch geht.
Weiches Ansprechverhalten zählt demnach nicht zu den Tugenden dieses Fahrwerks. Die MV trifft die angepeilte Linie dennoch genauer und liegt stabiler in Schräglage als die Yamaha. Aufgrund ihrer kompakten Abmessungen fällt es leicht, der Brutale rasant schnelle Schräglagenwechsel aufzuzwingen.
Weiterhin sitzt man auf der Brutale fahraktiver und näher am Vorderrad, was in einem angenehmeren Gefühl für dessen Haftung resultiert.
Nach einem intensiven Tag mit beiden Maschinen wäre man fast geneigt zu behaupten, die MV Agusta Brutale 800 sei das konsequentere Motorrad, Denn sie verfügt über voll einstellbare Federelemente, dreht bis 13.000/min und läuft trotz minimalistischem Radstand knackige 250 km/h nach Tacho.
Da muss die MT-09 schon längst das Handtuch werfen, denn sie wurde aus nicht nachvollziehbaren Gründen im sechsten Gang auf Tacho 225 km/h eingebremst. Warum darf die MT-09 nicht wie die Brutale einfach ausdrehen?
Unter Berücksichtigung des günstigen Anschaffungspreises für eine MT-09 relativiert sich natürlich ein Großteil dieser Kritik,
Yamaha MT-09 und MV Agusta Brutale 800 bieten mehr als nur stabilen Unterhaltungswert und streuen schon als Standartversionen eine nette Portion Pfeffer aufs Mittagsmenü. Ob dieses nun aus japanischer oder italienischer Küche kommen soll, ist eben wie meist Geschmackssache.
Es grüßt
sin_moto,
der zur Yamaha mehr Vertrauen hätte und gleich die NC-Mühle anwirft... 