In der Juliausgabe der Zeitschrift Motorrad wird die H2 mit der Ducati 1299 Panigale verglichen:
So oder so, die Drehmoment- und Leistungskurven der beiden Motorräder sind nicht nur der Ausdruck von Messwerten. Wer über einige Erfahrung verfügt, kann sich anhand dieser Kurven ziemlich genau vorstellen, wie der Vortrieb einsetzt. Spontan und mit Macht legt die Ducati los. Es gibt wenige Motorradmotorren, die bei 4000/min schon 114 Newtonmeter auf die Kurbelwelle wuchten und sie dank geringem Gewicht und geringer Schwungmasse auch noch so vehement in Beschleunigung umsetzen wie der Panigale-V2. Er schnalzt geradezu durchs Drehzahlband. Der Schub kommt fast schon überfallartig, ist ständig präsent und kann schon mit einem leichten Zupfer am Gasgriff geweckt werden.
Eine solche Charakteristik ist in Verbindung mit so viel motorischer Kraft nur mit ausgefallenen elektronischen Fahrhilfen zu bändigen. Es ist selbst bei gefühlvoller Fahrweise auf der Landstraße des Öfteren zu spüren, wie die Traktionskontrolle kurvenausgangs einen Teil der Drehmomentlieferung zurückhält. Sehr häufig befindet man sich dabei im Drehzahlbereich des ersten Kamelbuckels. Ganz anders fühlt sich die Kawasaki an. Die H2 will generell mit höheren Drehzahlen gefahren werden als die Ducati. Deshalb haben die Entwickler der H2 ihrem Flaggschiff ein Getriebe mit vergleichsweise kurz übersetzten unteren Gängen angepasst und auch die Gesamtübersetzung eher kurz ausgelegt. Der Ausdruck „vergleichsweise“ bezieht sich hier nicht auf die Ducati, die wegen ihres nicht so hochdrehenden Motors ähnlich übersetzt ist, sondern auf andere hochdrehende Vierzylinder. Die kurzen Übersetzungen der H2 erhöhen die wirksame Zugkraft am Hinterrad, sodass die Ducati sie nur im Bereich der besagten Kamelhöcker erreichen oder gar übertreffen kann. Was wiederum durch das wesentlich geringere Gewicht der Panigale weitgehend ausgeglichen wird, wie die Beschleunigungswerte im unteren Geschwindigkeitsbereich zeigen.
Die Messwerte vom Leistungsprüfstand wie auch bei der Durchzugsprüfung geben eine Vorstellung davon, was passiert, wenn der Vierzylinder der H2 höher und höher dreht. Dann schwillt der zunächst dezent einsetzende Schub zu einem gewaltigen Strom an, der einen katapultartig mitreißt. Jenseits der 200km/h kommt die Mehrleistung der H2 voll zum Tragen und sie enteilt der Panigale unwiderstehlich.
Die Italienerin ist mit 194 kg vollgetankt selbst unter ihresgleichen die Leichteste. Man merkt ihr an, dass Ducati-Chef Claudio Domenicali immer noch die Maxime seines Mentors Franco Farnè beherzigt: „Wenn du ein Motorrad leicht machen willst, dann sorge dafür, dass jedes einzelne Teil leichter wird als beim Vorgänger.“ Zwar ist der Radstand der Panigale für einen Supersportler relativ lang, doch das Zusammenwirken von kurzem Nachlauf, steilem Lenkkopf und dem extrem geringen Gewicht beschert ihr eine traumhafte Leichtfüßigkeit.
Im Unterschied zur barocken Fülle der Kawasaki wirkt sie überaus schlank und durchtrainiert, ihre hohe Lenkpräzision begeistert.
Trotz der Präsenz ihres Motors in fast allen Drehzahl- und Lebenslagen und ihrer herausragenden Handlingqualitäten, also trotz mancher alltagsrelevanter Tugenden, ist die Panigale kein gutes Alltagsmotorrad. Dazu lässt die Laufkultur des Motors viel zu wünschen übrig. Hier zeigt sich die Kehrseite der geringen Schwungmasse. Sie begünstigt einerseits das fulminante Hochdrehen des V2, sorgt aber andererseits für starke Gleichlaufschwankungen bei niedrigen Drehzahlen. Diese manifestieren sich durch ein ständiges Rumpeln, Schütteln und Konstantfahrruckeln. Der hohe mechanische Geräuschpegel, der durch die dünnen, gewichtsoptimierten Gehäusewände nur wenig gedämpft wird, tut ein Übriges dazu, dass der Fahrer, wo immer möglich, den Drehzahlbereich über 6000/min aufsucht; Landstraßentempo im sechsten Gang ist vor allem unter Last eine ständige Qual für Fahrer und Maschine. Ein Vierzylinder, der doppelt so oft zündet wie ein Zweizylinder, ist in Sachen Laufkultur im Vorteil. Vor allem aber bekam die H2 zwei Ausgleichswellen. Sie sorgen zusammen mit der Vierzylinder-Bauweise für den denkbar größten Gegensatz zur Panigale. Bei der H2 kommt noch dazu, dass der Motor wegen des Ladedrucks besonders dimensioniert ist, also Körperschall besser dämpft als der Ducati-Sportler.
Dann werden noch die Bremsen beider Maschinen als „vom Besten“ gelobt.
Zum Schluss noch ein Satz aus der Motorrad, der sicher zutreffend-, aber zugleich auch lustig ist:
Wer gerne ruhig fährt, also mit Weile eilen will, ist mit der Kawasaki H2 besser bedient… 
Es grüßt
sin_moto,
der das immer schon gewusst hat... 