Zitat von Windkante
Die Fahrweise des Mopedler wird verharmlost und das Verhalten des Fußgängers als höchst unverantwortlich hochstilisiert. Letzterer hat übrigens für ein vergleichsweise kleines Vergehen die Höchststrafe erhalten - die "Todesstrafe". Seine Mitschuld hat er teuer bezahlt. Jetzt könnte ich damit kommen und sagen: Wer noch nicht (angesoffen) bei rot über die Fußgängerampel gegangen ist, werfe den ersten Stein". Aber das erspare ich uns ... Auch nüchtern reagiert man da sicherlich wie das von Alpi selbst in einem seiner Videos eingeführten "Reh". Klar gefährdet man somit auch andere, das möchte ich nicht klein reden. Aber mit deutlich anderen Mitteln, als auf eine ZX10R.
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In ein Strafmaß spielen immer moralische Aspekte hinein. Manchmal wird der "Moral-Index" einer Gesellschaft über die Fakten gestellt, manchmal beides verkoppelt. Ersteres ist inakzeptabel, letzteres u.U. suboptimal. Ein Strafmaßkatalog sollte sich an den Fakten orientieren, und je genauer so ein Katalog die Regeln vorgibt, desto besser. Schwierig daran ist nur, dass die Fakten einer moralischen Grundeinordnung unterliegen, und da hat jeder so seine persönlichen Vorstellungen von Strafe und Buße. Die Aufgabe einer Richters oder Richterin ist nun also, die Verhältnismäßigkeiten herzustellen.
Zum Beispiel: die USA. Ein System der absoluten Härte und selten gewährten Gnade, aber ohne den geringsten positiven Einfluss auf die Verbrechensstatistiken. In den USA hätte Alpi eine Freiheitsstrafe zwischen 15 u. 30 Jahren zu erwarten gehabt, ein schlecht gelaunter Richter im ländlichen Texas hätte ihm auch lebenslänglich aufs Auge drücken können (Mindesthaftzeit 40+ Jahre, Addition von Urteilen). Nach dem "Moral-Index" eines Texaners wäre das eine durchaus angemessene Strafe.
Hierzu könnte man anmerken, dass die deutsche Judikative die ihr an die Hand gegebenen Mittel nicht voll ausschöpft - es fehle ihr an "Härte" ist allenthalben zu hören, gerade in der heutigen Zeit. Wenn ich mich aber in der Welt umschaue, so bin ich ziemlich erleichtert darüber, dass bei uns alles so läuft, wie es läuft. Ich nehme die deutsche Justiz als nüchtern und abwägend wahr, auch objektiv und in der Sache diszipliniert. Was nicht heißen soll, dass ich in Einzelfällen mit richterlichen Entscheidungen einverstanden bin, aber unterm Strich halte ich das System für richtig und gerecht, denn es ist durchaus "lernfähig" und ausreichend flexibel.
Gruß
Jörg