Zitat von HintiAlles anzeigenHmmm, harry,
bitte sag doch mal wie genau Du das anwendest/Erfahrungen - Rost? Laufgeräusche?. Und wie siehst du diese Nachteile, vorallem weil du es ja schon länger zu verwenden scheinst. Und gerade damit sollte ich wohl kein Extrafett mehr verwenden!? MfG, Hinti
Jürgen da muss ich etwas mehr ausholen, damit Dir und natürlich allen anderen hier im Forum die Vor- und Nachteile auch bewusst werden.
Heute wird eifrig gefettet und geschmiert, ohne zu wissen was man da macht, bzw. für was das eigentlich gut sein soll.
Aber viele meinen, weil es alle machen und Hersteller dazu die passenden Produkte anbieten, muss es ja eigentlich gut sein.
Deshalb macht man das natürlich auch, ölt, schmiert, fettet eifrig seine Kette und freut sich, dass man seiner Kette etwas Gutes tut.
Die Hersteller wissen das selbstverständlich, halten aber ihre Klappe und verdienen sich mit den angebotenen Schmierprodukten eine goldene Nase.
Zuvor möchte ich aber erst einmal den wahren Hintergrund erzählen, wieso man früher zwingend seine Kette schmieren musste.
Dazu sollte man sich vorher den Aufbau einer Kette für das Motorrad anschauen.
Um die Leistung von der Getriebeausgangswelle auf das Hinterrad zu bringen, benötigt man eine Sekundärübersetzung.
Diese Sekundärübersetzung wird mit Zahnräder (vorne Ritzel hinten Kettenrad) und eine sogenannte Kette realisiert.
Dazu wird eine Rollenkette verwendet, welche durch die einzelnen Kettenglieder natürlich beweglich sein muss.
Wenn man sich jetzt den Aufbau eines solchen Kettengliedes anschaut, sieht man, dass die Außen- und Innenlasche durch eine sogenannte Dichtung (O-Ring) abgedichtet wird, und sich im Inneren, wo der Kettenbolzen und die Kettenhülse sind, eine Fettkammer die Schmierung übernimmt. Die Kettenrolle hat hierbei eine ähnliche Aufgabe eines Lagers und greift in die Verzahnung von Ritzel und Kettenrad.
[album]2258[/album] [album]2259[/album]
Nochmal zum Verständnis... die zwischen Innen- und Außenlaschen montierten O-Ringe dichten die Fettfüllung zwischen den Hülsen, Rollen und Nietenbolzen der einzelnen Kettenglieder ab.
Durch die Fettkammern bleibt die notwendige Schmierung auf lange Zeit gewährleistet, Feuchtigkeit und Schmutz kann nur schwer eindringen.
X-Ring, XW-Ring und Z-Ring Ketten haben auf Grund ihrer Form noch zusätzliche Fettkammern.
(X = 3 Fettkammern, W = 4 Fettkammern, Z = 3 Fettkammern)
Deshalb ist eine "Kettenschmierung" im eigentlichen Sinne, bei den heutigen abgedichteten Rollenketten nicht unbedingt notwendig!
Der einzigste Grund, wofür überhaupt eine "Schmierung" mit Öl oder Fett gut sein soll, ist der Korosionsschutz und die Verminderung der Laufgeräusche... weil´s eben besser flutscht.
Theoretisch könnte man auch Nivea-Creme, Vaseline oder sonst irgendetwas verwenden, da diese hier auch zum Korossionsschutz beitragen. Es darf nur nichts verwendet werden, was durch einen chemischen Vorgang den O-Ring als Dichtung beschädigt.
Natürlich wollen die Rollen auch "geschmiert" sein, um auch die äußere Reibung zwischen Kette, Ritzel und Kettenrad zu minimieren und eben das Laufgeräusch zu vermindern.
Vor einigen Jahren wurden Tests an einer Technischen Universität von verschiedenen Ritzel-Herstellern durchgeführt.
Hier wurden Oberflächenvergütung- und Härte verschiedener Hersteller geprüft und bei diesen Tests kam man sogar zur Erkenntnis, dass bei Verwendung von Öl und Fett sich die O-Ringe der Kette häufiger verabschieden, als bei einer sogenannten "Trockenschmierung", da Öle und Fette Schmutz und Dreck binden und durch die mechanische Beanspruchung mehr auf die Dichtung (O-Ring, X-Ring etc.) negativ wirken, als bei einer Trockenschmierung.
Aber weshalb wird dann soviel geschmiert?
Oben habe ich bereits erwähnt, dass man früher zwingend seine Kette schmieren musste!
Früher gab es keine abgedichteten Ketten, d.h. Bolzen, Hülse und Rolle waren offen und den äußeren Einflüssen wie Schmutz und Feuchtigkeit total ausgeliefert.
Es gab also keine Fettkammern, welche die Schmierung übernahmen.
Zitat von nc-fahrerAlles anzeigenDry Lube... auf Teflonbasis... ich glaube das werde ich mir nun als Kettenfahrer auch wieder besorgen.
DryLube ist letztendlich keine Trockenschmierung, da DryLube nicht schmiert, sondern lediglich eine Beschichtung ist, so wie es Axel alias nc-fahrer bereits richtig formuliert hat.
Die Nachteile von DryLube sind natürlich nicht von der Hand zu weisen. Zum einen hat man ein erheblich größeres Laufgeräusch und zum anderen die schlechte Beständigkeit des Trockenfilms, der den äußeren Einflüssen wie Wasser nicht stand hält. (also immer regelmäßig nachsprühen)
Zum Schluss noch ein paar Worte zur Leistung am Hinterrad.
Eine nicht abgedichtete Kette bringt hier ganz klare und entscheidende Vorteile und wird auch gerade deshalb im Renn- und Offroadeinsatz verwendet.
Das ist zum einen das viel geringere Gewicht und zum anderen bringt es im Vergleich bis zu "10% mehr Leistung", als mit einer abgedichteten Kette. Hier dreht es sich wirklich um einige PS die man bei einer leistungsstarken Maschine mehr am Hinterrad haben kann. Auf der Renne ist sowas entscheidend. Die nicht abgedichtete Kette ist unter anderem auch günster als eine mit O-Ring oder einer höherwertigen Abdichtung.
Nachteile liegen hier in der Haltbarkeit und bei der Pflege.
Der Laufleistungsindex liegt im Schnitt bei einer nicht abgedichteten Kette bei ca. 400 - 500, kann aber bei einer intensiven Pflege, Schmierung und normalen Strasseneinsatz deutlich verlängert werden.
Bei einer O-Ring Kette liegt der Laufleistungsindex im Durchschnitt bei ca. 2000 und bei eine X, XW oder Z-Ring Kette sogar bis 4000.
Das sind wie gesagt Durchschnittswerte und Ausnahmen bestätigen selbstverständlich die Regel.
Für den „normalen“ Strassen- und Tourenfahrer, der nicht unbedingt das letzte PS aus seiner Maschine herauskitzeln möchte, stellt die abgedichtete Kette (O-Ring) sicherlich die bessere und letztendlich auch günstigere Alternative zur nicht abgedichteten Standardkette dar.
Ich hoffe, dass ich mit meinen Worten etwas mehr Klarheit zum Thema Ketten"schmierung" rübergebracht habe.
Viele Grüße
Harry