Über Religion im Allgemeinen und im Speziellen

  • #72


    Hallo lieber Marcus,
    mit 14 hatte ich sicherlich noch nicht die volle geistige Reife und war durch die äußeren Umstände geprägt. Sicherlich habe ich damals Kirche und Glaube in einen Topf geworfen.


    War auch nicht anders möglich: meine Eltern sind neuapostolisch, das ganze Leben richtete sich nur auf die Kirche aus, nicht auf den Glauben (meine Meinung). Als Kind wurde man regelrecht abgeschottet, durfte nicht auf Parties gehen, Fernsehen gabs nicht - selbst ein Freund/eine Freundin anderer Konfession wurde "komisch angesehen"! Zigmal in der Woche in die Kirche, dabei immer dieselben Phrasen - und niemals ein Bezug zum wirklichen/echten Leben! Das hat mich echt angekotzt!


    Schon als 14-jähriger habe ich es gehasst, von Haus zu Haus zu ziehen, um andere Christen davon zu überzeugen, dass man an den falschen Gott glaubt - es gab nur den neuapostolischen, alle anderen kommen (profan) in die Hölle (bin da übrigens noch nie mitgegangen). Mehrmals hat man mich schon aufgesucht (zuletzt vor etwa zwei Jahren), um mich vom Irrweg auf den Pfad des Lebens zurück zu bringen!
    Was für ein Schwachsinn!!
    Meine 3 Brüder haben übrigens ähnlich lange nichts mehr mit diesem Verein zu tun!


    Das ist jetzt über 39 Jahre her, und ich denke schon, dass ich Glaube und Kirche voneinander trennen kann. Um zu glauben, brauche ich keine Kirche. Sehe ich wie Du!
    ABER - um zu glauben, muss ich auch keinem "Pommesprediger" nachlaufen, der mich tauft! Wo ist da jetzt der Unterschied? Ist doch so ziemlich gleich, ob ich mir im Palast von Karstadt oder unter freiem Himmel beim Verkäufer am Strand in Palma eine Armbanduhr andrehen lasse!!


    Ich lebe nach den christlichen Werten, die aber auch islamische oder buddhistische sein könnten, weil die in jeder Religion/Kultur ähnlich sind. Dafür brauchts keinen Gott, nur für jeden allgemein-gültige Werte.


    Nicht glaube ich an einen Gott - was soll das sein? Und was bringt der uns? Macht der uns (aktuell) zu besseren Menschen - sorry, aber ich hasse die (erlebte) Scheinheiligkeit!


    Und nur alles für ein "Paradies im Himmel"?


    Ich schlafe gern - dann bekomme ich rein gar nichts mehr mit. Auch eine Erlösung... ;)

  • #73


    Jo - und da habe ich meine Probleme mit den selbsternannten/gewählten Stellvertretern, die nicht aufgrund ihres Glaubens zu ihrem Amt gekommen sind.
    Hab so einen (nennt sich "Priester") in der Familie (Onkel), der mir immer wieder verklickern will, dass ich ein looser bin... .
    Als meine Omi ins Pflegeheim kam (noch nicht lang her), war er der erste, der über einen Rechtsanwalt erklären ließ, dass er nichts für die Pflege zusteuern kann. So einen würde* ich mit dem Arsch nicht mehr ansehen!



    :handgestures-thumbup: Elmar, wenngleich Du manchmal etwas weniger Fremdwörter nutzen solltest - ich muss dann so oft googlen... :mrgreen: :lol:


    *
    "würde" gilt für die vier Geschwister, die dann gezahlt haben

  • #74

    Ihr habt ja derzeit echt spannende Themen - danke dafür an Sin und weg. des "Angstthread" auch an Didi. Ich finde es im übrigen total großartig, das solche Themen in einem Motorradforum behandelt werden und soviel Aufmerksamkeit erfahren; um mit Thorsten zu sprechen "Ich liebe dieses Forum".


    M.E. ist zunächst einmal klar zwischen Glaube und Kirche zu trennen - sicher kann man gläubig sein ohne etwas mit der Kirche am Hut zu haben.
    Ich war mal evangelisch und habe mich damals - vornehmlich der Kohle wegen- konfirmieren lassen. Wenn ich bis dahin noch relativ neutral der Kirche gegenüber stand änderte sich das spontan aufgrund des Pastors, der damals den Konfirmandenunterricht leitete - ein selbstherrliches A....loch ohne gleichen.
    Ich habe dann noch, kurz vor meinem 18. Geburtstag, ein sehr interessantes Buch "im Namen Gottes" gelesen, in dem die Machenschaften des Vatikan, insbesondere der Vatikanbank, im Zusammenhang mit dem 33-Tage Papst, -dessen plötzliches Ableben bis heute außerhalb des Vatikan ungeklärt ist - gelesen. Danach war für mich klar das ich zukünftig weder mit der katholischen noch der evangelischen Kirche etwas zu tun haben möchte und bin unmittelbar nach meinem 18. Geburtstag - zusammen mit meiner Mutter die ich mitgeschleift habe - ausgetreten.
    Bis heute stelle ich mir allerdings ab und an die Frage, ob ich an etwas außerhalb unserer Wahrnehmung liegendes glaube - nennen wir es mal Gott.


    Leider komme ich regelmäßig zu dem Ergebnis, dass ich wohl eher ungläubig bin und insbesondere nicht daran glaube, dass nach dem Tod noch etwas kommt. Eigentlich schade, weil ich mir vorstellen kann dass der Glaube hieran durchaus beruhigend sein könnte.


    Ich respektiere aber jeden Menschen der gläubig ist, jedoch sowohl Nicht- als auch Andersgläubige akzeptiert und diese weder zu läutern noch zu bekehren versucht. Ich habe auch goße Hochachtung vor dem kirchlichen "Bodenpersonal", welches aus Überzeugung und Berufung tatsächlich versucht, seiner Gemeinde und sonstigen Menschen wirklich zu helfen. Gegen den Glauben - an was auch immer - ist ja grundsätzlich nichts einzuwenden und wenn sich die gesamte Menschheit an wesentliche Teile der 10 Gebote halten würde, ginge es in dieser Welt sicher sehr viel friedlicher zu.


    Leider hat uns aber die Geschichte und auch die Gegenwart immer wieder gezeigt, dass im Namen diverser Religionen unfassbare Greueltaten begangen, Menschen gefoltert und umgebracht wurden - aus diesem Grunde stehe ich jeder Religion sehr skeptisch, nicht jedoch unbedingt ablehnend, gegenüber.

  • #75


    Wie kommst du darauf ?
    Mein Glaube befreit mich keineswegs von eigenem Denken und der Übernahme der Verantwortung für mein Handeln.
    Im Gegenteil: ich bin mir bewusst dass ich für mein Reden und für mein Tun verantwortlich bin, in diese Verantwortung stellt mich Gott.


    Was mir beim Lesen vieler Kommentare hier aufgefallen ist: zwar wird einerseits betont dass es ja durchaus einen Unterschied zwischen Religion und Glaube, zwischen Gott und seinem Bodenpersonal gibt, andererseits werden aber die mittelalterlichen Religionskriege der katholischen Kirche und die Religionskriege der islamischen Strömungen heute immer wieder herangezogen um einen Gott generell in Frage zu stellen. Irgendwie nicht konsistent, oder ?
    Die meisten von uns Männern sind Väter, einige sogar schon Opas.
    Wenn ihr euren Kindern sagt dass sie andere Kinder nicht schlagen sollen nur weil die vielleicht ne andere Meinung haben und eure Kinder dann aber trotzdem zuschlagen: wie würdet ihr reagieren wenn die Eltern der anderen Kinder dann sagen würden dass eure Kinder keinen Vater haben sonst hätte der nämlich nicht zugelassen dass eure Kinder die anderen verhauen ? (ich weiss, sehr hypothetisch, natürlich hauen unsere Kinder nie die anderen, unsere wehren sich ja nur ...).
    Ihr gebt doch euren Kindern zwar Anweisungen, aber letztlich lasst ihr ihnen dann doch auch ihren Willen sich an eure Anweisungen zu halten oder sich eben darüber hinwegzusetzen, richtig ?


    Ansonsten stimme ich Dirk zu.
    Das Thema würde sicher mehr als hinreichend Gelegenheit zum offenen Streit geben.
    Es wird kontrovers, aber sachlich, mit gegenseitigem Respekt und nicht unter der Gürtellinie diskutiert. Finde ich prima.

  • #76


    Hallo Matthias,


    Ich habe nicht Gott infrage gestellt, weil im Namen diverser Religionen Verbrechen an der Menschheit begangen worden sind/ werden. Ich ganz persönlich stelle Gott infrage, weil es absolut keinen Nachweis von dessen "Existenz" ( passt in diesem Zusammenhang nicht ganz.....) gibt - deswegen spricht man ja auch von Glauben und nicht Wissen.

  • #77

    Der Geist der Gutes will und Böses schafft, schlummert in jeder Religion und jedem politischen System. Was zum Beispiel die Buddhisten von ihrer Selbstlosigkeit haben, konnte man in Tibet beobachten. Die Frage, ob ein Gott existiert stellt sich für Gläubige nicht, daher ist sie mmn wenig relevant. ;)


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  • #78


    Kleine Korrektur: weder bin ich ihm nachgelaufen noch hat er mich getauft!!!
    Er kreuzte meinen Weg beruflich und wir haben 1 Jahr herrlich über Gott (und die Welt) diskutiert ;)
    Bekehrung und Taufe erfolgten bei mir nicht zeitgleich sondern mit einem Jahr Versatz und mit anderen Leuten.


    Bei deiner Vorgeschichte hätte ich aber wohl auch ein paar Probleme mit Gott. Mein Elternhaus war gemischt RK/EV.
    Neuapostolen habe ich noch nie von Haus zu Haus ziehen sehen und auch die sonstige Beschreibung erinnert mich an die Zeugen Jehovas und an die Heiligen der letzten Tage (Mormonen), die ich pers. beide als von Satan fehlgeleitete Religionen ansehe. Zur NAK hatte ich noch keinen Kontakt.

  • #79

    Hier sind schon viele Argumente und Aspekte genannt worden. Trotzdem steuere ich mal meine Sichtweise bei:


    Ein wesentliches Merkmal des Menschen ist die Fähigkeit, über seine akute Situation hinaus denken, fühlen und kommunizieren zu können. Damit eröffnet er sich die Unendlichkeit seines Gedankenkosmos, aber auch das Bedürfnis, für alles eine Erklärung zu finden.


    Schaut man sich die (uns bekannte) Menschheitsgeschichte an, findet man zahlreiche Versuche, sich das Unerklärliche erklärbar zu machen. Zu jedem Zeitpunkt galt und gilt aber, dass neues Wissen auch immer zu weiteren Fragen führt, wir also damit leben müssen, nicht alles verstehen zu können.


    Hier liegt m.E. der Ursprung für Glauben. Es tut vielen Menschen einfach gut, davon überzeugt zu sein, dass es da noch etwas anderes gibt als einfache Unwissenheit, etwas das den Zusammenhang herstellt, Ereignisse weniger zufällig macht, Verantwortung übernimmt oder einfach stärker ist usw.. Es entsteht der Glaube an einen Gott oder gleich mehrere davon.


    Kommunikation zwischen Menschen hat Glaubensgemeinschaften entstehen lassen, Kirchen sind entstanden und charismatische Führungspersönlichkeiten haben religiöse Bewegungen ausgelöst.
    Einige Menschen haben Ereignisse zu Erzählungen werden lassen, weitergetragen, verfremdet, ausgeschmückt und niedergeschrieben.
    Im Laufe der Zeit wurden Regularien und Rieten etabliert und zu Machtstrukturen ausgebaut.
    Ideologien sind entstanden und neben vielem Guten auch alle menschlichen Niederungen aus ihnen abgeleitet worden.


    Im Kern bleibt aber einfach die Frage, die jeder für sich beantworten muss: Kann ich mit der menschlichen Unzulänglichkeit leben, oder brauche ich den Glauben an etwas "Höheres"?


    Aus meiner Sicht müßig ist dagegen die Frage, ob das menschliche Phänomen, sich Gottheiten zu schaffen, existiert. Mindestens im Gedankenkosmos der Gläubigen existiert "Gott".
    Liebe kann man auch nicht "beweisen" und trotzdem spüren viele ihre Existenz und ihre Macht.

  • #80


    Liebe kann man aufgrund der chemischen Vorgänge im Körper "beweisen", wenn man das so sagen will.


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