Ich bin einfach zu gutmütig...

  • #1

    Hallo Leute,


    ich muss euch einfach mal von meinen Erlebnissen am Sonntag berichten. Es gibt ja Tage an denen man lieber hätte liegen bleiben sollen...



    Nachdem ich morgens meiner Oma bei der Renovierung geholfen habe, wollte ich am Vormittag eine kleine Tour fahren. Um zu meinem anvisierten Ziel zu kommen, muss ich bei uns durch's Industriegebiet fahren. Soweit so gut.



    Kaum im Industriegebiet angekommen, sehe ich aus einiger Entfernung Rauch. Ohne mir was dabei zu denken fahre ich weiter und stehe auf einem vor einem völlig ausgebrannten Anhänger.
    Offenbar hatte sich aber ein Glutnest gebildet, sodass der Anhänger wieder rauchte und ich mich entschloss die Feuerwehr (112) zu rufen.


    Während ich dort wartete habe ich mir den Inhalt des Anhängers ein bisschen genauer angesehen- er war voll mit Schrott (alte PC's, BobbyCars, etc...). Die Plastikplane des Anhängers war komplett geschmolzen, es stand nur noch das Gerüst da.


    In diesen 15 Minuten die ich auf die Feuerwehr wartete kamen sicherlich 50 Autos vorbei. Alle haben langsam gemacht, aber nicht um zu fragen was denn ist, sondern um munter Fotos zu machen und sich das Spektakel anzugucken. Nur ein einziger Fahrer ist stehengeblieben und hat gefragt ob alles okay ist und die Feuerwehr schon unterwegs sei.


    Aber die Härte kam dann noch: ich hatte mein Motorrad mit Warnblinkern mitten auf die Fahrspur gestellt, neben der der Anhänger auf dem Seitenstreifen stand, damit die Autos nicht noch direkt am fast brennenden Anhänger vorbeifahren. Dann kam ein Autofahrer an, blieb stehen, und beschimpfte mich, was mir denn einfiele, hier die Straße zu blockieren und den Verkehr zu behindern?!
    Ich habe gedacht ich höre nicht richtig: da begibt man sich selbst in Gefahr um andere zu schützen und dann muss man sich so was anhören?
    Wir haben ein paar nicht so nette Worte gewechselt und als ich ihm mitgeteilt habe, dass ich mich als Beamter dazu verpflichtet fühle hier in dieser Situation zu handeln, hat er sich zähneknirschend aus dem Staub gemacht. :snooty: Wahrscheinlich hatte er Angst dass ich von den Blauen bin :shhh:


    Der Zugführer der FW sah die Sache etwas anders: er war erfreut über soviel Handeln eines Unbeteiligten, der einfach mal so die Straße sperrt und die Feuerwehr ruft. Die meisten sind und wären einfach vorbeigefahren. Wir haben dann noch ein paar Wörter gewechselt und ich konnte mich dann endlich weiter machen.
    Der Anhänger hatte am frühen Morgen schon mal gebrannt, wie man hier lesen kann.



    Die folgende Tour mit der X war sehr schön :dance:



    Es wurde dann aber leider Abend und so musste ich mich von Wiesbaden auf den Weg Richtung Brühl an meinen Studienort machen.


    Etwa 40 Minuten vor meiner Ankunft fahre ich mit dem Auto gemütlich über die A3: rechte Spur, 120km/h.
    Plötzlich taucht im Scheinwerferlicht ein LKW auf, der halb auf dem Seitenstreifen und halb auf der rechten Fahrspur steht- komplett unbeleuchtet!!! Ich also voll in die Eisen und auf die Standspur gezogen. Warnblinker an und ein paar Meter vorsichtig zurückgerollt, um nicht direkt hinter dem LKW zu stehen. Wenn doch einer in ihn rauschen sollte, sieht es um mich und mein Auto auch nicht mehr so gut aus...
    Schnell die Warnweste übergezogen und raus aus dem Auto zu dem LKW.
    Darin saß ein Mann der das (alte) Teil einfach nicht mehr anbekam. Der Anlasser drehte einfach durch. Ich habe ihm gesagt, dass er doch bitte den LKW auf die Standspur rollen lassen sollte, denn direkt neben dran rauschten die Autos, Busse und LKWs vorbei. Aber leider war "nix verstehen" angesagt... Na wunderbar!


    Die Suche nach seinem Warndreieck blieb erfolglos und so musste meins herhalten.
    Von der Idee die Polizei zur Absicherung zu verständigen war er offenbar nicht so begeistert, denn als ich das Wort "Polizei" aussprach (komisch, das versteht jeder auch wenn er kein Deutsch kann :whistle: ) meinte er dass er das schon machen würde.
    Ich hatte ein schlechtes Gefühl bei der Sache und habe sie lieber selbst gerufen.


    Nachdem es einige Male wirklich haarscharf zu Unfällen kam (obwohl ich mit Abblendlicht, Warnblinker und laufendem Motor da stand und wenigstens etwas Licht spendete) bin ich wieder raus aus dem Auto auf den Standstreifen und habe versucht durch Winkzeichen mit den Armen die Fahrzeuge auf der rechten Spur in die Mitte zu lenken, was aber nur mäßig klappte.


    Irgendwann drehe ich mich um: da fährt der einfach davon! Er muss es wohl irgendwie geschafft haben das Teil zum Laufen zu kriegen, aber statt dann einfach nur auf den Standstreifen zu fahren und zu warten oder sich wenigstens bei mir zu bedanken oder auch nur zu melden, fährt der einfach davon! Da stand ich dann: mitten auf der Autobahn auf dem Standstreifen wie bestellt und nicht abgeholt. Ich habe also wieder den Notruf gewählt und die neue Sachlage geschildert.


    Zur Info: das Ganze spielte sich in einem Zeitfenster von 22 Minuten ab von meinem ersten Notruf bis zum tatsächlichen Eintreffen der Polizei. Ich hätte ja gedacht dass die schneller kommen, die Situation war höchst lebensgefährlich und das habe ich beim Anruf auch geschildert, aber offenbar sahen sie das nicht so... :snooty:


    Die Kollegen waren aber sehr nett und wollten dann gleich weiter fahren ob sie den LKW noch irgendwo erwischen.
    Zum Glück konnte ich ihnen das Kennzeichen geben, das hatte ich mir nämlich aufgeschrieben weil ich eh so ein komisches Gefühl bei der ganzen Sache hatte...
    Auch sie waren erstaunt von soviel Einsatz und der Tatsache, dass ich mich hier so einer gefährlichen Situation ausgesetzt habe.



    Was ich damit eigentlich nur sagen will:
    Es sollte doch eigentlich selbstverständlich sein, dass man in Notsituationen anderen Leuten hilft. Das sollte nicht nur für Beamte selbstverständlich sein, sondern für ALLE Bürger. Man muss ja nicht unbedingt stehen bleiben und sich selbst in Gefahr bringen, aber einen Notruf kann wirklich jeder absetzen!
    Viel schlimmer ist aber, dass man für seine Hilfe nicht mal einen Dank bekommt, sondern von irgendwelchen Idioten angemeckert wird und das "Opfer" einen einfach eiskalt wie einen Deppen stehen lässt...




    Also Leute: zeigt Zivilcourage, vielleicht seid ihr die nächsten, die auf die Hilfe eines anderen hoffen müssen...
    Ein Notruf kostet nichts - kein Notruf kostet eventuell Menschenleben.







    P.S.: Die Fotos im Anhang zeigen die Situation. Der LKW ist komplett unbeleuchtet. Das andere Bild ist leider verschwommen, aber ich war immer in Bewegung und hatte leider keine Zeit für HD-Aufnahmen. :shifty:

  • #2

    Autobahn :shock: oh Mann nur Glück, das da keiner reingerauscht ist. :think:
    Aber mit dem HELFEN das ist so ne Sache Robin, du sagst richtig: "Auch sie waren erstaunt von soviel Einsatz und der Tatsache, dass ich mich hier so einer gefährlichen Situation ausgesetzt habe."

  • #4


    Klar, wenn man die Sache im Nachhinein mal etwas objektiv betrachtet, war das vielleicht nicht ganz soooo schlau.


    Aber mein einziger Gedanke in der Situation war zu helfen, denn es wäre sonst, davon bin ich überzeugt, definitiv noch zum Unfall bekommen.


    Ich bin, gerade bei Dunkelheit, noch aufmerksamer und habe den LKW daher gesehen. Jemand der evtl. gerade am handy spielt, das Navi bedient oder den Radiosender verstellt, kann vielleicht nicht mehr bremsen.



    Ich denke es war die richtige Entscheidung und ich würde es definitiv wieder machen!
    Wenn etwas passiert wäre, hätte ich mir selbst Vorwürfe gemacht einfach weitergefahren zu sein.

  • #5

    Mach dir nichts drauß! Ich "helfe" seit 40 Jahren von Beruf wegen - und jeder Spacko glaubt, dass er mich/uns :obscene-moneypiss: kann


    Sieh es mal so: Mit Zivilcourage ausgestattet sein, bedeutet automatisch, zu einer elitären (weil seltenen) Minderheit zu gehören :text-thankyoublue:

  • #6


    Also bisher wurde meine Hilfe eigentlich immer dankend angenommen, nicht nur von den "Amtsträgern" sondern auch von den Betroffenen.
    Aber am SO war irgendwie der Wurm drin...


    Statt zur Elite zu gehören würde ich mir lieber wünschen, dass die Minderheit wächst... :angelic-halo:

  • #7

    Helfen ist immer gut und richtig :!:


    Aber man sollte seine eigene Sicherheit nie vernachlässigen. Das heißt, auf der Autobahn auch bei Hilfe immer hinter der Leitplanke Schutz suchen :!:


    Dank kannst du meistens nicht erwachten. Ich habe 2 x mit meinem Feuerlöscher brennende PKW,s gelöscht. Den Opfern habe ich meine Visitenkarte gegeben und sie haben gesagt, dass sie sich mit mir in Verbindung setzen werden, um meien Kosten zu begleichen.
    Habe aber nie etwas von denen gehört.

    Gruß uss Kölle, Pitter


    Lerne aus der Vergangenheit
    et hät noch immer jot jejange
    (es ist noch immer gut gegangen)

  • #8


    Ja, die Leitplanke habe ich schmerzlich vermisst. Es gab nämlich keine :snooty:


    Die Kosten für den Feuerlöscher und Verbandmaterial sind doch erstattungsfähig (Unfallkasse Bund??).
    *Ironie an* Ob ich das Benzin, was in den 25 Minuten verblasen wurde, auch erstattet werden kann? *Ironie aus*

  • #9

    Ich frag mich warum die Blauen so langsam gemacht haben? In 25 min schafft man bei zügiger Fahrweise (160km/h) knapp 70km. Bei Hackengas entsprechend mehr.


    Komische Sache...

    Es grüßt der Maddin aus Meck-Pomm


    Freiheit ist und bleibt ein Privileg!

  • #10


    DAS habe ich mich auch gefragt.


    Ich meine es ging hier nicht einfach um ein Auto das auf der Standspur stand, sondern um eins was unbeleuchtet auf der rechten Spur stand! :snooty:


    Das habe ich am Telefon auch gesagt, aber offenbar war es nicht so interessant. Sie kamen auch mit Blaulicht an, aber ohne Martinshorn und ohne wirklich erkennbare Eile... :snooty: :snooty: :angry-nono:

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