Originalfederbein austauschen gegen z.B. ein ZF-Sachs. Hier der Umbau für Leichtgewichte wie mich.
Achtung: Umfangreich, nichts für jeden! Warum? Begründung weiter unten (Ja, ja, ist wieder ne Menge.......)
Ich hatte hier ja schon einmal ausführlich vom Gabelumbau meiner RC88 berichtet.
Umgebaut hatte ich von der werksmäßig progressiven Feder auf eine lineare Feder mit 7N/mm. Zusätzlich hatte ich noch
ein YSS-Gabelventil, das prinzipiell wie das "Dualbending-Ventil" der Showa-Gabel arbeitet, verbaut.
Sinn und Zweck war es die für mich als Leichtgewicht zu harte Gabel komfortabler zu machen. Das hat soweit funktioniert
aber ich werde die von mir erhöhte Federvorspannung wieder etwas zurücknehmen und das verkleinerte Luftpolster wieder
vergrößern. Ich war erst auf Nummer sicher gegangen aber es hat sich gezeigt das etwas weniger Gabelöl sowie das kürzen
der Distanzhülse, also weniger Federvorspannung und progressives Luftpolster nicht schaden können und dadurch die Gabel
noch lange nicht schwammig wird.
Beim YSS-Gabelventil werde ich die Federvorspannung jetzt fast auf Null drehen oder eine Feder mit niedrigerer Federrate
verbauen. Dazu muß ich die verbaute allerdings erst messen. Ob eine solche Feder erhältlich ist?
("Det-Mainzel, alias Winni" hatte die Federvorspannung des Gabelventiltellers ja schon fast auf Null gesetzt, hätte ich mal auch
gleich machen sollen
Wen das Thema interessiert kann ja bei Bedarf nach meinen Artikeln hier im Forum suchen, dann wird einiges klarer.
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Jetzt aber zum eigentlichen Thema: DAS FEDERBEIN
Das das Original nicht gerade zu den sensibelsten, schnell ansprechenden und hochwertigen Federbeinen gehört wird so
mancher, je nach Beladung, schon weniger oder mehr gespürt haben. Egal was ihr jetzt sagt, ich halte das Original verbaute für
einen Kompromiss aus Preis Leistung und der von Honda zu beachtenden maximalen Zuladung. Bei höherer Beladung mag es
gehen, aber bei mir als Leichtgewicht? Passt aber, Mittelklasse Moped, max.- Mittelklasse Federbein mit der Tendenz zur
Härte, etwas unsensibel, in der Klasse aber nichts ungewöhnliches.
Es mußte eine Lösung her zumal das Federbein zu der jetzt schon sensibleren Gabel passen sollte.
Ich habe also gefahndet und auch durch einen Hinweis hier im Forum bin ich auf das amerikanische "NC700-Forum.com"
gestoßen. Da gab es mehrere gute oder weniger gut dokumentierte Umbauten auf andere Federbeine. Denen ist genau wie
mir aufgefallen das das Original-Federbein wohl nicht das gelbe vom Ei ist.
Nach vielem Lesen habe ich mich für das ZF-Sachs Federbein, welches in der Aprilia Tuono 1000 r verbaut wurde, entschieden.
Bei Ebay Kleinanzeigen wurde ich fündig, 70Eur inkl. Versand wurde vom Verkäufer akzeptiert.
(Dieses Federbein hat wie das der NC einen Lochabstand der Buchsen von ca. 310mm)
Da ich selber gerne etwas mache und mir die neuen und käuflichen Lösungen zu teuer erschienen, da sie ja auch nur ein
Experiment sind und ich nicht weiß ob das neue Federbein für mich richtig abgestimmt ist, gehe ich diesen Weg.
Das schöne bei diesem Federbein ist das man bei Bedarf von ÖHLINS passende Federn mit unterschiedlichen Federraten
nachkaufen und montieren kann. Je nach Anbieter ab 60Eur und seltener auch was Gebrauchtes.
Wenn's also zu weich zu hart oder zu niedrig ist, alles kein Problem und absolut bezahlbar.
Als ich es ausgepackt habe dachte ich, na das ist mal nen Federbein, ne ganz andere Nummer wie das Original. Von den
Dimensionen alles ne Nummer größer und solider und absolut hochwertig verarbeitet. Egal ob der Federdurchmesser, Dämpfer-
kolbenstange etc. alles ne Nummer solider und das ganze voll zerlegbar!
Was mir vor dem Kauf wichtig war und für den Fall der Fälle, ja es gibt komplette Dichtsätze für ca. 20Eur. O.K. das ist nichts
für jeden denn den Stickstoff sowie das Öl abzulassen und wieder aufzufüllen ist nichts für jederman, ich hätte die Möglichkeit
und habe es vor Jahren schon einmal an einem BMW Federbein gemacht.
Jetzt gibt es ein Problem, die verbaute Feder. Im amerikanischen Forum waren die Fahrer alle schwerer wie ich und hatten dem-
entsprechend leichte Probleme beim richtigen einstellen der Negativfederwege mit der Originalfeder.
Kurze Erklärung:
Negativfederwege 1 (N1) – dieser ergibt sich aus dem Eigengewicht des Motorrads.
Negativfederweg 2 (N2) – ist der Negativfederweg mit Fahrer
Das Maschinen- und Fahrergewicht darf etwa 30 % des gemessenen Gesamtfederweges betragen.
Die Originalfeder lies sich bei diesen allerdings nicht optimal einstellen da obwohl sie die Einstellringe mit dem Hakenschlüssel
schon weit runtergedreht hatten N1 und N2 noch über den gewünschten ca. 30% lagen.
Dafür gibt es allerdings eine Lösung.
Und da ich heute Zeit und Lust hatte habe ich einmal losgelegt.
Zuerst habe ich die Feder mit dem Hakenschlüssel max. komprimiert. Dann mit Kabelbindern die Feder fixiert und dann die Einstell-
ringe wieder zurückgedreht. Jetzt konnte ich unten am Federbein den Sperrring rausziehen und die Feder abziehen.
Sicht und Funktionsprüfung.
Die Kolbenstange bis zum Anschlag eingedrückt und siehe da sie kam wieder raus wie es sein soll, bedeutet das Stickstoffpolster
ist o.k.. Die Kolbenstange weist keinerlei Riefen oder Schlieren auf, wie neu, kein Ölverlust. Das wäre auch verwunderlich gewesen
nach knapp 16tKm. (Der Erstbesitzer hat das Sachs gegen ein sündhaft teures Öhlins Federbein ausgetauscht, wer hat der hat,
schaut mal nach den Preisen)
Jetzt das Federbein 4x um 90° gedreht und jeweils die Kolbenstangen eingeschoben und wieder rauskommen lassen. Kein Gluckern
und Glucksen zu hören, Ölfüllung o.k.
Da dieses Federbein im Gegensatz zum Original über eine einstellbare Zugstufe verfügt habe ich diese, auch wenn das nicht praxis-
nah ist, getestet. Schraube zugedreht, also auf hart bzw. langsames Ausfedern gestellt, Kolbenstange eingedrückt und siehe da,
die Kolbenstange kam gaaanz langsam wieder raus. Jetzt die Schraube aufgedreht, schwupps kam die Kolbenstange viel schneller
raus, funktioniert.
Da war noch das "Problem" mit dem Negativfederweg und dessen Lösung:
Der einfachste Weg, eine 20mm Distanzscheibe die ich aus POM auf der Drehbank gedreht habe. Na das ging mal flott, gelernt ist
gelernt.
Noch etwas geputzt, Einstellringe wieder nach oben gedreht, Gleitscheibe, Distanzring und Feder aufgeschoben, den Sperrring
wieder eingesetzt, die Einstellringe wieder runtergedreht und die Feder auf Druck gebracht. Hierdurch die Kabelbinder entlastet,
Kabelbinder abgemacht, fertig!!!! Lief alles wie am Schnürchen und ich war nach ca. 3-Stunden fertig (mit Kaffepausen).
Was mir noch aufgefallen ist: Die obere sowie die untere Aufnahmebuchse ist nicht einfach in Gummi gelagert! Oben ist ein
mit Dichtlippen abgedichtetes Fluchtlager verbaut welches sich 3-dimensional bewegen lässt. Unten scheint ein gummigelagertes
Nadellager verbaut zu sein welches ebenfalls durch Dichtlippen abgedichtet ist. Qualität soweit das Auge reicht, das hatte neu
allerdings auch seinen Preis.
Wenn ich jetzt dazu komme werde ich das Original ausbauen, dessen Lagerbuchsen vermessen, die Lagerbuchsen vom ZF-Sachs
anpassen und es dann verbauen.
Das kann allerdings noch etwas dauern, unter Zeitdruck mache ich soetwas nicht, es soll ja Spaß machen.
Und vorab wird noch die Gabel wie oben beschrieben einem Feintunung unterzogen.
Zu gegebener Zeit werde ich berichten.
Ja, ja, ist wieder ne Menge Stoff, aber ihr kennt mich ja. Wenn ich ähnliches im Netz zu dem Thema Federbein gefunden hätte
wäre ich allerdings froh gewesen und es hätte meine Nachforschungen drastisch verkürzt.
Vielleicht interessiert es ja tatsächlich jemanden der wie ich nicht gleich Unsummen in ein Neuteil investieren möchte. Auch ein
neues Federbein das auf Kundenwunsch und dessen Angaben hin gefertigt und abgestimmt wird ist noch lange kein Garant dafür das
man letztendlich damit zufrieden ist. Wie ich hier schon lesen konnte sind die Philosopien der Anbieter, wie ein gutes Federbein individuell
abzustimmen ist doch durchaus unterschiedlich. Und wenn's dann nicht passt, ordentlich Geld versenkt, unnütz Zeit investiert samt Ärger
und Frust.
Das muß nicht sein!!! kann aber.
Und nein, ich weiß das nicht jeder das obige umsetzen kann und will und gern in ein angepasstes Federbein investiert, absolut
legitim und nachvollziehbar und meistens hauts ja auch hin, alles gut. Aber Selbermacher wie ich die Spaß daran haben.........
Apropo, wenn jemand einen solchen Umbau auf die ZF-Sachs Feder interessant findet, dem würde ich falls benötigt für einen schmalen
Taler ein Distanzstück drehen. Das Drehen dauert max. 1Std.. Das Saubermachen nervt. Egal, gesetzt den Fall das, kurze PN an mich.
Falls jemand für ein anderes Federbein ein Distanzstück braucht, auch kein Problem.
Man habe ich das wichtigste fast vergessen, die Fotos, ich Depp
Gruß, Thomas